Irritierend, wenn Freundin als Braut bezeichnet wird?

A und B sind seit einiger Zeit zusammen, wobei A seine Freundin B vor kurzem auch seiner Familie vorgestellt hat. Er möchte natürlich unterstreichen, dass sie zu ihm gehört und dass ihm die Beziehung Ernst ist. Da er Migrationshintergrund hat, ist es in seinem Kulturkreis üblich, die (feste) Freundin als "Braut" zu bezeichnen. Es gibt nämlich keinen Begriff für "feste Freundin", wie man das im Englischen mit "Girlfriend" vergleichen könnte.

Daher hat er seine Freundin als "Braut" vorgestellt, um Missverständnisse vorzubeugen, wobei das aber nicht zu bedeuten hat, dass er schon die Hochzeit plant oder ähnliches. Er wollte einfach nur ihren Status in seinem Herzen deutlich machen, wobei seine Eltern natürlich sehr begeistert sind, dass es ihm so Ernst mit dieser Dame ist.

B ist aber ein wenig irritiert, wie sie mir erzählt hat. Sie hat keinen Migrationshintergrund und ist Deutsche. Hier bedeutet es ja etwas anderes, wenn man die Freundin nicht als Freundin, sondern als "Braut" vorstellt. Sie meinte zu mir, sie fühlt sich sogar ein wenig unter Druck gesetzt wegen Hochzeit, weil die beiden eben noch nicht so lange zusammen sind. Ich habe versucht, sie auf den Migrationshintergrund aufmerksam zu machen und riet ihr, mit ihrem Freund darüber zu sprechen.

Findet ihr es irritierend, wenn man seine Freundin der Familie als "Braut" vorstellt? Würdet ihr euch da auch unter Druck gesetzt fühlen oder findet ihr das in Ordnung?

Ich kenne diese Mentalität auch nicht, in der man seine Freundin dann direkt als Braut bezeichnet oder vorstellt. Ich glaube, dass ich da auch ziemlich überrumpel gewesen wäre. Anscheinend hat A seine Freundin ja bei seiner Familie als Braut vorgestellt, ohne ihr vorher genau zu erklären was es mit dieser Bezeichnung auf sich hat.

An Bs Stelle würde ich mich da auch irgendwie unter Druck gesetzt fühlen und wäre unglücklich über die Situation. Ich würde A dann auch sagen, dass es ich gut gefunden hätte, wenn er zuerst mit mir gesprochen hätte, um mich über diese Sitte aufzuklären. Nun ist es für B sicherlich schwerer das irgendwie nachvollziehen zu können.

Ich kenne keinen Kulturkreis bei dem man die Freundin sofort als Braut bezeichnen muss und kenne das eigentlich eher als abwertenden Ausspruch unter Jugendlichen. Ich würde es aber schon sehr befremdlich finden, wenn jemand über mich so spricht und mir das vorher nicht erklärt hat. Mein Mann hätte mich sofort so nennen dürfen, denn wir waren uns gleich klar, dass das für das Leben hält, aber normalerweise kann man sich ja nicht sicher sein.

Eine Braut ist für mich eine Dame, die jetzt in diesem Moment heiratet. Ist eine Hochzeit bereits in Planung, dann ist es für mich eine zukünftige Braut. Benutzt man diesen Begriff außerhalb des Hochzeits-Diskurses, dann ist es für mich einfach eine abfällige Bemerkung, die meistens von Jugendlichen benutzt wird. Für mich ist das so, als wenn man eine Frau als "Schnitte" oder "Schnecke" bezeichnen würde, also nichts, worüber man sich als Frau wirklich freuen könnte.

Wenn ich eine Braut oder zukünftige Braut wäre, dürfte mich mein Partner gerne so nennen. Ansonsten finde ich das einfach respektlos, unschön und eben abfällig. Das ist ja das gleiche, als wenn man als Frau seinen Partner als "Sesselpupser", "Macker" oder was auch immer bezeichnet.