Ist die erste Wohnung immer ein Dreckstall?
Insgesamt 4 Leute aus meiner Verwandtschaft sind von zu Hause ausgezogen und beziehen jetzt eine eigene Wohnung. Sie sind alle zwischen 18 und 20 Jahre jung und haben vorher ein gutes Leben daheim geführt. Das heißt, die Mama hat ihnen die Zimmer aufgeräumt und das Essen gekocht sowie immer Taschengeld mitgegeben.
Jetzt haben sich meine Verwandten am Telefon ausgetauscht und natürlich wurde auch gefragt, wie die Wohnungen der Kids sind. Jungs und Mädels im Übrigen. Dabei kam heraus, dass wohl alle vier in einem unterschiedlichen Ausmaß eine Drecksbude hätten.
Das heißt, dass mein Cousin seine Wohnung nicht aufräumt und nicht spült. Während seine Schwester Wäscheberge stapelt und ebenfalls kaum in der Wohnung zurecht kommt. Die anderen beiden Auszieher haben allerdings auch dasselbe Problem.
Nun meinte meine Mutter dann zur meiner Tante und meinen Onkel, dass das wohl normal sei, dass die erste Wohnung so eine Drecksbude wäre. Denn die Kinder müssen ja jetzt erst einmal lernen, selber aufzuräumen und den Haushalt zu schmeißen. Das dies eben Zeit brauchen würde und man jetzt nicht die Pferde scheu machen sollte.
Frage an Euch. Ist es wirklich so, dass die erste Wohnung viele Herausforderungen in Sachen Haushalt mit sich bringt? Dadurch auch dazuführt, dass junge Menschen die Wohnung erst einmal in einem dreckigen Zustand hinterlassen? War das bei Euch oder Euren Kindern so ähnlich?
Bei mir war das eher so, dass mein Kinderzimmer Zuhause ein "Dreckstall" war. In der ersten eigenen Wohnung bin ich etwas penibel und achte darauf, dass ich nicht viel dreckig mache, damit ich eben nicht stundenlang schrubben muss. Das heißt, dass dreckige Wäsche sofort in den Wäschekorb kommt, ein Teller nach Gebrauch direkt abgespült wird oder wenigstens mit Wasser gefüllt wird, damit nichts eintrocknet oder man die Klobürste öfters in die Hand nimmt.
Ein Kumpel von mir wurde aber auch erst mit dem Einzug in die erste eigene Wohnung dreckig. Er hat auch keinen Staubsauger und keine Lust, ständig mit dem Besen durch die Wohnung zu gehen. Außerdem ist es bei ihm auch so, dass seine Mutter ihm öfters Essen nach Hause bringt, wobei er den Abwasch eigentlich gar nicht macht, da Mutti immer vorbei kommt. Wenn man ihn besuchen möchte, da muss man sich einen Tag vorher ankündigen, damit er etwas Ordnung schaffen kann.
Bei mir war die erste Wohnung sicher kein Dreckstall. Ich hatte eigentlich immer ein recht ordentliches Zimmer in meinem Elternhaus und so hat sich das auch in der ersten Wohnung nicht verändert. Ich kenne auch eigentlich niemanden, der ausgezogen ist und dann wirklich eine sehr chaotische und schmutzige Wohnung hatte. Immerhin sollte man sich ja auch wohlfühlen und normalerweise ist man ja auch schon Elternhaus für die Ordnung und Sauberkeit seines Zimmers alleine verantwortlich.
Das wäre bei mir aus zwei Gründen gar nicht möglich gewesen. Ich bewohnte nämlich als erste Wohnung nur eine Einraumwohnung mit integrierter Küchenzeile. Wenn da nur die geringste Kleinigkeit unaufgeräumt gewesen wäre, hätte es schon ausgesehen, wie in einem Saustall. Ok, leicht übertrieben dargestellt aber je kleiner der Wohnraum, umso mehr Ordnung muss man halten, damit dieser vernünftig aussieht. Man will sich ja auch wohlfühlen. Alles was es an Ecken oder Unterstellmöglichkeiten gab, wurde voll ausgenutzt.
Aber die Ecken oder Plätze unter der Couch, etc. wurden auch ordentlich ausgefüllt. Dort lag also kein Gerümpel oder ähnliches herum. Der zweite Grund war, dass ich dort nicht alleine wohnte, sondern mit meinem ersten Kind. Das war zwar noch ein Baby aber ich hielt trotzdem immer penible Ordnung in der Miniwohnung. Mit Kindern war es bei mir immer ordentlich und sauber. Etwas nachlässig wurde ich erst später, seit ich ganz allein lebte. Aber auch das habe ich inzwischen wieder sehr gut im Griff, so dass ich mich nach Feierabend in meiner Wohnung sehr wohl fühle.
