Ist die Todesstrafe heute noch zeitgemäß?
Heutzutage ist die Todesstrafe ethisch und strafrechtlich umstritten; sie gilt für viele als unvereinbar mit den Menschenrechten. Viele setzen sich für ihre weltweite Abschaffung ein. Dennoch warten immer noch um die 20.000 Menschen weltweit auf ihre Hinrichtung. Im Jahr 2018 fanden ca. 700 gemeldete Hinrichtungen statt.
Auch in Texas ist die Todesstrafe noch erlaubt. Kommende Woche sollte die Hinrichtung im Fall Rodney Reed erfolgen, nun hat ein US-Gericht die Hinrichtung des verurteilten Mörders ausgesetzt. Auch Prominente (wie Kim Kardashian oder Rihanna) hatten sich für ihn eingesetzt. Seine Verteidiger erklärten, dass nach dem Prozess aufgetauchte Beweiselemente die Version stützen und auf einen anderen Verdächtigen hinweisen. Bei diesem soll es sich um den Verlobten des Opfers handeln.
Während manche in der Todesstrafe eine gerechte Vergeltung und eine Abschreckung für die restliche Bevölkerung sowie eine Kosteneinsparung gegenüber jahrelanger Haftkosten sehen, argumentieren Gegner wie folgt: Vergeltung ist eine Form der Rache. Sie verfehlt den Abschreckungszweck, es gibt dem Täter keine Chance zu Einsicht und Besserung und Justizirrtum/Missbrauch sind dabei nie auszuschließen. Außerdem verletzt es die unantastbare Menschenwürde.
Wie seht ihr das? Findet ihr die Todesstrafe noch zeitgemäß? Könnt ihr die Todesstrafe bei bestimmten Vergehen (wie z.B. Mord) verstehen?
Kennst du die Studien aus den USA? Da es dort ja Staaten mit und ohne Todesstrafe gibt, kann man das sehr gut vergleichen und sieht so zum Beispiel, dass die Abschreckung ein Mythos ist, der nicht durch Zahlen belegt werden kann. Wenn man mal kurz darüber nachdenkt, ist das eigentlich doch auch logisch. Der kaltblütig planende Mörder rechnet damit nicht erwischt zu werden und der Mörder im Affekt denkt in dem Moment eh nicht über Konsequenzen nach.
Kommen wir zur angeblichen Kosteneinsparung. Hochsicherheitsgefängnisse sind sehr teuer und es dauert oft Jahre, bis ein Angeklagter alle Instanzen durch hat und alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft hat. Auch das kostet. Und arme Menschen werden überproportional oft beschuldigt und wer bezahlt dann wohl die Verteidiger? Genau, der Staat.
Dann wären da die Justizirrtümer. Die Zahl der unschuldig zum Tode verurteilten ist in den USA erschreckend hoch. Auch hier sind die ärmeren Schichten und nicht Weiße überproportional oft betroffen. Man muss es leider so sagen, das System ist rassistisch und diskriminierend.
Aber davon mal ganz abgesehen - seit wenn ist tot sein denn eine Strafe für die Person, die tot ist? Kannst du dich vielleicht daran erinnern wie es war nicht zu existieren, vor deiner Geburt? Natürlich nicht. Das ist eine Strafe für die Familie und für die Freunde, die unter dem Verlust leiden, aber doch nicht für den Toten.
Schaue dir mal an wie hoch die Selbstmordrate in den amerikanischen Gefängnissen ist. Warum bringt sich denn jemand um, den der Staat in ein, zwei Jahren eh vergiftet? Sicher nicht weil der Tod das schlimmste ist was der sich vorstellen kann. Das ist wahrscheinlich ein sehr willkommener Ausweg für Menschen, die oft 23 Stunden pro Tag in einer kleinen Zelle in Einzelhaft sitzen, ohne Hoffnung da jemals rauszukommen.
Ohne es jetzt näher ausschmücken zu wollen, aber es gibt doch solche abscheulichen Verbrechen, da haben die Täter bei mir jedes Recht an ihrem Weiterleben auch verwirkt. Solche Ideen kämen mir da nicht in den Kopf, denen noch eine Chance zu Einsicht und Besserung zu geben. Die Todesstrafe hätte bei mir auch nichts mit Abschreckung oder Kosteneinsparung zu tun und in ganz besonders schweren Fällen, halte ich sie für angemessen.
