Inwiefern beeinflusst das Fernsehen den Berufswunsch?

Ich habe kürzlich ein Interview mit einer Ausbildungsberaterin gelesen, wobei die Dame der Ansicht war, dass das Fernsehen den Berufswunsch von Jugendlichen sehr stark beeinflussen würde. Sie meinte dann auch, dass bis 2006 "alle" Koch werden wollten, weil Tim Mälzer und Jamie Oliver ziemlich aktuell und angesagt waren. Seltsam finde ich nur, dass mein Jahrgang davon betroffen gewesen sein müsste, aber ich kenne niemanden aus meiner ehemaligen Klasse oder der Parallelklasse, der eine Ausbildung zum Koch begonnen hat.

Dann meinte die Beraterin, dass bis 2016 die Immobilienkaufleute total angesagt gewesen wären wegen der Serie "Mieten, kaufen, wohnen", die im Fernsehen lief. Aber auch da kenne ich niemanden, der sich davon hat beeinflussen lassen. Ich frage mich, inwiefern das überhaupt richtig ist. Denn zu meiner Schulzeit wurde ziemlich viel gemacht, um die eigenen Stärken und Schwächen und Berufswünsche herauszufinden und darauf zugeschnitten sollte man sich dann bewerben.

Hat das Fernsehen deswegen niemanden aus meinem Jahrgang, den ich kenne, beeinflusst? Oder kenne ich nur die falsche Stichprobe? Inwiefern beeinflussen Fernsehsendungen den Berufswunsch von Jugendlichen und warum? Welche Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht?

Also ich denke der Berufswunsch entwickelt sich dabei nicht real. Der Zuschauer wird in erster Linie unterhalten und wünscht sich gern einmal in eine solche Position. Bekommt man dann allerdings mehr Informationen über den entsprechenden Beruf verlagert sich das Interesse schnell. Im Fernsehen werden ja auch nur zum großen Teil die guten Seiten gezeigt oder man hat dann immer diesen positiven Ausgang der Serie. Das kann schnell Wünsche wecken.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man wirklich auf einen Beruf kommt nur weil man ihn im Fernsehen gesehen hat und die dortige Darstellung als real und richtig wahrnimmt. Berufe werden ja nicht real dargestellt, sondern mit kleinen Geschichten verschönert, so bekommt man das ja auch mit. Es gibt aber ähnlich wie bei Namen, die durch Fernsehen beeinflusst sind, auch immer Trends, die durch den Fernseher ausgelöst werden. Schade ist es aber schon, wenn man dann so seinen Beruf aussucht.

Ich finde weder, dass es so absurd ist, wenn man einen Beruf aus dem Fernsehen kennenlernt noch weiß ich, was daran so "schade" sein soll, wenn sich jemand denkt: Kochen ist cool, da ziehe ich mal nähere Erkundigungen ein, ob der Job auch was für mich wäre. Die Gastronomiebranche sucht sowieso händeringend nach Nachwuchs. Man kann sich ja gerade als junger Mensch seine Inspirationen von allen möglichen Seiten holen und nicht immer nur das machen, was einem die Eltern oder die unmittelbare Umgebung vorleben.

Ob einem der Job dann auch liegt, kann man ja in einem Praktikum herausfinden, und wenn das im Fernsehen vermittelte Bild dann doch nicht zutrifft, geht die Welt auch nicht unter. Natürlich sollte man nicht 10 Jahre lang jobmäßig von einem Hirngespinst zum anderen taumeln, aber es haben bestimmt schon viele Leute ihren Traumjob im Fernsehen entdeckt, auch wenn es sich nicht gerade um die Mehrheit handelt. Die findet man nach wie vor im Einzelhandel.

Den meisten Leuten dürfte auch klar sein, dass Berufe aller Art im Fernsehen immer interessanter dargestellt werden als in der Realität. Ich finde zudem, dass, wenn man den ganzen Bühnenzirkus (Model, Superstar, Talent) beiseite lässt, nicht allzu viele Berufe wirklich Medienaufmerksamkeit bekommen. Eine umfassende Darstellung möglicher Berufslaufbahnen bietet die Glotze also natürlich nicht, aber das ist ja auch nicht Ziel und Zweck der meisten Sendungen.