Interesse an Personen verlieren, die sich rar machen?

vom 21.06.2017, 00:26 Uhr

Ich habe schon oft von dem Spruch gehört, dass man sich rar machen soll, wenn man für jemanden interessant sein oder bleiben möchte. Ich denke, dass es vor allem auf den männlichen "Jagdinstinkt" bezogen ist, so dass Männer es besser finden sollen, wenn Frauen sich nicht ständig melden, so dass sie sich auch anstrengen müssen.

Allerdings habe ich auch schon vom umgekehrten Fall gehört. Auch bei Freundschaften soll es wichtig sein, sich Raum zu lassen und sich nicht ständig zu melden, auch wenn natürlich ein Gleichgewicht herrschen sollte. Meldet man sich aber nicht ständig beieinander, soll man bei den Treffen mehr zu erzählen haben und diese sollen somit wieder interessanter werden.

An sich klingt das ja alles logisch, wobei das bei mir allerdings nicht so funktioniert. Ich muss sagen, dass eine Person ziemlich schnell uninteressant für mich wird, wenn ich merke, dass sie sich rar macht. Ich assoziiere das recht schnell mit Desinteresse und bin dann auch unmotiviert, mich noch zu melden. Somit führt das nicht selten zum kompletten Kontaktabbruch.

Wie ist das bei euch? Macht sich eine Person für euch auch nur uninteressant, wenn sie sich rar macht oder ist es bei euch tatsächlich so, dass ihr die Person dann nur noch interessanter findet, weil ihr nicht ständig und zu jedem Zeitpunkt wisst, was sie macht oder denkt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich kann beide Sichtweisen sehr gut verstehen, letztlich ist das für mich eine Frage der Balance. So habe ich zum Beispiel einen Bekannten, der es einfach nicht schafft, diese Regel ein wenig zu verinnerlichen und der den Leuten besseren Wissens ständig auf die Pelle rückt. Das kann recht anstrengend sein und innere Abwehr hervorrufen, auch wenn man die Person grundsätzlich mag. Auch hatte ich selbst in letzter Zeit bei einigen Freundinnen das Gefühl, dass sie sich durchaus etwas weniger hätten melden können.

Das hört sich jetzt nicht so nett an, aber ich meine es absolut nicht böse. Nur strengt mich dieser ständige, teils tägliche Kontakt über längere Zeiträume und das jeden Abend ehrlich gesagt etwas an. Vor allem drehen sich die Themen dann im Kreis und man merkt, wie monothematisch wir eigentlich alle sind. Ich muss und möchte auch nicht täglich über jeden quersitzenden Gedanken in aller Ausführlichkeit berichtet bekommen. Dann bin ich immer froh, wenn wieder einige Tage Funkstille ist.

Interessanterweise ist meine liebste Freundin tatsächlich eine Person, die es richtig drauf hat sich rar zu machen, aber alle mögen sie eben so, dass jeder ihr das verzeiht. Manchmal schrammt sie aber eben genau über die von dir erwähnte Grenze hinüber und man fängt an, etwas beleidigt zu sein, wenn über Wochen einfach kein Kontakt zustande kommen will, auch wenn man sich bemüht. Da muss man dann schon aufpassen nicht ins andere Extrem zu gleiten und die anderen zu verprellen. Kurz gesagt ist es alles eine Frage von Nähe und Distanz.

Aber man kann diese Nähe auch aufrechterhalten, wenn man sich viele Monate nicht gehört oder gesehen oder eben gelesen hat, auch das ist möglich. Grundsätzlich wünsche ich mir von meinen Kontakten aber schon, dass sie mir längere Phasen der Nicht-Verfügbarkeit auch verzeihen und zugestehen, dass das Leben eben das Leben ist und Kontakt auch Zyklen unterworfen ist. Und das ohne eine beleidigte Person auf der anderen Seite. Man kann und möchte eben nicht immer mit jedem gleichbleibenden und genau dosierten Kontakt.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich habe zwei unterschiedliche sehr gute Freundinnen voneinander, die so unterschiedlich sind, das gibt es gar nicht. Im Allgemeinen sind sie schon gleich, aber im Verhalten dessen, wie oft man sich melden sollte, wie oft man sich sehen muss usw. sind sie grundverschieden. Das kann ich auch gerne mal erläutern, damit Ihr mal ein Bild davon habt, wie sie agieren.

Freundin 1: Sie meldet sich fast täglich und wenn es nur ist, um mir einen schönen Tag, ein Bussi zu senden ist oder entsprechend mit zu zeigen, dass sie mich gern hat sowie an mich denkt.

Freundin 2: Sie meldet sich nicht täglich, aber sobald was ist, ist sie da. Selbst wenn wir 6 Monate nur sporadisch per WhatsApp schreiben, stehen wir so zusammen, als wenn wir uns täglich sehen würden, als wenn alles beim Alten ist usw.

Unterschiedlich wie Tag und Nacht. Doch jeder von den beiden hat eben auch einen Beruf sowie einen Partner. Es ist eben doch nicht mehr die Jugend, wo wir gerne mal stundenlang draußen stehen. Wenn wir uns sehen, tun wir genau das, hängen ab, chillen und relaxen, laufen sowie fahren durch die Gegend und mehr. Doch das geht natürlich anders als früher nicht immer täglich.

Sich rar machen kann eine Gefahr bergen, dass Leute das Interesse an einem verlieren, aber gute Freunde würde ich behaupten, da geht das selten. Denn man steht doch im laufe der Jahre viele Arten von Probleme durch, kommt immer wieder zusammen und ist im Ernstfall der Ansprechpartner für alle Belange.