Ich halte die Todesstrafe für nicht angemessen, weil sich dann der Staat auf dieselbe Ebene wie der Mörder stellen würde. Würde man sie wieder einführen, wäre das für mich eher ein Signal, dass auch der Staat körperlicher Gewalt und der Tötung von Menschen zustimmt. Mein Eindruck ist daher, dass man damit den Menschen signalisiert, dass das Töten anderer unter bestimmten Umständen in Ordnung ist. Das fände ich ehrlich gesagt fatal und in der heutigen Zeit ein völlig falsches Signal.
Die Todesstrafe macht unschuldige Menschen zu Mörder, das ist meine Meinung dazu. Immerhin wird man selber auch zum Mörder, wenn man einen Mörder richtet und letztendlich weiß man nie zu 100% ob der Täter oder der vermeintliche Täter es wirklich war. Es sitzen so viele Unschuldige im Todestrakt, Menschen bei denen man denkt, dass das doch gar nicht sein kann. Wenn man sich mal mit Zahlen und Tatsachen auseinandersetzt und das alles kritisch hinterfragt, dann ist das nichts, was dem standhalten kann. Die Todesstrafe ist etwas für die Seele der Opferfamilien, nicht mehr nicht weniger.
Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, einen Abschluss oder was auch immer, sondern um Rache. Wie du mir so ich dir. Im Todestrakt muss man lange auf seinen Tod warten, die Leute werden dennoch jeden Tag versorgt und sie können etliche Gerichtsverfahren führen bis sie letztendlich kostenintensiv umgebracht werden. Eine Frage der Kosten sollte es nicht sein, aber eine Frage von Menschlichkeit.
Wenn auch nur der Hauch eines Zweifels besteht, kann ich doch keinen Menschen für etwas umbringen was er vielleicht gemacht hat. Eine Haftstrafe ist sicherlich für die Opferfamilie unbefriedigender, aber menschlich die richtige Lösung, da sich ein Unschuldiger so noch wehren kann. Ich bin nicht dafür, dass Menschen sich gegenseitig umbringen, egal in welchem gesetzlichen Rahmen.
Zum Thema Todesstrafe vermeide ich es ganz bewusst, irgendwelche Äußerungen zu tätigen. Was ich hier sage, stellt also die absolute Ausnahme dar. Insbesondere die nie ganz auszuschließenden Mängel in den Verfahren oder kurzum in der Justiz selbst, die ja in den Einzelfallentscheidungen wiederum von Einschätzungen von Richtern und Geschworenen beeinflusst ist, sollte den Denkanstoß in der Bewertung der Todesstrafe in eine bestimmte Richtung lenken. Auch spielt die politische Situation des jeweiligen Landes eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Das in deutschen Medien bekannt gewordene und wohl spektakulärste Beispiel von eklatantem Justizirrtum ist der Fall Jens Söring. Dieser wäre, soweit es mir bekannt ist, bereits hingerichtet worden, ginge es nach der Auslegung des Rechts bei den Verfechtern der harten Linie des von Bundesstaat zu Bundesstaat durchaus abweichenden Rechtssystems in den USA.
Dabei wurden, wie es publiziert wurde, Beweismittel bewusst nicht zugelassen beziehungsweise so manipuliert, dass möglichst schnell die Sensationsgier der Medien befriedigt werden konnte und ein Sündenbock gefunden wurde. Jens Söring hatte sich in Unkenntnis des amerikanischen Rechssystems selbst in diese Sündenbockfunktion hineinmanövriert und sich selbst belastet, um seine Freundin zu entlasten. Und ein einmal abgegebenes Geständnis gilt im amerikanischen Rechtssystem ganz im Gegensatz zu Deutschland bereits als Verurteilungsgrund, der nicht noch einmal im Rahmen der Beweisaufnahme durch andere Indizien und Zeugen, sowie andere Beweismittel untermauert werden muss.
Wäre es nun nach einigen amerikanischen Hardlinern gegangen, die ein Exempel der Bestrafung für die zweifellos als abscheulich zu betrachtende Tat statuieren wollten, wäre aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vor Bekanntwerden der Verfahrensmängel unschuldiges Blut geflossen. Hier das Neueste. Durch seinerzeitige Intervention des Europäischen Gerichtshofes wurde er vor der Todesstrafe bewahrt. Sonst hätten wir einen Justizmord mehr.
Das Thema ist immer schwierig. Gleichzeitig bin ich auch mal ganz frech der Meinung, wieso sich andere Länder eigentlich erdreisten, sich in irgendwelchen Justiz-Geschichten anderer Länder einmischen zu wollen? Wenn es um die Todesstrafe geht, meint sich Deutschland anmaßen zu können, jemanden nicht auszuweisen und auch andere Länder. Frechheit ist das.
