Ist der Standesdünkel von Akademikern noch zeitgemäß?

Wie reagiert ihr auf Menschen, die aus Prestigegründen nur in Akademikerkreisen verkehren und das auch raushängen lassen? Jemand, der nicht studiert hat, ist in deren Augen anscheinend eine Null und zählt nicht.

Der Standesdünkel einiger Akademiker, die meinen, sich abschirmen zu müssen von der übrigen Bevölkerung lehnt es ab, mit anderen Gruppen Nicht-Akademikern einen intimeren Kontakt zu haben. Sie heiraten nur untereinander und bleiben „unter sich“. Ihre Einstellung ist unbewusst ablehnend gegenüber anderen Gesellschaftskreisen. Sie verachten nicht unbedingt einen Proleten, aber irgendwie lassen sie ihn merken, dass er ihrer Meinung nach ein schlechteres Benehmen hat.

Dieser Akademiker-Geist macht einen lebendigen Austausch von Gedanken nicht möglich und ist deshalb nicht förderlich für eine Gemeinschaft. Es ist eine starre, hochmütige Abgeschlossenheit, die nicht mehr in unsere Zeit passt.

Wenn ich sehe was da manchmal von der Uni direkt bei uns in die Firma gekrochen kommt, drängt sich mir das Gefühl auf, das es mittlerweile ausreichend ist seinen Namen richtig schreiben zu können um als Bachelor auf die Welt losgelassen zu werden.

Dieses elitäre Gehabe mag von 100 Jahren toll gewesen sein, inzwischen dürfen Frauen wählen und mir sind zum Mond geflogen, da sollte man vielleicht auch einmal darüber nachdenken, diese letzten Dinosaurier im Kopf aussterben zu lassen...

In einem gewissen Maße tun mir solche Leute eigentlich nur leid. Weil sie engstirnig und kleinkariert sind. Meiner Meinung nach sind sie so in ihrer kleinen, scheinbar besseren Welt gefangen, dass sie gar nicht merken, was für ein einsames Völkchen sie sind. Und am Ende kochen sie auch nur mit Wasser, wenn sie denn kochen.

Aber zum Glück muss man dabei sagen, dass es sich doch um eine aussterbende Spezis handelt. Denn im realen Leben sind mir zum Glück noch keine Menschen begegnet, die sich wegen einem Titel für die besseren Menschen halten und mit dem einfachen Volk nichts zu tun haben wollen. Dass aber gerade diese Menschen mehr von dem einfachen Volk abhängig sind, als sie es sehen wollen, ist dann schon wieder amüsant.

Solche Leute versuche ich eher zu meiden, Aber glücklicherweise sind diese Leute eher selten und gehören (hoffentlich) zu einer aussterbenden und arroganten Rasse. Ich finde, wir Menschen sind doch alle gleich. Warum sollte jemand etwas besseres sein als ein anderer nur wegen seiner Bildung?

Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie. Dass jemand mal studiert hat ist eher selten. Aus der Elterngeneration schon gar nicht. Wenn da jemand mal studiert hatte, wurde das Studium hier nicht anerkannt, aber diese Fälle sind eher selten. Erst meine Generation entwickelt zunehemnd "Akademikerpotential".

Mir sind einige Cousinen bekannt, die studiert haben oder gerade im Begriff sind, ihr Studium abzuschließen. Mein Freund stammt auch aus einer Arbeiterfamilie. Trotzdem habe ich nichts gegen seine Familie. Ich finde so ein Verhalten total kleinkariert, erbärmlich und oberflächlich.

Es ist tatsächlich ein sehr oberflächliches Verhalten. Ich selbst kenne nur angenehme Akademiker, die teils einen Titel haben. Sie sind nicht anders, als normale Menschen auch. Aber sie haben für ihren Wunschberuf eben das Studium benötigt. Also nicht einfach darauflos studiert nach dem Motto : Hauptsache man ist Akademiker, egal was man studiert hat. Vor allem muss man es wahrnehmen, da es ja meist kostenlos ist und die arbeitende Bevölkerung - auf die man so gerne herabblickt - es von ihren Steuern bezahlt.