Inwiefern hat sich Partner nach Eheschließung verändert?
Ich persönlich lebe mit meinem Partner seit fast 18 Jahren zusammen in sog. "wilder Ehe". Wir haben nicht geheiratet und haben auch nicht mehr vor zu heiraten, aber nicht weil wir jemals an unserer Beziehung gezweifelt haben sondern weil wir einfach keinen Drang dazu hatten unbedingt zu heiraten bzw. wir nicht der Meinung waren, dass wir unseren "Status" ändern müssen. Daran hat auch unser gemeinsames Kind nichts geändert.
Wenn mich Leute darauf ansprechen, dann sage ich sogar, dass ich denke, dass uns eine Ehe nicht gut getan hätte. Mein Partner ist in vielen Themenbereichen sehr gemütlich bzw. bequem und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er an unserer Beziehung nicht so aktiv gearbeitet hätte, wenn er mit der Sicherheit gelebt hätte, dass ich seine Frau bin "bis dass der Tod uns scheidet". Natürlich ist er nicht so naiv zu glauben, dass man sich nicht auch trennen/verlassen kann, wenn man verheiratet ist, aber ich glaube schon, dass dieser Gedanke trotzdem unterbewusst bei ihm da gewesen wäre, dass wir ja eh "in guten wie in schlechten Tagen" zusammenbleiben und es mir sowieso schwerer fiele mich zu trennen. Kurz und knapp gesagt, ich glaube tatsächlich, dass ihn der "Status Ehe" tatsächlich verändert hätte, in seinem Verhalten bzw. unserer Beziehungsarbeit.
Ich höre in Gesprächen mit bekannten Paaren bzw. Freundinnen oft heraus, dass die Ehe tatsächlich auch deren Beziehungen zunächst verändert hat, meist erstmal in eine negative Richtung. Das betraf selbstverständlich nicht immer nur eine Person sondern oft auch beide Partner. Dem konnten natürlich auch viele entgegenwirken, indem sie tatsächlich an ihrer Beziehung gearbeitet haben, aber auch nicht alle dieser Ehen hielten der Veränderung stand. Ich kenne tatsächlich auch Ehepaare, die sich schon nach spätestens drei Jahren wieder scheiden ließen, obwohl sie teilweise vorher schon mindestens so lange in einer Beziehung waren.
Inwiefern hat sich eure Partnerschaft direkt nach der Eheschließung verändert bzw. gab es überhaupt gefühlte Veränderungen? Habt ihr euch tatsächlich noch verbundener gefühlt oder hattet ihr auch das Gefühl, dass beide oder einer nicht mehr so "aktiv" ist?
Mein Partner hat sich nach der Hochzeit nicht verändert. Also natürlich hat er ebenso wie ich in über 20 Jahren eine Entwicklung durchgemacht und die geht noch weiter. Aber das ist der normale Lauf des Lebens und keine Folge der Eheschließung. Er ist nicht weniger aufmerksam und wertschätzend als damals und er hat sich weder körperlich noch geistig gehen lassen. Hätte ich das erwartet, hätte ich nicht nur auf die Hochzeit, sondern auch auf eine langfristige Beziehung verzichtet.
Denn wir haben nicht aus romantischen Gründen geheiratet und wir fühlen uns durch ein Stück Papier nicht verbundener. Uns ging es um Freibeträge bei Schenkung und Erbe, Rentenversicherung und die Möglichkeit der Güterstandsschaukel. Dazu ist es mit den Kindern einfacher. Mit Gefühlen hat das nichts zu tun.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Trauschein bei uns irgendwas ändern würde, weil das bei uns auch nichts mit Romantik und einmal Disney Prinzessin spielen und dem ganzen Gedöns zu tun hätte wenn wir irgendwann mal unterschreiben sollten. Wir haben das mal ganz rational durchgerechnet und es hat sich zumindest damals nicht wirklich gelohnt. Außerdem wollen wir keine Kinder, mit denen es wahrscheinlich schon ein bisschen einfacher wäre wenn die Eltern verheiratet sind und alle den gleichen Nachnamen haben.