Ich habe auch eher mein Zimmer im Elternhaus "verkommen" lassen. Als ich aber die erste eigene Wohnung bezogen habe, war das vollkommen anders und ich habe so Ordnung gehalten, dass meine Mutter mich nicht wiedererkannt hat. Ich kann dem also überhaupt nicht zustimmen und ich denke auch nicht, dass man das pauschal sagen kann.
Sowohl aus eigener Erfahrung, aber auch aus Beobachtung an anderen Leuten kann ich diesen Eindruck nicht so wirklich bestätigen. Eigentlich sind bzw.waren alle meine Freundinnen ordentlich gewesen, manche regelrechte Putzteufel und das hat sich von der Jugendzeit bis heute bei keiner geändert. Dementsprechend sahen auch die ersten Wohnungen immer mindestens ordentlich bis maximal geleckt aus.
Ich selbst fechte ja immer einen kleineren Kampf mit mir und der Ordnung aus und mache zwar jeden Tag wenigstens etwas im Haushalt, aber zur Perfektion hat es nie gereicht und wird es nie. Dass es jetzt früher absolut signifikant schlimmer war in der ersten eigenen Wohnung kann ich aber auch von mir nicht behaupten. Am unordentlichsten war es in der Zeit mit einem Expartner, weil der wirklich ein Chaot war und ständig für Unordnung und Dreck gesorgt hat. In dieser Zeit bin ich dem Haushalt noch mehr nachgelaufen als sonst.
Bei alleinstehenden jungen Männern im Bekanntenkreis kann ich das nicht so beurteilen, weil dort meist irgendwann eine Frau dazu kam, die sich dann um den Haushalt mit gekümmert hat. Wie es nun wäre, wenn diese eher unordentlichen Herren plötzlich wieder Singles wären, kann man nur raten, es könnte sicher bei manchen wieder in die Richtung eines Rückfalls von Schlamperei gehen. Wenn ich alte Bilder von der ersten Wohnung meines Partners sehe, habe ich aber auch nicht den Eindruck, dass er damals unordentlicher und schlampiger als heute war, zum Glück ist er immer schon ein in jeder Hinsicht organisierter und aufgeräumter Mensch gewesen.
Ich würde mich jetzt nicht unbedingt darauf verlassen, dass das Alter allein es schon richten wird. Wenn ich da an manche Fälle denke, deren Wohnungen mit Anfang 20 wüst aussahen, hat sich da auch zehn oder fünfzehn Jahre später nichts geändert. Ich verfolge ja eher die Theorie, dass solche Sachen schon früh in der Kindheit angelegt werden und schwer änderbar sind im erwachsenen Alter.
Meiner Ansicht nach hängt das von der eigenen Einstellung ab und von der Erziehung. Ich musste mein Zimmer mit 6 Jahren schon alleine aufräumen und mit 13 habe ich regelmäßig die Wäsche waschen und bügeln müssen. Mit 14 oder 15 habe ich dann angefangen zu kochen, wobei ich ab 16 regelmäßig für die ganze Familie gekocht und die Einkaufslisten zusammengestellt habe. Der Haushalt hat sich dann nach und nach gesteigert, sodass ich eine ziemliche Entlastung gewesen bin.
Daher konnte ich so gesehen schon alles, als ich ausgezogen bin und ich habe auch nie aus lauter "Gewohnheit" angenommen, dass Mama schon waschen, kochen und putzen wird. Ich habe nie in Hotel Mama in dem Sinne gewohnt. Bei uns war es eher umgekehrt, dass meine Mutter ein wenig überfordert war, als ich ausgezogen bin, weil sie sich an die Entlastung gewöhnt hatte und sich dann wieder umgewöhnen musste.
Mit Sicherheit haben viele mit ihrer ersten eigenen Wohnung ihre Probleme, da ein kompletter Haushalt eben viele Aufgaben bereit hält. Ich denke, dass es völlig normal ist, wenn ein junger Mensch damit überfordert ist oder auch schlichtweg keine Lust hat, so viel zu Hause arbeiten zu müssen. Eine vollständige Selbstständigkeit muss man zudem ja auch erst lernen. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die erste Wohnung nicht unbedingt auch die ordentlichste ist und manche sogar ein wahrer Dreckstall sind.
Es handelt sich hierbei aber sicherlich nicht um zwingendes Phänomen. Es gibt eindeutig genügend Jugendliche mit einer ausreichenden Disziplin, die dafür sorgt, dass die erste eigene Wohnung in einem ordentlichen Zustand ist. Viele haben das bereits zu Hause gelernt oder bringen diese Einstellung ohnehin mit. Manche gehen ja auch noch zur Bundeswehr und lernen es dann dort.
