Ist der syrische Omar schon wieder in Vergessenheit geraten?
In Syrien ist der normale Alltag der, dass dort Bomben fliegen. Das teilen auch örtliche Syrer mit, die zwischenzeitlich mal mit den Kameras reden. Es ist wohl normal, dass Kinder Angst haben, manche Kinder die Bomben sogar wie eine Art "Musik" begleiten usw. Also die Reportage die ich gesehen habe, war erschreckend.
Nun weiß auch jeder, dass Assad dort das größte Übel für die meisten ist und weniger die IS. Das hat sich wohl schon herumgesprochen. Assad wirft Fassbomben oder Chlorgas auf Kinderkrankenhäuser, Gebiete, wo er angebliche Regime-Gegner vermutet usw. Oftmals sind da auch Kinder unter den Opfern, was in Syrien ebenfalls Alltag ist.
Vor Kurzem war allerdings ein kleiner Junge zum "Sinnbild" des Bürgerkriegs in Syrien geworden. Er heißt Omar und ist hier zu sehen. Der Junge ist, wie unschwer zu erkennen, schwer traumatisiert, weiß nicht, wie ihm geschieht und mehr.
Als ich das Video zu diesem Jungen gesehen habe, stockte natürlich auch mir als nicht Mutter, Gegnerin der Flüchtlingskrise usw. der Atem. Herz habe ich sehr wohl, auch wenn einige mich oftmals für unnahbar und ekelhaft in meiner Meinung sehen.
Der Junge tat mir so leid, wie verzweifelt er sich an den Fingern spielte und nicht verstand, was um ihn herum für eine Panik ist. Er wirkte natürlich bedingt durch das Trauma ruhig, in sich gekehrt aber völlig deplatziert. Das war verdammt heftig anzusehen. Wie jedes Kind, welches ich in Reportagen in Syrien gesehen habe! Die schaue ich mir nämlich schon an.
Er wurde als Sinnbild für alle Kinder in Syrien gezeigt. Daraufhin kam wohl eine Andeutung, dass die Russen 48 Stunden die Woche die Waffen Ruhen lassen wollen, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Doch ans Aufhören denkt offenbar niemand.
Ich habe gehofft, dass das Bild vielleicht ein Umdenken bringt, aber Irrtum. Gar nichts. Ist der kleine Omar, so heißt er, schon wieder vergessen? Wurde das Leid der Kinder in Syrien wieder vergessen oder ist es für alle offenbar normal, dass dort ein Diktator sein Land förmlich ausrottet?
Hast du wirklich schon mal erlebt, dass Kriege und Katastrophen halt machen und die Leute umdenken, weil jemand ein Foto von einem traumatisierten Kind veröffentlicht? Ich finde es natürlich auch fürchterlich, welche Schicksale die Leute ertragen müssen, die in Aleppo eingeschlossen sind, auf dem Mittelmeer ertrinken oder in Nigeria am Verhungern sind, weil sie wegen Boko Haram ihre Ernte nicht einbringen können. Aber wie soll man sich das vorstellen, dass Bilder daran etwas ändern können?
Vermutlich sind Spendenkampagnen und ähnliche Aktionen effizienter, wenn man Einzelschicksale als Aufhänger wählt, weil es in der Natur des Menschen liegt, eher großzügig zu sein, wenn er das Gefühl hat, einem konkreten Mitmenschen etwas Gutes zu tun und nicht nur Geld für eine namenlose Masse mit nicht näher definierten Problemen abzudrücken. Aber alleine mit dem Bild eines verletzten Zivilisten einen Waffenstillstand zu erreichen ist schlichtweg unmöglich.
Die Beteiligten wissen ja schließlich, dass sie Unbeteiligte zuhauf um Hab und Gut, Gesundheit und Leben bringen und nehmen den Tod von Tausenden in Kauf, weil ihnen ihre Ziele wichtiger sind. Wieso sollte es sie also interessieren, ob das verletzte oder tote Kind Omar oder Sarah heißt, oder ob die Oma, die unter den Trümmern ihres Hauses umgekommen ist, die besten Pfannkuchen in der ganzen Stadt gebacken hat? Der Zweck ihrer Übung ist schließlich Tod und Zerstörung ohne Ansehen der Person.
Ich selber lasse mir auch nur sehr ungern den Vorwurf machen, abgestumpft und desinteressiert zu sein, weil ich die Bilder von gequälten Kreaturen emotional nicht an mich heran lasse. Wenn es an mir läge, beim obersten Heereskommando in Syrien vorzusprechen und ihnen das Bild vom kleinen Omar um die Ohren zu hauen, damit der Krieg aufhört, würde ich es natürlich tun, aber es wäre mir neu, wenn das so funktionieren würde.
Aber ich lasse mir auch nicht unterstellen, dass mir das Elend sonstwo vorbei geht oder gar nicht erst im Gedächtnis bleibt, nur weil ich keine Sammlung von schrecklichen Fotos erstellt habe und regelmäßig anschaue. In diesen Fällen ist man als Einzelner und Zivilist in meinen Augen tatsächlich völlig machtlos, und Mitleid alleine ist hier auch nur eine wohlfeile Geste.
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