Vielleicht hat diese empfundene Veränderung des Partners etwas mit den Erwartungen zu tun, die man in eine Hochzeit und Ehe hat? Ich finde es jedenfalls immer etwas erschreckend wenn jemand von seiner Hochzeit als "schönster Tag im Leben" spricht. Ich meine, was kann denn danach noch kommen? Wenn du den schönsten Tag in deiner Partnerschaft mit dem Jawort hinter dir hast kann es ja nur noch bergab gehen.
Ich finde die Vorstellung auch befremdlich, dass jemand aus dem Gefühl heraus: "So, jetzt hängt er/sie am Haken" nach der Unterschrift auf dem Standesamt die Maske fallen lässt bzw. die Beine hochlegt und die Beziehung als Selbstläufer schleifen lasst. Da ist doch einiges im Argen, was das Welt- und Menschenbild angeht, und das würde man doch in den Jahren vor dem Jawort schon irgendwann merken, hoffe ich?
Ich weiß nicht, wie viele Leute heute noch nach alter Väter Sitte nach zwei, drei Jahren Beziehung vor den Traualtar treten, damit die Nachbarn nichts von "g'schlamperten Verhältnissen" tuscheln oder damit endlich gebumst werden darf. Heutzutage hat man/frau doch fast schon beliebig Zeit, den richtigen Frosch aus dem Teich zu fischen und charakterlich, wirtschaftlich sowie sexuell auf Herz und Nieren zu prüfen, bevor die Scheidung teuer wird.
Selbst die "biologische Uhr" stellt für mich kein Argument dar, sich an eine Person zu binden, die dafür nicht wirklich geeignet ist, nur um von ihrer Fortpflanzungsfähigkeit zu profitieren. Auch das kommt wahrscheinlich öfter vor, als ich mir eingestehen möchte, aber für mich persönlich ist das einer der direkten Wege ins Beziehungsaus.
Wenn ich also den Verdacht hätte, mein Zukünftiger würde nur abwarten, bis ich nicht mehr so leicht das Weite suchen kann, um mich zur Dienstmagd umzuwidmen und als selbstverständlich hinzunehmen, würde mir das wahrscheinlich eher die ganze Beziehung versauen als mich zum Standesamt zu treiben. Und dann stellt sich die Frage gar nicht mehr, ob sich derjenige welche tatsächlich nur so lange zusammengerissen hat, bis ich am Haken hing.
Wir kannten uns schon einige Jahre, bevor wir heirateten, und dies taten wir aus finanziellen und pragmatischen Gründen. Ich hatte damals wesentlich mehr verdient als mein Mann und es war steuerlich günstiger. Außerdem verstanden wir uns gut und wir hatten gemeinsame Interessen. Romantik spielte keine wesentliche Rolle, was im Nachhinein gesehen gar nicht so gut war. Das Gesamtpaket ist wichtig und das hat, aber auch erst im Rückblick gesehen, nicht so ganz gestimmt.
Mit der Heirat hatte sich nichts geändert. Die Änderungen kamen erst ein paar Jahre später mit den Kindern. Vorher mussten wir keine Rücksicht auf irgendwas und irgendwen nehmen und jeder hatte auch noch seine Freiräume. Sehr viele Paare, die ich kenne, bekamen Probleme, als dann Kinder da waren. Manche haben es überwinden können, andere nicht.
Wir kannten uns vor der Heirat schon einige Jahre und haben auch zusammengelebt. Überraschungen waren also nicht mehr zu erwarten und diese kamen auch nicht. Niemand hat sich gehen lassen, niemand hat sich nicht mehr bemüht. Ich habe eher das Gefühl, dass es uns noch näher gebracht hat, man mehr darüber nachdenkt, was das eigene Verhalten für Auswirkungen auf den Partner hat.
Es ist nicht so, dass uns das vorher nicht bewusst war und wir da nicht darauf geachtet hätten, aber ich finde eine Ehe und das damit verbundene Versprechen hat noch mal eine ganz andere Gewichtung. Mag sein, dass ich das etwas altmodisch sehe, aber ich finde eine Ehe sollte man auch ernst nehmen und nicht scheitern lassen, wenn man es verhindern kann.
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