Uns gehen Justizsysteme anderer Länder nichts an. Hier mischt sich ja, bis auf die wundervolle (Ironie) EU auch keiner in die inneren Gesetze der Länder ein. Und man sieht ja auch hier, wie toll die Auswirkungen sind, eben gar nicht! Ob es zum Thema Abschiebung geht und mehr, hier wird man von der EU behindert, und innere Gesetze zählen, wenn man soweit klagt, gar nichts mehr.
Die Todesstrafe halte ich weiterhin für absolut zeitgemäß. Sie ist keineswegs abschreckend, wie ich vor 20-30 Jahren dachte, als ich bereits als Kind dafür war. Das ist sie nicht und hier muss ich auch meine Ansicht korrigieren. Macht aber auch nichts. Jeder, der ein Kind missbraucht und vergewaltigt, der ein Kind tötet oder einen Menschen das Leben nimmt, weil man in einer Gang ist, die Dame einen nicht haben will usw. Der hat sein Recht auf Leben verwirkt.
Jetzt kommt die Aussage sicher, aber dann ist das dortige Justiz-System nicht besser, weil es ja ein legaler „Mord“ sei. Ja mag sein, wenn man das so betrachten möchte, stimmt dies. Doch für mich ist das gerechtfertigt und das bleibt auch meine Ansicht.
Gleichzeitig sollte man ganz kleine Brötchen über andere Länder und deren Strafen backen. Mit Saudi-Arabien haben wir eines der brutalsten Länder rundum die Todesstrafe. Öffentliche Hinrichtungen mit dem Schwert, Steinigen und mehr drohen dort für Kleinigkeiten. Da geht es dann nicht um vergewaltigte Frauen, sondern um Frauen, die sich nicht unterdrücken wollen. Homosexuelle Handlungen oder Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe. Aber was tut Deutschland? Saudi-Arabien mit Waffen beliefern, in den Arsch kriechen und vieles mehr. Also Doppelmoral vom Feinsten.
Irak, Iran, Indonesien, China, Syrien und etliche muslimisch schwer geprägten Länder auf dem afrikanischen Kontinent nutzen die Todesstrafe auch weiterhin. Doch dort wird Geld, auch von unserer Regierung reingebuttert (Entwicklungsgelder usw.). Mit China wird gerne auf gut Freund gemacht, mit dem Russen sowieso usw.
Wenn man sich an Gesetze halten soll, dann muss man auch mal lernen, die Gesetze anderer Länder, so grausam viele sind, zu akzeptieren. Kann man dies nicht, wie im Falle der Todesstrafe nicht selten vorkommt, dann sollte man auch politisch diese Länder links liegen lassen, aber wenn man profitieren kann, dann vergisst man gerne, welches Leid dort z.B. in Saudi-Arabien, Afghanistan, auf Bali oder in Indonesien, Sumatra, Südsudan, Sudan usw. rundum die Todesstrafen herrscht.
Doch jeder darf denken, was er möchte. Ich finde, bei Mördern und Vergewaltigern egal ob zu Lasten von Kindern, Männern und Frauen ist das Lebensrecht verwirkt. Solche Leute muss man nicht noch auf Staatskosten bewirten.
Die Todesstrafe ist natürlich auch keine direkte Strafe. Wenn ich darüber Revue passieren lasse, stimmt es. Doch in den USA dauert sie teils Jahrzehnte, ehe sie angewandt wird und das Knastleben ist dort nicht mit unserem Schickimicki Knast zu vergleichen.
Kätzchen14 hat geschrieben:Jeder, der ein Kind missbraucht und vergewaltigt, der ein Kind tötet oder einen Menschen das Leben nimmt, weil man in einer Gang ist, die Dame einen nicht haben will usw. Der hat sein Recht auf Leben verwirkt.
Steht dann für dich also der Rachegedanke bzw. das altbiblische Motto "Auge um Auge, Zahn und Zahn" im Vordergrund? Genau deswegen bin ich gegen die Todesstrafe, weil ich denke, dass damit letztlich das Töten als Akt der Bestrafung oder der Rache gewissermaßen staatlich legitimiert wird. Signalisiert man damit nicht eher, dass das Töten von Menschen ja doch irgendwie in Ordnung ist, wenn es sogar der Staat ganz offiziell tun darf?
Deswegen halte ich die Todesstrafe für absolut obsolet und nicht mehr zeitgemäß. Derartige Rachefantasien sollten keinesfalls von staatlicher Seite gefördert und unterstützt werden.
