Ist die Mindestlohnerhöhung für 2024 und 2025 angemessen?
Am vergangenen Montag, dem 26.Juni 2023, hat die Mindestlohnkommission beschlossen den Mindestlohn zum 1. Januar 2024 um lediglich 41 Cent auf 12,41 Euro und zum 1. Januar 2025 um weitere 41 Cent auf 12,82 Euro zu erhöhen.
Die Kommission setzt sich zusammen aus Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Wissenschaftlern. Der Beschluss wurde wohl gegen die Stimmen der Gewerkschaftsvertreter gefasst. Diese sind vom Ergebnis offensichtlich mehr als enttäuscht.
Die Lebensmittelpreise sind inzwischen um mehr als 20 Prozent gestiegen; die Inflation lag im Jahr 2022 bei fast sieben Prozent. Die Mindestlohnerhöhung entspricht dagegen nur 3,4%.
Könnt ihr die Entscheidung der Mindestlohnkommission nachvollziehen? Haltet ihr die Erhöhung in Bezug auf die Lebenshaltungskosten angemessen? Welchen Mindestlohn hättet ihr erhofft/erwartet für die kommenden zwei Jahre?
Nein, ich kann diese Entscheidung nicht verstehen. Man sollte doch eher in eine andere Richtung agieren und die Lohnnebenkosten senken. Damit hätte der Arbeitnehmer auch mehr Netto in der Tasche und die Arbeitgeber würde man dabei noch entlasten. Eine weitere Erhöhung des Mindestlohnes wird nur wieder Preissteigerungen nach sich ziehen, was ja auch wieder niemanden gefällt.
Dazu noch das Risiko dass manche Firma dann komplett zu macht, weil sie sich schlichtweg keine Arbeitnehmer mehr leisten kann. Man kann dazu gern mal die Unternehmen befragen, wo die Leute am ehesten verzichten. Allen voran das Frisörhandwerk. Die merken die Preissteigerungen nämlich sehr deutlich im Kundenrückgang.
Punktedieb, in meinem Bundesland verdienen Friseure über Mindestlohn und das sollte doch wohl eine Selbstverständlichkeit für Menschen mit einer abgeschlossenen dreijährigen Berufsausbildung sein, oder? Außerdem sollte es wohl auch selbstverständlich sein, dass Menschen, die Vollzeit arbeiten einen höheren Lebensstandard haben als solche, die nicht arbeiten. Zudem sollten die auch eine Rente über Sozialleistungen bekommen. Das geht mit den von dir gewünschten Hungerlöhnen aber nicht.
@cooper75: Deswegen bin ich der Meinung, das man bei den Lohnnebenkosten ansetzen sollte. Ich habe an keiner Stelle etwas davon geschrieben, dass sich nichts ändern sollte oder dass jemand einen Hungerlohn bekommen soll. Nur immer wieder nur einseitig was nach oben schrauben kann auch nicht der richtige weg sein.
Um mal bei den Frisören zu bleiben. Bei uns im Osten haben die Leute die schon vor der Wende in Rente gegangen sind oder bis zum Renteneintritt durchgehend gearbeitet haben, keine schlechten Renten. Aber auch da bekomme ich mit, dass die Abstände zwischen den Frisörbesuchen länger werden, einfach weil die Preise so gestiegen sind. Die Folge davon ist, dass die Öffnungszeiten und damit die Arbeitsstunden reduziert werden. Am Ende verdient die Fachkraft vielleicht sogar weniger.
Erhöht man dann wieder den Mindestlohn, der ja den Arbeitgeber nicht gerade geringe Mehrkosten bringt, könnte eventuell sogar ein Arbeitsplatz wegfallen. Da es den anderen Geschäften dann auch nicht besser geht, wird also diese ausgebildete Fachkraft in ihrem Beruf kaum so schnell eine neue Anstellung bekommen.
Also wäre es doch durchaus sinnvoller, wenn man die Lohnnebenkosten senken würde. Damit hat der Arbeitnehmer mehr Geld in der Tasche und die Arbeitgeber werden auch etwas entlastet.
Es bekommen aber gerade einmal 15 Prozent der Arbeitnehmer nur den Mindestlohn. Das heißt, 85 Prozent der Menschen verdienen nicht nur mehr, die erwirtschaften das auch. Sonst wäre der Arbeitgeber nämlich Pleite.
