Interesse an Psychotherapie - wie geht man vor?
Ein Nachbar von uns ist vor zwei Jahren von seiner Frau verlassen worden. Zu allem Überfluss musste er nun auch noch total überstürzt aus dem gemeinsamen Haus ausziehen, wodurch er auch seinen Hund verloren hat. Dieser lebt dort in einem großen Zwinger und man kann ihn definitiv nicht in eine Wohnung verfrachten. Daher gehe ich nun übergangsweise morgens mit dem Hund Gassi, bis die Tochter ins Haus einzieht und das übernimmt.
Also der Mann hat so ziemlich alles verloren. Gestern sagte er mir, dass er an Selbstmord denkt. Beziehungsweise er sprach davon, dass seine Beine bald einen Meter über´m Boden baumeln werden. Dann müssten sich auch seine Schwester und seine Nichte keine Sorgen mehr machen. Beide habe ich in den letzten Tagen kennengelernt und sie weinten vor mir, einer Fremden, weil sie sich so Sorgen machen. Seiner Tochter hingegen, meint er, wäre es total egal.
Also ich würde das als durchaus ernst einstufen. Er hat auch selber schon den Wunsch geäußert, mit jemanden zu reden. Er hat sich gemerkt, dass meine Mutter Psychologin ist und fragte, ob er mal mit ihr reden könnte. Allerdings ist die 500 km weit weg etc.
Nun habe ich ihm eine Liste psychologischer Psychotherapeuten herausgesucht, die von der Krankenkasse anerkannt sind. Sprich: eine Therapie würde bezahlt werden. Wenn sie denn notwendig ist. Aber wer entscheidet das und wann?
Muss man erst zum Hausarzt gehen und der überweist einen an einen Psychotherapeuten, wenn er das für notwendig hält? Oder geht man zu einem Vorgespräch zu einem Psychotherapeuten und wird dann eventuell abgelehnt, beziehungsweise bekommt gesagt, dass die Krankenkasse das nicht übernehmen wird? Wie geht man am besten vor, damit man nicht eventuell auf Kosten sitzenbleibt? Denn leisten könnte sich mein Nachbar eine Psychotherapie sicherlich nicht.
Auch wenn es jetzt blöd klingt, aber er kann schon froh sein, wenn er überhaupt einen Termin bekommt. Es gibt psychologische Beratungsstellen, bei denen bekommt man eigentlich recht zeitnah eine erste Hilfe, da kann man einfach mal anrufen und nach einem Termin fragen. Wobei da keine Therapie in dem Sinne stattfindet, aber man kann sich erst mal aussprechen.
Man kann sicherlich erst mal beim Hausarzt eine erste Hilfe einholen, aber letztendlich muss man sich bei dem Facharzt melden, da anrufen und einen Termin ausmachen. Wenn dieser steht, wird man dann sicherlich erst mal schauen, ob das miteinander passt und dann die Therapie aufnehmen, aber so einen Termin zu bekommen, kann eben eine Weile dauern, was du ja auch sicherlich durch deine Mutter weißt. Ich würde mich also an das Telefon hängen und alle mal durch versuchen und schauen, wo man eben zeitnah dran kommen würde.
Ich habe keine Überweisung vom Hausarzt bekommen, sondern wie du alle Psychologen in meiner Nähe rausgesucht und rumtelefoniert. Aber dafür braucht man einen langen Atem, meistens hat man mir schon direkt am Telefon gesagt, dass das nichts wird oder sie die bestimmte Form der Therapie, die ich gebraucht hätte, gar nicht anbieten.
Auch ist es so, dass viele Therapeuten Patienten mit Borderline etc. gar nicht erst annehmen, weil die Chancen auf eine Heilung sehr gering sind. Die Wartezeiten können auch locker ein halbes Jahr betragen. Bei akuten Dingen wie Selbstmordgedanken ist das natürlich unpraktisch.
Was aber hilft, ist die Therapeuten zu fragen, ob sie jemanden weiterempfehlen können. Mir hat eine Psychologen ein Gesundheitszentrum empfohlen, in dem viele junge Psychologen arbeiteten, die sich noch in Ausbildung befanden. Da bekam man deutlich schneller einen Termin und es hat auch geklappt.
Deshalb empfehle ich dir, deinen Bekannten dazu zu bringen, tatsächlich so vorzugehen und einfach alle Therapeuten abzutelefonieren.
Leider ist der Weg zur Therapie nicht leicht. Zuerst besorgt man sich eine Überweisung vom Hausarzt. Dann telefoniert man die Liste der zugelassenen Therapeuten ab und notiert die Ergebnisse. Also Datum, Uhrzeit des Anrufs und Wartezeit oder Ablehnung in eine Liste eintragen. Mindestens 3 müssen zusammenkommen, mehr sind besser.
Denn hat, wie das meist der Fall ist, niemand einen Termin innerhalb von vier bis sechs Wochen, telefoniert man die approbierten Therapeuten ohne Kassenzulassung ab. Hat man dort einen Termin ergattert, stellt man einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse.
Nach Paragraph 13, Absatz 3, Fünftes Sozialgesetzbuch muss die Kasse die Kosten übernehmen. Normalerweise ist der Therapeut dabei behilflich. Ist der Antrag genehmigt, hat man den Anspruch auf 5 probatorische Sitzungen.
Danach muss die Weiterführung der Therapie vom Therapeuten begründet und bei der Kasse beantragt werden. Die Kasse entscheidet dann nach Gutachten und genehmigt eine bestimmte Anzahl Sitzungen. Bei Kassenpatienten sind das meist etwa 50 Stück.
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