Ist der Aktionsradius von Kindern massiv gesunken?

vom 18.05.2016, 18:09 Uhr

Neulich habe ich im ZDF eine Dokumentation über das Leben früher und heute gesehen. Eine deutsche Familie wurde zu unterschiedlichen Zeiten dargestellt. Interessant fand ich dabei, dass Kinder früher einen deutlich größeren Aktionsradius hatten, als dies heute der Fall ist.

In den 1920er Jahren durfte sich ein Kind etwa 5 km von seinem zu Hause entfernen, ohne das es Ärger gab oder die Eltern sich Sorgen gemacht hätten. Heute sind es maximal nur noch 500 Meter, wenn überhaupt. Viele Kinder wollen auch gar nicht weit von zu Hause weg, weil sie ihre Freizeit drinnen verbringen.

Wie war das während eurer Kindheit? Wie weit konntet ihr euch von daheim entfernen und wann gab es Ärger? Findet ihr es übertrieben, dass der Aktionsradius heute so eingeschränkt ist oder wundert ihr euch eher darüber, dass er früher so großzügig war?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Meine Kindheit ist noch nicht so ewig her, aber ich durfte damals auch noch in den Wald und dort mit Freunden spielen. Das wäre heute wohl sicher undenkbar, dass man Kinder eben alleine in den Wald gehen lässt. Wir haben aber auch immer feste Zeiten gehabt, zu denen wir dann nach Hause kommen mussten. Daran haben wir uns auch immer gehalten.

Bei meinem Vater war es in der Kindheit noch so, dass er zur ca. 6 Kilometer entfernten Grundschule laufen musste. Dabei war es auch egal, welches Wetter es war. Sie mussten ja irgendwie dorthin und ein Bus fuhr damals wohl noch nicht.

Als Jugendliche habe ich auch kleine Radtouren alleine gemacht und habe dann in 7 km Entfernung auch schon mal Freunde besucht oder bin mit dem Rad durch den Wald gefahren, um neue Wege zu erkunden. Das würde man heute sicher bei seinen Kindern auch eher unterbinden. Aber viele Kinder haben ja auch gar nicht Interesse mehr daran in der Natur zu spielen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich durfte eigentlich überall hin und musste vorher auch nicht sagen, wo es hingeht. Wichtig war meinen Eltern mit wem ich weg bin und dass ich eben wieder komme, wenn es dunkel wird. So richtig weit weg waren wir aber dennoch nicht, da ja alles in der Nähe war und man nicht weit weg musste.

Ich denke, dass man heutzutage einfach mehr Angst hat, weil man immer wieder von Vorfällen mit Pädophilen hört und auch Kindesentführungen bekannter gemacht werden. Früher hatte man das ja alles nicht so publik gemacht. In meiner Kindheit wurde das durchaus schon gemacht, aber meine Eltern hatten trotzdem weniger Angst.

Es scheint heute alles ein bisschen gefährlicher geworden zu sein, vom Empfinden her und ehrlich gesagt finde ich es auch nicht schlimm, wenn Kinder nun eine 5 Kilometer weiter weg sind, sondern vielleicht nur auf dem Spielplatz nebenan. Ich würde eben immer gerne wissen wollen wo es hingeht, aber wenn nun ein schöner Wald in der Nähe ist, würde ich das meinem Kind auch erlauben dorthin zu gehen. Wie gesagt ich finde es nur wichtig zu wissen wo das Kind ist und sonst muss man halt Hoffen und Vertrauen haben. Eine Straftat kann man eh nicht verhindern, selbst wenn das Kind nur wenige Meter entfernt ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Von Medienmeldungen habe ich mich da bisher noch nicht so sehr beeinflussen lassen. Aber wenn man weiß, dass fast vor der eigenen Haustür versucht wurde ein Kind zum mitfahren zu bewegen, sieht die Sache schon wieder anders aus. Wobei wir nach dem Vorfall auch nicht nur still und heimlich die Polizei informiert haben, sondern auch an die Öffentlichkeit sind. So dass eben die Bevölkerung auch genauer hinschauen sollte, wenn eine Situation komisch wirkt.

Das ist jetzt etwa vier Jahre her und seit dem gab es bei uns in der Stadt auch kaum mehr Vorfälle in dieser Richtung. Man kann also davon ausgehen, dass der Schritt in die Öffentlichkeit potentielle Täter ein wenig abschreckt.

Wobei meine Töchter eben auch allein in die Stadt zum Einkaufsbummel dürfen. Sie haben jede ein Handy, wo sie sich selbst verständigen können, wenn sie sich irgendwie verlieren und ansonsten wissen sie auch, dass sie in jedem Geschäft um Hilfe bitten können. Das sollte man Kindern so früh wie möglich lernen, wie und wo sie Hilfe bekommen können.

Zumal man auch dabei sehen muss, dass sich Ängste der Eltern auf die Kinder übertragen. Zeige ich also als Mutter, dass ich vor bestimmten Aktivitäten ohne mein Beisein Angst habe, werden die Kinder langfristig auch Angst davor haben, etwas allein zu machen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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