Internetzeitalter: Überwiegt für euch der positive Nutzen?
Heute vor genau 50 Jahren war die Geburtsstunde des heutigen Internetzeitalters. Besonders seit den letzten zwanzig Jahren ist das Internet nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Inzwischen lässt sich so gut wie alles über das Internet regeln. Es gibt eigentlich nichts mehr, was es nicht gibt ob Telefonieren, Fernsehen, Shopping, Bewerbung, Produktwerbung, Vertragsabschlüsse für Strom, Versicherung & Co., Dating, usw. usf..
Neben den Vorteilen wie dem unkompliziertem Informationsaustausch und einem globalem schnellen Kommunikationsmittel gibt es seitdem auf der Welt aber auch ein paar negativ behaftete Thematiken. Internet- bzw. Computersucht, Datenklau, Verbreitung verbotener Bildmateralien und Dokumente, Cyber-Mobbing und Erleichterung von illegalen Geschäften (Darknet) sind nur einige der Nachteile des Internetzeitalters.
Überwiegt für euch trotzdem der positive Nutzen des Internets? Gibt es Dinge, die ihr gerne aus dem Internet "verbannen" würdet bzw. wo ihr euch eine Verbesserung wünscht?
Für mich halten sich der positive Nutzen und die Nachteile des Internets in etwa die Waage. Es gibt einiges was ich gerne verbannen würde: Alles was den deutschen Datenschutz nicht einhält, Fake-Shops, Pornografie, das Darknet, rechte Seiten, Facebook, Werbung und noch Vieles mehr.
In den früheren Jahren des Internets hat für mich eindeutig die positive Seite überwogen. Inzwischen sehe ich allerdings die Schattenseiten des Internets immer stärker in den Vordergrund treten. Aus meiner Sicht wirkt das Internet fast wie eine Art Brandbeschleuniger für die Verbreitung von Verschwörungstheorien, gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit, Hassbotschaften, die sich mit diesen Techniken deutlich rascher und effektiver ausbreiten können als früher. Und diese gesellschaftlichen Entwicklungen, an denen das Internet beteiligt ist, lösen bei mir starkes Unbehagen aus.
Meine persönliche Nutzung beschränkt sich allerdings weitgehend auf konstruktive und nützliche Themen, da ich mich im Internet über Wissensinhalte informiere, die früher nur sehr viel umständlicher oder gar nicht zu bekommen gewesen wären. Insofern sehe ich das Internet als eine zweischneidige Sache, wie so viele Erfindungen der Menschheit, die häufig eine nützliche und eine destruktive Seite haben bzw. hatten.
Ich habe den größten Teil meiner Kindheit und Jugend vor der allgemeinen Verbreitung von Internet und Social Media verbracht, und generell sehe ich vor allem die Vorteile der neuen Formen von Medien und Kommunikation. Natürlich kann man auch das "Internet" im weitesten Sinne für Mobbing, Betrügereien und allgemein sinistere Machenschaften missbrauchen, aber das ist ja nicht die Schuld des Internetzeitalters.
Ich kann also mit den weniger positiven Effekten, wozu für mich auch die Frage nach dem Datenschutz und der Gewährleistung von Privatsphäre gehört, in meinem Alltag an sich gut leben, weil die Vorteile für mich eindeutig überwiegen. Es ist einfach bequem und erleichtert das Leben, wenn man nicht Leuten hinterhertelefonieren oder gar Briefe schreiben muss. Oder sich mit dem Straßenatlas durchfuchsen. Ich wüsste heute auch gar nicht mehr, was ich machen sollte, wenn ich in einer fremden Stadt ein preiswertes Hotel suchen müsste. Oder Konzertkarten für London 2020. Oder die Regelungen für die Abholung von Sperrmüll.
Wenn man seinen gesunden Menschenverstand nicht außen vor lässt, ist das Internet in meinen Augen ein praktisches Hilfsmittel für Beruf und Alltag. Zwielichtige Machenschaften hat es schon immer gegeben, und sie beschränken sich wahrhaftig nicht auf den virtuellen Raum.