Generell bin ich etwas unordentlich, das ist einfach meine Art. Mein eigener Dreck stört mich nicht, nur der von anderen. Aber in meiner Wohnung lebe ich ja alleine und daher ist es mir egal, wenn da eine Socke auf dem Boen liegt oder das Bett nicht ordentlich gemacht ist. Meine Socke beißt mich nicht und das Bett zerwurstelt man ohnehin wieder. Ich habe dadurch auch keinen Abbruch in meinem Wohlbefinden. Ich fühle mich auch wohl, wenn es unordentlich ist.
Als ich noch keine Haustiere hatte, ging es noch einigermaßen. Da war der Fußboden ja eigentlich nicht dreckig und ich hab ab und an Staub gesaugt, das reichte. Mit Hase in der Wohnung musste ich dann einmal in der Woche Großputz machen, weil er sich den Hintern am Fußboden abwischt.
Seitdem ich aber Vollzeit arbeite, schaffe ich das nicht mehr. Ich bekomme es zeitlich nicht hin, mich da mehrere Stunden auf dem Fußboden putzend zu beschäftigen. Das geht nur, wenn ich mal einen Tag frei habe. Ansonsten sauge ich einmal die Woche durch, aber das, was der Hase am Fußboden abwischt, bleibt dann da bis zum Großputz aller paar Wochen. Geht halt nicht anders, ich habe mich daran gewöhnt.
Geschirr spülen hat nie geklappt. Da hatte ich oft keine Lust, dachte das machst du später und dann war es völlig eingetrocknet. Daher nutze ich schon seit mehreren Jahren Wegwerfgeschirr und das funktioniert auch gut so. Eigentlich richtig toll, wenn man weiß, dass man den vollgesauten Teller nicht reinigen muss, sondern einfach entsorgen kann.
Klar könnte man, wenn man sich ganz dolle Mühe gibt, trotz Zeitmangel Ordnung machen. Aber da sind mir andere Dinge wichtiger und mich stört es eben nicht großartig, wenn es unordentlich ist. Ich fühle mich dennoch wohl und ich habe auf den Aufwand keine Lust.
Dass die erste eigene Wohnung eine große Herausforderung ist und man mit dem Haushalt, der finanziellen Situation und der Zeitplanung dabei anfangs gerne mal etwas überfordert ist, ist natürlich vollkommen normal. Dennoch heißt das meiner Meinung nach noch lange nicht, dass die eigenen vier Wände deshalb zwangsläufig total herunterkommen und zumüllen müssen.
Ich denke, hier spielt die Erziehung und die gewohnte Lebensweise aus dem Elternhaus eine große Rolle. Natürlich wird ein verwöhntes Kind, das zuhause keinen Finger für die Hausarbeit rühren musste und dem Mutti immer alles hinterher getragen hat, nach dem Auszug erst einmal lernen müssen, dass die schönen Jahre des Nichtstuns und Faulenzens vorbei sind, weil sich der Laden nun nicht mehr von alleine schmeißt.
Das habe ich bei einigen Bekannten erlebt, und es war die schiere Katastrophe, weil sie als erwachsene Menschen teilweise nicht einmal wussten, wie man einen Herd oder eine Waschmaschine bedient, geschweige denn richtig staubsaugt oder Fenster putzt. Wer aber bereits von Kindesbeinen an in die Haushaltshilfe eingebunden war und diese Dinge in dem Rahmen eben auch gelernt hat, wird wahrscheinlich besser damit zurechtkommen, die Aufgaben ab einem gewissen Zeitpunkt komplett alleine zu managen.
Natürlich gebe ich zu, dass auch in meiner Wohnung häufiger mal Chaos herrschte und dass ich nicht strikt jeden dritten Tag gesaugt und jeden Samstag das komplette Bad poliert habe. Teilweise habe ich da auch ein wenig den Luxus genossen, selbst darüber bestimmen zu können, wann ich was tue, und dadurch einige Arbeiten länger hinausgeschoben. Aber spätestens dann, wenn ich angefangen habe, mich in der Unordnung unwohl zu fühlen, war es mit der Gammelei auch vorbei, und dann habe ich Wischmopp und Staubwedel in die Hand genommen und ordentlich sauber gemacht.
In einer dreckigen, vollgestellten Wohnung würde ich nicht leben wollen, denn das sieht nicht nur einfach nicht schön aus, sondern ist auch sehr peinlich, wenn mal Gäste oder Vermieter vorbeikommen. Außerdem sind Studenten- und Auszubildendenwohnungen meistens einfach ziemlich klein, weil man nicht das Geld für geräumige Luxussuiten hat. Lässt man das Aufräumen da allzu lange schleifen, kann man sich in kürzester Zeit nicht mehr bis ins Bad bewegen, ohne Tetris spielen zu müssen. Das wäre mir auch zu dumm.
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