Ist die Unizeit die schönste Zeit des Lebens?
Ich unterhielt mich neulich mit einer Bekannten über das Studium an sich, wobei sie ihre Studienzeit als ziemlich stressig empfunden hat und da unter ziemlichen Leistungsdruck gestanden hat. Sie meinte, dass ihr Nebenjob ihr dagegen wie ein Hobby vorgekommen wäre. Die Generation ihrer Eltern hätte das Studium noch als "schönste Zeit ihres Lebens" empfunden, wobei dies bei meiner Bekannten nicht der Fall war. Sie war im Endeffekt froh, dass das Studium vorbei war und der ganze Stress von ihr abgefallen ist.
Gut, ich habe jetzt nicht dasselbe studiert wie sie, daher kann ich nur für mich sprechen. Als so stressig habe ich das Studium nie empfunden und ich bin der Ansicht, dass man sich den Stress teilweise selbst verursacht in dem man beispielsweise die Regelstudienzeit unbedingt einhalten möchte, weil man ansonsten Nachteile befürchtet. Würdet ihr die Unizeit als "die schönste Zeit eures Lebens" bezeichnen? Oder hatte es die Eltern-Generation in dieser Hinsicht besser?
Aus Anekdoten habe ich gehört, dass im Studium lange Zeit wirklich "früher alles besser" war. Man konnte auch mal ein bis fünf Semester verbummeln, Anwesenheitspflicht gab es kaum, Regelstudienzeiten waren bestenfalls Richtlinien, alles war weniger "verschult" und irgendwie ist man dann schon in einen passablen Job gerutscht.
So, wie man mir davon erzählt, war der Druck einfach nicht so hoch, mit 22 schon ein Dutzend Praktika, drei Fremdsprachen und vier Auslandsaufenthalte (natürlich nicht zum Feiern, sondern anrechenbare Semester!) im Lebenslauf stehen zu haben. Und gekostet hat das Ganze natürlich auch nichts, sodass ein bisschen Kellnern locker zum Lebensunterhalt gereicht hat, wobei die Finanzspritze von daheim natürlich auch nicht gefehlt hat. Leute aus weniger betuchten Schichten haben damals natürlich einfach nicht studiert, das war größtenteils undenkbar.
Studieren scheint damals wirklich etwas für das gehobene Bürgertum gewesen zu sein, deren mehr oder weniger höhere Söhne und Töchter dort ein paar Jahre vergammelt haben, während die Mehrheit der Bevölkerung irgendwo am Band oder als Hausfrau/Mutter ihr Dasein gefristet hat. Nach dem Studium haben die Töchter dann geheiratet und die Söhne Papis Laden/Werkstatt oder was auch immer übernommen. So zumindest mein genereller Eindruck vom Studium in den Achtzigern.
Von daher kann ich verstehen, dass Leute, deren Studium schon ein paar Jahrzehnte her ist, sich nostalgisch an die schönste Zeit ihres Lebens erinnern, als sie, einerseits schon volljährig, andererseits praktisch frei von Verpflichtungen aller Art, ein paar Semester in Goa vor sich hin gekifft haben, um dann doch irgendwann die Kurve zu kriegen.
Aber die Zeiten haben sich eben geändert. Generell halte ich wenig davon, eine bestimmte Zeit im Leben pauschal zur "schönsten" zu deklarieren, weil das ja heißt, dass es danach nur noch bergab geht. Und das finde ich eigentlich nicht, dass die schönste Zeit im Leben mit 25 und irgendeinem schäbigen akademischen Abschluss in der Tasche schon vorbei ist.
Heutzutage kann jeder studieren, der sich in der Schule entsprechend anstrengt, deswegen kann man nicht nur umher bummeln, sondern muss möglichst viel Leistung zeigen aus der Masse herausstechen, möglichst viel machen, möglichst sehr gut sein, dass man da im Mittelmaß nicht untergeht. Sicherlich ist es eine schöne Zeit, wenn man zum Beispiel mal Semester im Ausland machen kann, aber der Druck ist eben auch hoch, auch finanziell ist der Druck nicht eben gering, wenn man seine Zeiten sieht, was man nacharbeiten muss und dann noch irgendwie arbeiten gehen muss, weil man sich sonst nicht über Wasser halten kann.
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