Für mich persönlich überwiegen die positiven Aspekte auf jeden Fall und die Tatsache, dass manche mit dem Medium nicht umgehen können, macht das Medium an sich ja nicht schlecht. Natürlich muss man Vorkehrungen für den eigenen Datenschutz treffen und generell vorsichtig sein. Ein sogenannter "Fake-Shop" ist mir zum Beispiel noch nie untergekommen. Das alte Motto "wenn ein Angebot zu gut ist um wahr zu sein ist es wahrscheinlich nicht wahr" hat sich da bewährt. Und auch das eigene Nutzerverhalten muss man natürlich hinterfragen.
Mit Verbannung von dubiosen Inhalten erreicht man glaube ich gar nichts und gerade diese Verbannung macht die Inhalte doch spannend. Mir würde es fürs erste schon reichen, wenn sich die sozialen Netzwerke nicht mehr an der Verbreitung von Hass beteiligen würden und sämtliche Inhalte genauso konsequent löschen würden, wie weibliche Brustwarzen.
Für mich persönlich schon, aus allen obengenannten Gründen. Wir könnten ja nicht einmal hier im Forum ohne das Internet schreiben. Das Internet hat in gewisser Art und Weise mein Leben bereichert und verändert, ich habe Orte und Leute im echten Dasein gesehen und getroffen, die ich ohne das World Wide Web nie zu Gesicht bekommen hätte. Selbst meine Beziehung habe ich durch Zufall im Netz kennengelernt, ich war auf Forentreffen, habe andere Freunde kennengelernt.
Und einen Lockdown oder kranke Leute zuhause ohne das Netz möchte sich doch keiner vorstellen, oder? Jede einzelne meiner Serien oder Filme gucke ich dank und durch das Internet und mittlerweile stammen 99 Prozent meiner Waren aus dem Onlinehandel. Selbst unseren Lebensmittelwarenkorb stellen wir uns online zusammen, sparen dadurch massig Zeit und Geld und können in Ruhe am Laptop neue Angebote entdecken. Im Laden würde ich vor lauter Stress nur daran vorbeilaufen. Ich kann generell Preise vergleichen, bekomme ein Gefühl für die Preisleistungsgestaltung einer neuen, mir unbekannten Produktgruppe und konnte Dinge erwerben, für die ich mir ansonsten die Hacken hätte ablaufen müssen. Sentimentale Sammlerstücke, die ich im Laufe von zwanzig Menschenleben niemals auf Flohmärkten gefunden hätte, weil sie so selten und banal sind, haben den Weg in mein Heim und Leben gefunden.
Und sprechen wir nicht von der Informationsbeschaffung. Das war doch früher ein Alptraum. Was mich heute eine zehn sekündige Google Suche kostet, war früher ein Nachmittag Recherche in schlecht sortierten Büchereien mit Nachschlageliteratur aus dem vorletzten Jahrzehnt. Genauso ist es mir in den Neunzigern schon passiert. Wenn man nach aktuellen Nachrichten gesucht hatte, musste man mit dem Teletext vorliebnehmen oder auf eine Sondersendung am Abend warten und hatte nicht ständig unmittelbaren Zugang. Lernen und Weiterbildung sind ein weiterer großer Faktor, der durch das Internet so viel leichter gemacht wird. Also nein, für mich persönlich überwiegen die Vorteile bei Weitem.
Sehr negativ sehe ich aber die Wirkung auf die Gesellschaft, denn manchmal habe ich das Gefühl, dass es zu vielen Leuten an Bildung und Differenzierungsvermögen mangelt, um mit Fakenews und polemischer Politisierung umgehen zu können. Da haben sich ja dank des Internets Abgründe aufgetan. Auch war mir vorher nicht bewusst, wie (sorry) dümmlich viele Menschen sind. Das ist manchmal erschreckend zu sehen, früher ging ich immer von einer gewissen vorhandenen Grundintelligenz aus, aber da war man wohl zu sehr in seiner eigenen Blase gefangen, um zu realisieren, dass viele mit komplexeren Themen heillos überfordert sind. So sind der Radikalisierung in manchen Bereichen Tür und Tor geöffnet.
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