Inwiefern kann eine Wohngemeinschaft die Familie ersetzen?
Gerade bei Studenten kommt es ja oft vor, dass diese in eine WG ziehen müssen, weil sie so weit weg von der Familie keine günstigen Alternativen finden. Aber auch Berufstätige ziehen teilweise in eine WG und sind damit sehr zufrieden. Laut Soziologen kann eine Wohngemeinschaft so eine Art "Familienersatz" sein.
Da ich aber nie in einer WG gelebt habe, kann ich dazu nicht wirklich was sagen. Wie seht ihr das? Stimmt ihr dem zu oder seid ihr anderer Ansicht? Inwiefern kann eine Wohngemeinschaft eurer Ansicht nach die Familie ersetzen? Oder reden sich das die Betroffenen nur ein, um sich weniger einsam zu fühlen in der Fremde?
Warum denn nicht? Es gibt doch auch Wohnformen für Kinder und Jugendliche, die aus schwierigen Familiensituationen stammen. Die alten Heime haben heute weitestgehend ausgedient. Heute setzt man auf familiäres Zusammenleben in Wohngemeinschaften. Man schaue sich da nur die SOS-Kinderdörfer an.
Dort leben auch Kinder in Ersatzfamilien. Würde das nicht so gut funktionieren, gäbe es diese Formen des Zusammenlebens doch gar nicht mehr. Die haben sich doch gut bewährt. Kommen Erwachsene in einer Wohngemeinschaft zusammen, ist zu betrachten, aus welchem Grund das passiert.
Es gibt Wohngemeinschaften, die sich auf den reinen Zweck gründen. Wohnen allein ist eben sehr teuer und gemeinsam, kann man sich die Kosten gut aufteilen. Es ist schon ein großer Unterschied ob ein WG-Zimmer weniger als 300 Euro kostet oder ob man 700 Euro für die Warmmiete einer Wohnung zahlen muss.
Auch teilt man sich die Hausarbeit gemeinsam auf, die nicht unbedingt unerheblich ist. Es gibt aber eben auch andere Wohngemeinschaften, die nicht nur den Wohnzweck erfüllen. Hier tut man sich zusammen, weil man sich gut versteht und somit nicht allein leben muss.
Wenn man ein gutes Verhältnis zu allen pflegt und auch die Freizeit miteinander gestaltet, hat man dann auch schon ein familienähnliches Verhältnis. Ich finde das schon sehr gut, dass es Menschen gibt, die sich eine Lebensform aussuchen, die ihnen gut tut. Das sehe ich unbedingt als eine gute und kluge Entscheidung an.
Ich habe schon in vielen verschiedenen WGs in meinem Leben gelebt und wohne aktuell auch in einer WG. Die WGs waren alle ganz unterschiedlich - derzeit wohne ich zu zweit mit einem Mitbewohner, ich habe auch schon in einer WG mit sechs anderen Personen gelebt. Dass ich meine Mitbewohner quasi als meine Familie wahrgenommen habe, war jedoch nie und in keiner WG so.
Ich war zwar noch nie in einer Zweck-WG und wir haben als WG auch durchaus einiges zusammen gemacht und unternommen, wobei wir allerdings auch nicht wirklich beste Freunde waren. Und als meine Familie habe ich diese Personen erst recht nicht gesehen. Dafür war der Kontakt dann doch nicht eng genug.
Auch wenn ich selbst Zweck-WGs nicht so mag und ich es besser finde, wenn man sich auch gut versteht und hin und wieder etwas gemeinsam macht, dient eine WG für mich trotzdem einigen Zwecken - man bezahlt weniger, kann sich schönere Wohnungen leisten und ist nicht allein. Auf so ein extrem inniges Verhältnis bin ich aber einfach nicht aus und ich muss auch keine besten Freunde finden. Wichtig ist mir einfach, dass man sich gut versteht.
Ich habe selbst noch nie in einer WG gewohnt und kann deshalb nur Vermutungen anstellen. Aber ich glaube das Wohngemeinschaften durchaus bis zu einem gewissen Grad eine Familie ersetzen können. Freunde können dies schließlich auch. Wie sagt man so schön: „Freunde kann man sich aussuchen, die Familie nicht.“ Manche verstehen sich somit mit guten Freunden, oder eben mit Mitbewohnern, vielleicht sogar besser als mit den eigenen Familienmitgliedern.
Ein Mensch braucht in intaktes soziales Umfeld um glücklich zu sein. Dies muss aber nicht zwangsläufig immer die Familie (oder eine Partnerschaft) sein. Freunde oder Mitbewohner können durchaus die Familie ersetzen und denjenigen in den gleichen Lebenslagen unterstützen in denen auch die Familie unterstützend tätig werden würde. Natürlich gibt es auch reine Zweckgemeinschaften, aber die meisten Menschen die ich kenne (und die in einer WG wohnen) verstehen sich hervorragend und sind teilweise sogar richtig gut miteinander befreundet.
Ich habe selber auch noch nie in einer WG gewohnt, aber ich finde es normal, dass Menschen mit denen man sich gut versteht und viel Zeit verbringt eine Art Familienersatz werden können oder auch zur Familie, wenn die eigene einen vielleicht nicht so gut behandelt. Mein bester Freund ist für mich ja auch Familie und versteht mich um einiges besser als meine Eltern oder der Rest meiner Verwandtschaft.
Wobei es ja auch immer auf die WG an sich ankommt. Wohnt man einfach nur zusammen ohne etwas zusammen zu machen, ist das sicherlich nicht eng und dann bekommt man auch keine gute Bindung zueinander. Es gibt aber auch Wohngemeinschaften, in denen man super viel zusammen macht, miteinander redet und so weiter und da fühlt man sich schnell eng verbunden.
Ich kann es mir durchaus vorstellen, dass eine Wohngemeinschaft die Familie ein Stück weit ersetzen kann. Wenn man zum Beispiel zum Studium das erste Mal weg von der Familie ist, dann ist es vermutlich auch nicht so einfach, ganz allein auf sich gestellt zu sein.
Wenn man sich mit den anderen Leuten in der WG gut versteht, dann würde ich schon sagen, dass das eine Art Familienersatz sein kann. Allerdings ist das natürlich nicht sicher der Fall, sondern hängt von den Personen ab, mit denen man dann zusammen wohnt.
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