Und wo möchtest du an den Sozialabgaben sparen? Die gesetzlichen Krankenkassen leisten so schön nur sehr eingeschränkt und so Kleinigkeiten wie Homöopathie bringen nur Peanuts, wenn man die streicht. Pflege? Funktioniert doch so schon nicht und es wird in den nächsten Jahren nur mehr Bedarf geben. Rente? Die wird doch so schön bitter, weil sich nur noch wenige Arbeitnehmer einen Rentner teilen.
Nicht falsch verstehen, ich bin nicht dafür, dass Frauen Heimchen am Herd sein sollen. Aber wenn alle verdienen und die Sozialkassen füllen sollen, dann müssen Leistungen wie Kinderbetreuung, Krankenpflege und Altenpflege kostenpflichtig ausgelagert werden. Das verursacht hohe Ausgaben, die keine Wertschöpfung bringen.
Auch auf die Gefahr hin, dass mir jetzt jemand Ausländerfeindlichkeit unterstellt. Aber wenn der Staat mal an der Stelle ansetzen würde und die Leute wirklich ausweist, die keine Bleibeberechtigung haben, dann würde das allein die Krankenkassen enorm entlasten. Entsprechend können da auch die Beiträge angepasst werden.
Und bei allen anderen sollte sich auch mehr beeilt werden, dass sie Arbeitsgenehmigungen bekommen. Denn dann würden sie auch Beiträge einzahlen und nicht nur die Kassen belasten. Ergo, man könnte dann auch wieder die Beiträge für die breite Masse senken.
So viele nicht arbeitende Ausländer haben wir bezogen auf die Zahl der Versicherten gar nicht. Zumal das nichts an den explodierenden Kosten für Ärzte, Krankenhäuser und Arzneimittel ändert. Das sind nämlich die Punkte, die jedes Jahr in riesigen Größenordnungen teurer werden. Und das, obwohl es an allen Ecken und Kanten mangelt. Und wenn man schaut, welche Lawine da in den nächsten Jahren anrollt, wird es zappenduster.
Gleichzeitig sorgt der Mangel für Probleme, die nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden der Patienten betreffen, sondern auch die Wirtschaft beeinflussen. Wir haben gerade beispielsweise zwei Nachbarn, die beide seit Monaten krankgeschrieben sind, weil sie einen Gelenkersatz benötigen, aber keine Termine für die Operation und die Reha bekommen. Die nächste Nachbarin hat mit gebrochener Hüfte das Wochenende zu Hause verbringen dürfen, weil es kein Bett gab.
@cooper75: Da bist du leider schlecht informiert was die nichtarbeitenden Ausländer angeht. Ich habe noch 2016/2017 in dem Bereich gearbeitet. Da wurden Leute in Deutschkurse geschickt, die keinen Kurs nötig hatten. Gleichzeitig hat es an der Arbeitserlaubnis gehapert, dass man sie hätte vermitteln können.
Von den Migranten die wir hier in den letzten Jahren in die Stadt bekommen haben, haben die wenigsten eine Arbeitserlaubnis. Und da sind genug Leute dabei, die liebend gern arbeiten würden. Da brauchen einfach die Behörden zu lange bis die entsprechenden Anträge bearbeitet sind. Und genau diese Leute, die Geld in die Sozialkassen bringen würden, müssen aus ihnen bezahlt werden.
Wieso bin ich schlecht informiert? Bei unserem Ausländeramt wartet man Monate auf einen Termin. Aber die Arbeitslosigkeit bei Ausländern aus Drittländern liegt trotzdem nur bei etwa zehn Prozent. Das wird es nicht richten. Zumal die ja ebenso wenig wie viele Empfänger von Bürgergeld mal eben die Stellen besetzen können, die nötig sind.
In meiner Stadt haben bei einer halben Million Einwohnern rund 380.000 einen deutschen Pass. Die Arbeitslosenquote liegt bei über 12 Prozent, das ist in den umliegenden Gemeinden nicht anders. Hier gibt es nicht genug Arbeit für alle und bei den Stellen, die da sind, gilt: Entweder kannst du echte Knochenarbeit als geringfügig Beschäftigter leisten oder du bist gut qualifiziert.
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