Inwiefern hat sich die Einstellung zur Arbeit gewandelt?

vom 25.01.2018, 07:53 Uhr

Die Einstellung zur Arbeit soll sich im Laufe der Generationen gewandelt haben. So sagt man, dass die Menschen, die vor 1980 geboren worden sind, eher karriereorientiert waren während die Generation danach die Vereinbarkeit von Privatleben, Familien und Beruf als besonders wichtig ansieht.

Kann man das aber so pauschalisieren oder betrifft so eine pauschale Einstellung eher gewisse Bevölkerungsgruppen bzw. Einkommensgruppen? Meint ihr, dass sich auch bei den Migranten in diesem Lande die Einstellung in dieser Hinsicht verändert hat oder kann man das gar nicht so pauschal sagen? Welche Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das wird wohl jeder für sich bewerten. Ich denke nicht, dass diese Generation kein Bestreben hatte Zeit mit der Familie zu verbringen. Das wird es da auch gegeben haben, allerdings waren die Leute in ihrer Arbeit vielleicht anders abgesichert und auch bei Jobverlust war es anders. Ich denke, dass jeder Dinge hat, die einem wichtig sind und man demnach auch entscheidet, was man für eine Einstellung zur Arbeit hat.

Manche wollen beispielsweise möglichst viel verdienen, keine Familie und so weiter, andere sehen die Arbeit als Übel um sich ihr Leben finanzieren zu können und wiederum andere gehen einfach nur arbeiten und ihnen ist nicht wichtig was sie verdienen, Hauptsache es reicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Pauschalaussagen sind natürlich immer schwierig, und ich gehe auch davon aus, dass sich in vielen Branchen die Einstellung zur Arbeit in den letzten Jahrzehnten nicht groß gewandelt hat. Man konzentriert sich hier in meinen Augen viel zu stark auf den Teil der Arbeitnehmer, der sehr gut qualifiziert ist, gute Chancen auf eine Anstellung hat und daher auch Forderungen stellen kann.

Unverblümt gesagt: Wer gerade so den niedrigsten Schulabschluss schafft und/oder mit Mühe und Not eine Lehre in einem der körperlich anstrengenden, schlecht bezahlten Jobs findet, die unsere Gesellschaft für diese Klientel bereithält, hat nach wie vor andere Sorgen, als jemand mit geldigem Hintergrund, der eigentlich auch nicht wesentlich cleverer wäre, aber einfach ganz andere Voraussetzungen für beruflichen Erfolg hat.

Wenn man sich jedoch tatsächlich die qualifizierten, jüngeren Arbeitnehmer anschaut, habe ich schon den Eindruck, dass sich die Einstellung zur Arbeit gewandelt hat, und dass Arbeit heute weniger als "Wert an sich" gilt, sondern eher als Mittel zum Zweck. Der Zweck kann unterschiedlich sein: Nicht jeder möchte heute mit seinem Gehalt eine Familie ernähren, sondern statt dessen lieber Reisen unternehmen, seine Hobbys und Freundschaften pflegen und seine Selbstverwirklichung ausleben.

Dabei ist es natürlich eher hinderlich, wenn man 40 Stunden pro Woche im Büro sitzt, und so kommen dann allmählich Fragen auf, die sich die Arbeitnehmer früher gar nicht gestellt haben, weil, wie gesagt, Arbeit an sich schon einen Wert dargestellt hat. Da wäre von den ganz normalen Bürgern kaum jemand auf den Gedanken gekommen, vorzuschlagen, man könne doch auch von zu Hause aus arbeiten. Oder die Stechuhr abschaffen. Oder dass der Betrieb für die Kinderbetreuung zuständig sein könnte (außerhalb der DDR).

Und anders als beispielsweise in den Anekdoten, die mein Vater gerne erzählt, ist kaum noch jemand stolz auf die Früchte seiner Arbeit, seien es nun Waschmaschinen, Mikrochips oder Sitzpolsterbezüge für Autos. Statt dessen geht es eher darum, Arbeit und Privatleben optimal zu kombinieren als seinen ganzen Ehrgeiz darauf zu verwenden, noch mehr Sitzpolsterbezüge herzustellen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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