Bei einem Partner könnte ich mir vorstellen, dass das Interesse wanken könnte, aber dann bin ich der Meinung ist was im argen gewesen. Denn wenn sich mein Partner rar machen würde, wäre ich sehr neugierig und würde wissen wollen, wieso, was los ist und ob womöglich etwas nicht stimmt.

Ich schätze mal wirklich, dass man das nicht pauschalisieren kann, sondern individuell auf die Personen abwiegen muss. Ich bin da sehr eigenartig und akzeptiere es, wenn man sich rar machen würde, was keine Partnerschaft betrifft und verliere nicht das Interesse. Ich bin eben immer der Meinung, es wird schon Gründe haben.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, dass beide Extreme da wenig förderlich für eine Freundschaft sind. Das Mittelmaß wird es sicherlich am besten machen. Ich würde schon schauen, dass ich mich immer wieder mal melde, aber eben nicht zu oft, um einer anderen Person auch noch Freiraum zu lassen. Aber gar nicht melden, wird dann sicherlich irgendwann als Zeichen gewertet, dass man einfach das Interesse an dem Kontakt verloren hat.

Daher denke ich, dass es durchaus nach hinten losgehen kann, wenn man sich wirklich rar macht. Vielleicht wird dann nochmal nachgefragt, was denn los ist, aber wenn dies immer nur vom anderen ausgeht, wird ihm dies sicherlich auch irgendwann zu blöd.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Ich denke, dass beide Extreme da wenig förderlich für eine Freundschaft sind. Das Mittelmaß wird es sicherlich am besten machen.

Goldene Worte! Genau meine Rede! Ich finde das kann man gar nicht so pauschal sagen und ich finde das jetzt auch nicht schlimm, wenn man jeden Morgen einen kleinen Gruß schickt, als Zeichen dafür, dass man an jemanden denkt. Aufdringlich finde ich daran überhaupt nichts.

Ich hatte mal eine Freundin, die in dieser Hinsicht aber ziemlich extrem war. Da hat man gemerkt, dass sie als Hausfrau ohne Kinder irgendwie zu viel Langeweile hatte. Sie spamte mich regelrecht voll den ganzen Tag über und da blieb es nicht nur bei "Guten Morgen". Dass ich auch mal arbeiten musste und nicht rund um die Uhr Zeit hatte, schien sie nicht wirklich in ihren Kopf zu bekommen und ich war nach einiger Zeit ziemlich genervt von ihrer Omnipräsenz. Ich fühlte mich eindeutig in meinem Freiraum eingeschränkt, aber wissen wollte sie davon gar nichts, dafür war sie zu egoistisch. Dementsprechend hielt ich sie dann auch auf Abstand, weil mir das zu viel wurde, wodurch die Freundschaft kaputt ging und er Kontakt im Sande verlief.

Abgesehen davon habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass die meisten Freunde sich eher ab und an melden. Ich meine, man hat ja auch ein eigenes Leben, vielleicht Karriere, vielleicht Familie und noch andere Sachen zu tun. Eine Freundin von mir lebt zum Beispiel im Ausland und ist in einer Beziehung. Die war bis vor kurzem mit Sprachkursen ausgelastet. Wenn da noch eine Vollzeit-Arbeit und eine Beziehung (und ihre Familie in Deutschland) dazu kommt, ist es meiner Ansicht nach schon fast zu viel verlangt, wenn sie sich dann jeden Tag hätte melden müssen. Von ihr habe ich dann teilweise alle paar Monate etwas gehört, mal mehr mal weniger. Aber das tut unserer Freundschaft dennoch keinen Abbruch.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke es kommt eben nicht nur auf die Person darauf an, sondern auch den Grund und die Art und Weise wie man sich rar macht. Klar macht es einen Unterschied ob man das ganz bewusst macht, nichts zu tun hat und einfach nur hinter dem Berg hält weil man sich damit interessanter machen möchte. Posaunt man aber ansonsten alles von sich heraus, dass es nach dem ersten Treffen keine Steigerung mehr gibt und auch nicht zu erwarten ist, dann sind diese Personen auch uninteressant für mich.

Jemand anderes der mit seiner Meinung hinter dem Berg hält, bei dem es immer etwas neues zu entdecken gibt und nicht alles von sich und seinen Interessen beim ersten mal an einem Plakat nach oben hält, der ist einmal interessanter. Rar machen bringt da auch wenig etwas, wenn es keinen triftigen Grund gibt stirbt das Interesse daran dann auch wieder aus. Sind die Gründe jedoch zutreffend z.B. viel eingespannt auf Arbeit, Geschäftsreise und solche Dinge, dann tut das mit dem Rar machen auch keinen Abriss und das Interesse bleibt weiter bestehen. Gesteigert wird es dann von ganz alleine, da man auch wissen will wie es weiter geht oder mehr von der Person erfahren möchte beim nächsten Treffen.

Von daher denke ich eher, dass es die Mischung ausmacht, was man von sich alles erzählt, ob man nur das langweilige Hausfrauen Dasein fristet was jeden Tag das gleiche ist und man nie von etwas anderem spricht, oder eben auch ein bewegtes Leben hat und daraus auch einige Dinge mehr berichten kann und nicht alles von Anfang an direkt heraus trötet sondern immer nach und nach, denn das erhält in erster Linie die Spannung und sorgt auch für weiteres Interesse meinerseits.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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