Irritiert sein, wenn Fremde sich mit Studienfach auskennen?

Ich bin Naturwissenschaftlerin und gehöre mit meinem Fach eher zu den Exoten. Da man als Absolvent keine typische Berufsbezeichnung erhält wie was weiß ich "Chemiker" oder "Ingenieur" und als Chamäleon irgendwo in der Berufswelt verschwindet habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Leute absolut gar keine Ahnung haben, was ich überhaupt lernen muss und was man damit später machen kann. Ich habe schon die gängigsten Vorurteile gehört und bin teilweise echt genervt davon.

Umso irritierter war ich, als ich vor kurzem bei einem Bankgespräch mit meinem Freund war und die Bankberaterin mich eben gefragt hat, was ich denn studiere und sie dann bei meiner Antwort mit gut informierten Kenntnissen reagierte. Auch vor einigen Tagen, als ich mit einer neuen Arbeitskollegin darüber sprach was ich studiere, meinte sie direkt, dass mich bestimmte Erkenntnisse interessieren würden, die sie vor kurzem erfahren hatte. Sie hatte auch recht damit, wobei sie aber die Ausnahme ist und nicht alle wissen, womit wir Studenten dieser Richtung uns so beschäftigen.

Seid ihr irritiert, wenn sich Fremde auf einmal mit eurem Studienfach auskennen, wobei das eher die Ausnahme ist? Oder ist euch gewisses Grundwissen über euer Studienfach schon wichtig und eher Standard?

Mein Studienfach klingt auch wie ein absoluter Exot (obwohl er das streng genommen gar nicht ist), sodass die wenigsten etwas damit anfangen können. Viele tippen dann, dass ich damit in einen ganz anderen Bereich gehen werde oder fragen direkt "und was willst du damit machen?".

Dass sich jemand tatsächlich mal mit dem Fach auskannte in dem Sinne, dass er von den Studium gehört hat und wusste, worüber ich was lerne, kam eigentlich so gut wie nie vor. Ein Bekannter meiner Vermieterin hat dasselbe studiert wie ich und sie war somit die einzige Person, die was dazu sagen konnte. Alle anderen sind prinzipiell planlos oder raten ins Blaue.

In meiner Studienstadt würde ich trotzdem wenig irritiert reagieren, wenn jemand das Fach dann doch kennt. Nur wenn jemand von weiter weg käme, wo unser Fach gar nicht angeboten wird, da wäre ich wahrscheinlich erstmal verwirrt.

Mir geht es nicht mit einem Studienfach, sondern mit meinem Beruf so, wie du es beschreibst. Ich habe schon sehr viele Menschen kennengelernt, die sich sicher waren, sich auszukennen, und fleißig ihre Klischees und Vorurteile gehegt und gepflegt haben.

Dass sich jemand in meinem Metier tatsächlich auskennt, ist extrem selten. Das überrascht dann zwar, gibt aber unter Umständen auch die Möglichkeit zu fruchtreichem Austausch. Theoretisch ist das eine angenehme Erfahrung. Praktisch ist es für mich als verbal nicht immer kommunikativen Menschen oft auch sehr anstrengend.

Ein Studium ist ja nicht so schwer und außergewöhnlich, dass sich ein halbwegs intelligenter Mensch in die Themen einarbeiten kann, wenn jemand Interesse daran hat. Das Internet bietet genügend Möglichkeiten, um sich darüber zu informieren. Immerhin stehen auch immer mehr Vorlesungsskripte Online und auch Fachbücher kann man sich als Nicht-Student beschaffen.

Wer also Interesse an einem bestimmten Thema hat, kann sich dort sicherlich so gut informieren, um das Grundwissen eines Studenten zu erreichen oder sogar zu übertreffen. Das funktioniert dann aber nur für ein bestimmtes Thema, weil die Grundlagenausbildung dann ja fehlt. Wobei gerade Mischstudiengänge inzwischen teilweise so extrem breit ausgelegt sind, dass die Grundlagen viel zu kurz kommen. Das gilt ganz besonders dann, wenn ein Fach mit BWL gemischt wird.

Ich habe noch nicht erlebt, dass Außenstehende sich mit meinem Fach tiefer auskennen. Allerdings habe ich viele Bekannte, die etwas ähnliches gelernt oder studiert haben und da kann man dann schon ein fachliches Gespräch führen, auch wenn die in einem völlig anderen Bereich arbeiten.