Inflation niedriger - Tarifverhandlungen jetzt unfair?
Die Inflation sinkt langsam und es gibt noch immer Tarifverhandlungen. Branchen, die die Verhandlungen hatte, als die Inflation noch bei knapp 10 % lag, haben zum Teil sehr hohe Lohnsteigerungen ausgehandelt. Für Branchen, in denen jetzt oder in ein paar Monaten die Tarifverhandlungen erst stattfinden, könnte es jedoch unfair werden, weil die Inflation niedriger ist und die Arbeitgeberverbände mit der niedrigeren Inflation argumentieren.
Es sind also schlechtere Ergebnisse zu erwarten. Findet ihr das in Ordnung oder glaubt ihr sogar, dass die Tarifabschlüsse gar nicht schlechter werden als bei einer hohen Inflation?
Wenn die Löhne der Inflation stets angeglichen werden, dann müsste bei einer sinkenden Inflation auch die Löhne wieder nach unten korrigiert werden. Doch ist die Inflation nur einer der Gründe, warum Löhne steigen, die generelle Teuerungsrate und der Wandel der Zeit machen so oder so vieles teuer. Zudem kann jeder selbst entscheiden, ob und zu welchen Konditionen man arbeitet. Bezahlt einem der zukünftige Arbeitgeber zu wenig, kann jeder sich auch gegen eine Anstellung entscheiden.
Erst irgendwo anzufangen und dann auf die Straße streiken gehen, finde ich blöd, man weiß doch vorher, zu welchen Konditionen man wo einsteigt. Da kann jeder anders darüber denken, letztlich muss sich jeder selbst entscheiden und schauen, wie man den Kühlschrank voll bekommt und die stetigen Ausgaben bestreitet.
Ich finde, bei der Diskussion um die hohen Forderungen der Gewerkschaften wird oft ein wichtiger Punkt übersehen: Die Verträge, die die Gewerkschaften aushandeln, gelten in der Regel für mehrere Jahre. Das bedeutet, dass nicht jedes Jahr neu verhandelt wird, sondern oft nur alle zwei oder drei Jahre. Nur weil die Inflation jetzt vielleicht wieder etwas schwächer ist, heißt das nicht, dass die Zeit davor einfach ignoriert werden kann. In den letzten Jahren hatten wir ja teilweise extreme Preissteigerungen, und die Löhne hinken da oft hinterher, weil die Verträge in der Zwischenzeit noch die alten, niedrigeren Löhne festgeschrieben hatten.
Wenn die Gewerkschaften jetzt mit Verhandlungen dran sind, dann berücksichtigen sie nicht nur den aktuellen Stand der Inflation, sondern auch die vergangenen Monate oder sogar Jahre, in denen die Preise teilweise drastisch gestiegen sind. Die Arbeitnehmer haben ja in dieser Zeit auch schon höhere Lebenshaltungskosten gehabt, ohne dass ihre Gehälter entsprechend angepasst wurden. Insofern finde ich es absolut gerechtfertigt, dass die Gewerkschaften jetzt höhere Forderungen stellen, auch wenn die Inflation aktuell nicht mehr so stark steigt wie noch vor einem Jahr.
Und mal ehrlich: Die Lebenshaltungskosten sind ja nicht plötzlich wieder gesunken, nur weil die Inflation jetzt weniger stark anzieht. Mieten, Lebensmittel, Energie, dass ist alles auf einem hohen Niveau geblieben, und die Menschen spüren das im Alltag. Da muss doch auch bei den Löhnen etwas passieren, sonst bleibt die finanzielle Belastung für viele einfach zu hoch.
Es geht also nicht nur darum, was jetzt gerade passiert, sondern auch um die Rückstände, die in der Zeit aufgelaufen sind, in der die Löhne eben nicht angepasst wurden. Deswegen finde ich, dass die Gewerkschaften hier schon im Recht sind, wenn sie weiterhin höhere Lohnabschlüsse fordern. Sie müssen schließlich sicherstellen, dass die Arbeitnehmer nicht dauerhaft ins Hintertreffen geraten.
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