Inwieweit haben sich eure Prioritäten im Leben verschoben?
Man sagt ja, dass sich die Prioritäten komplett verschieben, wenn man ein Kind bekommt, vor allem dann, wenn es das erste ist. Während es einem zuvor vielleicht wichtig war, shoppen zu gehen, Partys zu feiern und sich um sein Aussehen zu kümmern, wird das alles unwichtig, da das Kind in den Vordergrund rückt und man ihm seine ganze Zeit widmet.
Dass sich die Prioritäten verschieben, muss aber natürlich nicht nur dann sein, wenn man ein Kind bekommt. Das kann natürlich auch durch andere Anlässe erfolgen. Aber auch die Zeit kann dazu führen, dass sich die Prioritäten im Leben verschieben. Wenn man älter wird, sind einem natürlich andere Sachen wichtig, als als Jugendlicher. Inwieweit haben sich eure Prioritäten im Leben schon verschoben? Was ist euch jetzt wichtig, was euch früher vielleicht unwichtig war und umgekehrt?
Ich denke, es gibt manchmal Situationen, wo man merkt, dass man Ziele nicht erreichen oder Wünsche nicht umsetzen kann. In manchen Momenten kommt dann diese Einsicht, dass etwas, was man angestrebt hat, einfach nicht geht und vermutlich nie gehen wird. Dann muss man sich auch mal von einem Ziel verabschieden. Meistens liegt es ja gar nicht an einem selbst, andere machen einem das Leben schwer. Aber das kann man halt manchmal leider nicht ändern.
Immer nach etwas zu streben, was man nicht bekommen kann, ist ja auch mit ständigen Frustrationen verbunden und sich dann von diesem Ziel zu trennen, bedeutet, die Frustrationen hinter sich zu lassen. Das ist nicht leicht und wenn man später daran denkt, was man eigentlich wollte, ist es noch deprimierend, aber man wird wenigstens nicht andauernd erneut frustriert.
Das kommt doch eindeutig auf die Lebensumstände an. Wenn man mit seinem Partner zusammenziehen möchte, ist es klar, dass sich die Prioritäten verschieben und man dann auf Wohnungssuche geht und die Wohnung später einrichtet. Wenn man studiert oder eine Ausbildung macht (oder vielleicht sogar promoviert), dann sind die Prioritäten auch wieder anders. Im neuen Wohnort will man sich vielleicht erst einmal einleben und neue Kontakte knüpfen und erst einmal ankommen. Es kommt eben immer auf das Individuum an.
Ich denke, dass dafür durchaus verschiedene Ereignisse und auch Erlebnisse im Leben verantwortlich sind. Wenn man ein einschneidendes Erlebnisse hatte, kann sich das sicherlich auch auf die Prioritäten im Leben auswirken. Zumindest habe ich das durchaus schon so erlebt. Aber auch durch neue Denkweisen oder neue Hobbys und ähnliches können sich die Prioritäten ändern. Ebenso durch eine Partnerschaft oder auch Trennung kann sich einiges verändern oder auch durch eine Krankheit. Ich denke, dass es da schon viele Gründe gibt, warum sich Prioritäten ändern oder verschieben können.
Ich bin anscheinend ein relativ langweiliger und vorhersehbarer Mensch, aber ich kann im Großen und Ganzen nicht sagen, dass sich meine Prioritäten groß verschoben hätten, was natürlich auch damit zusammenhängen kann, dass ich weder Kinder habe noch eine nennenswerte Karriere. Ich war auch nie ein auf Äußerlichkeiten fixiertes Partymäuschen, sondern schon immer auf Bequemlichkeit und relative materielle Sicherheit aus.
Als Teenager war es mir natürlich noch wichtiger, zu einer Clique o.ä. dazuzugehören und nicht negativ aufzufallen. Aber dabei habe ich mich so verheerend tollpatschig angestellt, dass ich derlei Bestrebungen schon früh aufgeben musste. Und Freunde zu haben und mit den anderen gut auszukommen war quasi schon immer eine meiner Prioritäten, genauso wie es mir schon immer Spaß gemacht hat, zu lesen und Dinge zu lernen, solange mich das Themengebiet interessiert hat.
Materielles wie Markenklamotten waren mir nicht mal mit 16 wichtig, geschweige denn heute. Und selbst wenn sich mein Leben radikal verändern würde, z.B. durch Schwangerschaft oder einen Karriereumschwung, glaube ich auch nicht mehr, dass sich meine Prioritäten noch groß verschieben würden. Man kann schließlich auch mit Kind oder ohne Geld danach streben, ein langfristig gesicherte Dasein zu haben und mit seiner Umwelt halbwegs gut auszukommen. Parties und Klamotten kommen und gehen.
Ich bin auch so langweilig wie Gerbera. Mir war spätestens in der Grundschule klar, dass ich entweder das arbeiten möchte, was mir wirklich Spaß macht, oder dass ich so bequem und gut bezahlt arbeiten möchte, dass ich in der Freizeit das tun kann, was mir richtig Spaß macht. Daran hat sich nie etwas geändert.
Mann, Kinder, Karriere, Krankheiten und so weiter sind nur weitere Faktoren. Aber an den grundsätzlichen Prioritäten hat das nichts geändert. Ich möchte einfach Zeit genug für mich und die Dinge, die mich begeistern. Der Rest sind Sahnehäubchen oder Störfaktoren.
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