Inspiriert es euch, wenn Senioren noch Ziele haben?

vom 31.07.2017, 04:35 Uhr

Ich habe zu meinen Studienzeiten das eine oder andere Mal schon mitbekommen, dass Senioren und Seniorinnen sich bilden und etwas lernen wollten und dann in Vorlesungen beispielsweise anzutreffen waren. Ich habe in den Medien auch von Senioren gelesen, die nicht nur als Gasthörer teilgenommen haben, sondern ganze Studienabschlüsse nachgeholt haben. Nun las ich von einer Seniorin, die mit 93 Jahren ihre Doktorarbeit verfasst und sehr viel Freude daran haben soll.

Nun meint eine Freundin, dass solche Menschen doch total inspirierend für die junge Generation sein müssten. Wie seht ihr das? Stimmt ihr dem zu? Findet ihr es inspirierend, wenn man auch im Alter noch so aktiv seine Ziele verfolgt oder hat das keinerlei Einfluss auf euch, was andere Menschen mit ihrem Leben machen oder nicht machen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich mache das nicht von einem Alter abhängig und ich finde es traurig, wenn jemand mit 20 Jahren keine Ziele hat oder auch wenn dieser 90 Jahre alt ist. Da mache ich so gar keinen Unterschied, da Ziele für mich auch einfach mit zum Leben dazu gehören. Gut, nicht jeder hat mit 90 noch das Ziel, dass er seine Doktorarbeit schreibt aber wenn das so ist und auch gemacht wird, warum nicht? Für mich ist das dann auch nicht mehr besonders, als wenn jemand mit 80 Jahren sagt, er macht seinen Haushalt noch alleine, will um die Welt reisen und macht das dann auch.

Für mich gehören Ziele einfach immer zum Leben mit dazu, ganz unabhängig vom Status oder vom Alter her. Ich finde es traurig, wenn das jemand nicht mehr hat und auch nicht verfolgt, sondern einfach nur noch dahin vegetiert und von einem Tag in den anderen Lebt. Eine besondere Inspiration kann ich da nun nicht finden, nur weil jemand mit 90 Jahren seine Doktorarbeit noch schreibt und das auf mich übertragen, da meine Ziele einfach anders aussehen die bislang in Angriff genommen worden sind, aber kann sich mit dem weiteren Alter durchaus noch ändern.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann mit "inspiration porn" ja überhaupt nichts anfangen und finde das für die Objekte, die dafür herhalten müssen, auch beleidigend. Das Konzept funktioniert ja so, dass man annimmt, dass eine Person aus welchen Gründen auch immer irgendwie benachteiligt sei - in diesem Fall ist der Grund das fortgeschrittene Alter. Aber dann schafft die Person trotz der vermeintlichen Benachteiligung irgendwas, das "normale" Menschen auch schaffen, und das wird als "Inspiration" bezeichnet und bejubelt.

In der Realität hat man als studierender Rentner doch jede Menge Vorteile. Man hat ein geregeltes Einkommen und muss nicht neben dem Studium arbeiten, man kann sich Zeit lassen und man muss sich nicht überlegen wie die Berufsaussichten bei dem gewählten Studienfach überhaupt aussehen. Man kann ohne schlechtes Gewissen Philosophie oder Malerei studieren einfach weil man Lust darauf hat.

Und die Rentner, die unter Langeweile leiden, nur noch vor dem Fernseher hocken und vor lauter Langeweile anfangen den Nachbarn hinterher zu spionieren oder Falschparker anzuschwärzen sind doch eh am Aussterben. In meinem Umfeld muss ich bei der älteren Generation schauen, dass ich zwischen Yoga, Ehrenämtern, Spanischkurs und Wanderurlaub irgendwo noch meine Einladung zum Kaffee unterbringen kann.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Eigentlich nicht gesondert. Ich finde es zwar schön, wenn jemand mit 93 noch geistig fit und rege genug ist, um ein derart anspruchsvolles Projekt in Angriff zu nehmen, aber ich weiß eben auch, dass auf jede 93-jährige Doktorandin soundsoviele 63-jährige Demenzpatientinnen kommen und dass es zum größten Teil Schicksal ist, ob ich zur ersten oder zweiten Gruppe gehören werde. Sprich, Ziele sind schön und gut, aber ob man diese auch erreicht oder es überhaupt schafft, sie in Angriff zu nehmen, hängt von zahlreichen Faktoren ab, die wahrhaftig nicht alle Einstellungs- oder Willenssache sind.

Auch die Art des Ziels finde ich zwar bewundernswert, aber sie inspiriert mich persönlich nicht wirklich. Ich könnte auch noch die Doktorarbeit in Angriff nehmen, aber ich persönlich habe von akademischen Tätigkeiten dauerhaft die Nase voll und mache es mir lieber in meiner aktuellen Position bequem. Und andere Senioren haben vielleicht gar kein Interesse an intellektuell anspruchsvollen Leistungen und sind völlig glücklich und zufrieden, mit den Enkeln zu spielen, Angeln zu gehen oder Apfelkuchen zu backen. Deren Ziel wäre also eher, noch ein paar gesunde Jahre im Kreis der Familie zu verbringen und weniger, mit irgendwelchen Wohlstandsbälgern zusammen im Hörsaal zu hocken. Wieso sollte mich daher ein Ziel mehr "inspirieren" als das andere?

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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