Was noch nicht erwähnt wurde, ist die Tatsache, dass ein Delinquent als legitimes Ersatzteillager für Organe angesehen wird. So wird in bestimmten Ländern den zum Tode Verurteilten kurz vor Vollstreckung des Urteils systematisch Organe für Organspende entnommen. Dass diese Praxis auch gewissen Organspendebefürwortern hierzulande in den Kram passen würde, könnte ich mir gut vorstellen. Jedenfalls könnten sie mit dem Gedanken gespielt haben, aus diesem Grunde für die Wiedereinführung der Todesstrafe in Deutschland zu stimmen. Wehret den Anfängen, kann ich da nur sagen.
Kätzchen14 hat geschrieben:Irak, Iran, Indonesien, China, Syrien und etliche muslimisch schwer geprägten Länder auf dem afrikanischen Kontinent nutzen die Todesstrafe auch weiterhin. Doch dort wird Geld, auch von unserer Regierung reingebuttert (Entwicklungsgelder usw.). Mit China wird gerne auf gut Freund gemacht, mit dem Russen sowieso usw.
Wenn man sich an Gesetze halten soll, dann muss man auch mal lernen, die Gesetze anderer Länder, so grausam viele sind, zu akzeptieren. Kann man dies nicht, wie im Falle der Todesstrafe nicht selten vorkommt, dann sollte man auch politisch diese Länder links liegen lassen, aber wenn man profitieren kann, dann vergisst man gerne, welches Leid dort z.B. in Saudi-Arabien, Afghanistan, auf Bali oder in Indonesien, Sumatra, Südsudan, Sudan usw. rundum die Todesstrafen herrscht.
Also das ist wie ich persönlich finde ziemlicher harter Tobak. Wenn man deinen Aussagen so folgt, dann darf man keine Entwicklungshilfe für hungernde Kinder leisten, wenn ich die Todesstrafe in dem Land als barbarisch empfinde? Ist das wirklich dein Ernst? Wo ist denn genau das Problem sich mit verschiedenen Dingen in anderen Ländern zu beschäftigen, auch wenn einem davon einige Sachen nicht in den Kram passen?
Ich teile dabei aber durchaus zumindest den Standpunkt, dass ich ins Ausland keine Waffen liefern würde, wenn die gegen für mich elementare Grundrechte verstoßen. Da bin ich dann schon bei dir. Aber deswegen kann man doch nicht wie Donald Trump Entwicklungshilfe an bestimmte Forderungen knüpfen. Das würde ja bedeuten ich lasse ganz wissentlich Menschen verhungern oder an Krankheiten sterben, obwohl ich genau weiß, dass diese Menschen zum Beispiel am Strafsystem recht wenig ändern können. Auch das ist dann wieder eine beschissene Doppelmoral. Ich bestrafe die, die eh schon gestraft sind und den Herrschenden passiert nichts.
Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen. Ich halte von der Todesstrafe gar nichts. Das erste Problem ist ja dabei schon einmal die wirklich absolut zweifelsfreie Urteilsherleitung. Wenn eine Angeklagter getötet wird, kann man das nun einmal nicht mehr rückgängig machen, egal was für Beweise später kommen und dann womöglich die Unschuld beweisen. Als nächstes stellt sich die Frage, was man dann mit dem Henker macht. Der begeht ja defacto genau so einen Mord. Nur das der halt vor irgendeinem Gericht legitimiert wurde. Spinnt man das so weiter, müsste man da ja eine lange Reihe aufstellen und der Henker wird auch immer umgebracht. Klar ist das jetzt irgendwo Spinnerei, aber in letzter Konsequenz kann man doch nicht sagen, wir bestrafen jemanden dafür, dass er wen anders getötet hat und bestrafen ihn mit dem was wir eigentlich unter Strafe stellen.
Aber auch was die Bestrafungsform an sich angeht, ist die Todesstrafe für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Mit der Todesstrafe ist die Strafe ja recht schnell erledigt. Ist das dann überhaupt eine richtige Strafe? Ich meine die Angehörigen von Mordopfern oder missbrauchten Kindern oder ähnlich schlimmer Strafen müssen damit ihr ganzes Leben lang leben. Und der eigentlich Täter braucht sich damit gefühlt nur ein paar Minuten auseinandersetzen? Zumal ja durch die Todesstrafe auch kein Opfer wieder kommt.
Macht es da nicht mehr Sinn solche Menschen ihr Leben lang einzusperren, damit auch sie ein Leben lang Zeit haben sich auch um ihr Tun Gedanken zu machen und zumindest bei dem ein oder anderen mit etwas Ehre im Leib, dann eben auch eine psychische Bestrafung statt findet und er oder sie eben auch mit ihrem Mord leben muss?
Zumal es ja scheinbar auch keinesfalls so ist, dass Länder mit härterem Strafsystem jetzt wirklich sicherer sind und deswegen dort weniger Straftaten verübt werden.
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