In Wohnung ziehen, die man sich nicht leisten kann?

vom 26.03.2016, 20:48 Uhr

A ist 20 Jahre alt und befindet sich im ersten Ausbildungsjahr. Sie möchte mit ihrem Freund B zusammenziehen, der mit seiner Lehre schon fertig ist und mit dem sie schon seit zwei Jahren zusammen ist. Sie meint, es ist allerhöchste Zeit, eine gemeinsame Wohnung zu beziehen. So weit, so gut.

Bs Mutter besitzt eine Wohnung, die sie den beiden gerne untervermieten würde. Besagte Wohnung wird in wenigen Monaten frei und ist - meiner Ansicht nach - mit 110 qm viel zu groß für die beiden. A möchte unbedingt in diese Wohnung ziehen, da diese unweit von ihrem eigenen Elternhaus liegt. Jedoch meint A auch, dass die Miete gerecht aufgeteilt wird. Das wird B nicht schwer fallen, da er schon gut verdient, aber A könnte das in Schwierigkeiten bringen, da ihr Ausbildungsgehalt sehr gering ist.

Bei einem Gespräch mit mir, meinte A, dass zur Not ihre Eltern einfach A bezuschussen würden, sodass sie keine finanziellen Probleme bekäme. Für sie scheint das sehr selbstverständlich zu sein.

Ich kann so etwas jedoch überhaupt nicht nachvollziehen. Wenn ich mir eine Wohnung nicht leisten könnte, dann zieh ich da doch gar nicht ein, egal welche Gründe dafür sprechen. Ich würde einfach so lange suchen, bis ich preislich etwas passendes finden würde. Mir wäre das unangenehm, wenn ich eine Wohnung beziehe, die ich mir gar nicht leisten könnte, gerade in dem Alter.

Wie seht ihr das? Würdet ihr in eine Wohnung ziehen, die ihr euch preislich ohne finanzielle Unterstützung eurer Eltern gar nicht leisten könntet, gerade wenn die neue Wohnung nur einen Katzensprung von eurem Elternhaus weg ist?

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Diese Wohnung sollte man auf keinen Fall anmieten, denn man hat hier einen klassischen Einstieg in die Schuldenfalle. Die finanzielle Unterstützung der Eltern muss ja in jeden Fall monatlich gewährleistet sein. Was passiert wenn diese Hilfe plötzlich nicht mehr vorhanden ist? Kleine Schulden könnten dadurch sofort sich bilden. Diese werden dann in der Regel schnell größer.

Entstehen dann erst noch Mietschulden wird die Lage absolut ernst. Man bekommt mit Inkasso Unternehmen zu tun und wird vielleicht sogar vom Vermieter gekündigt. Eine neue Wohnung bekommt man dann in keinen Fall, denn man gilt erst einmal als ein Mietschuldner. Alle diese Dinge sind im Vorfeld schon vorprogrammiert und man kann sie verhindern.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Aus meiner Sicht ist das ein allgemeines gesellschaftliches Problem, dass Leute oftmals weit über ihren finanziellen Möglichkeiten leben. Das hat zur Folge, dass Menschen völlig unsinnig Kredite für Konsumgüter oder Autos aufnehmen. Eine zu große Wohnung gehört dann meistens aber auch dazu. Leider herrscht häufig noch die merkwürdige Ansicht, dass man finanziell gut da steht, wenn man jeden Monat 100% seines Einkommens verbraucht hat.

Irgendwas ist schief gelaufen, wenn A glaubt, ihre Eltern würden im Notfall einspringen. Vermutlich war es bisher immer so, dass sie finanziell unterstützt wurde und die Eltern haben es verpasst, ihrem Kind finanzielle Selbstständigkeit beizubringen.

Auf der anderen Seite finde ich es durchaus in Ordnung, wenn B mehr für die Wohnung bezahlt, wenn er mehr verdient. Das wäre zumindest besser als eine Finanzspritze von den Eltern. Wichtig ist nur, dass der Anteil vorher fest gelegt ist und A zumindest so viel zur Miete beiträgt, als eine kleine Einzimmerwohnung oder wenigstens ein WG-Zimmer kosten würde. Außerdem sollte sie ihre Hälfte in die Haushaltskasse beitragen. Damit wäre sie finanziell nicht völlig von B abhängig.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke auch, dass man nicht davon ausgehen sollte das die Eltern Lust haben ihre Tochter ständig zu finanzieren. Gerade in diesem Alter sollte schon eine finanzielle Selbstständigkeit vorhanden sein. Diese ist nicht gegeben, wenn jeden Monat weitere Zahlungen von den Eltern notwendig sind damit A überhaupt eine eigene Wohnung mit ihrem Partner zusammen beziehen kann.

Lage, Größe hin oder her. A sollte lernen, dass nicht andere dafür da sind ihren Lebensstandart zu finanzieren. Reicht ihr Ausbildungsgehalt nicht für die Miete, dann sollte sie sich Gedanken machen wie man weiteres Geld bekommt z.B. durch einen Nebenjob. Das das nicht gerade die tollste Vorstellung ist sollte klar sein, jedoch immer noch besser als sich Abhängig zu machen. Was würde A denn machen wenn die Eltern die Zahlung auf einmal einstellen weil sie es nicht mehr können oder wollen? Spätestens dann ist der Punkt erreicht bei dem es mit den Schulden anfängt.

Aber auch B verstehe ich nicht. Er müsste doch wissen was sich seine Partnerin leisten kann und was nicht. Selbst ein Außenstehender erkennt, dass eine solche Möglichkeiten über der finanziellen Möglichkeit einer Auszubildenden liegt. Selbst wenn er gut genug verdient, möchte man die Miete und Nebenkosten 50:50 aufteilen, sollte auch er merken das das nicht funktionieren kann. Auch B sehe ich in der Verantwortung mit A zu reden.

Natürlich könnte B auch mit einem größeren Anteil einsteigen und z.B. 75% der Miete übernehmen wenn entsprechend gut verdient wird. Ich denke aber das würde A nicht wollen wenn ich das hier richtig heraus gelesen habe. A macht sich lieber finanziell von den eigenen Eltern abhängig als vom Partner. Spricht auch nicht unbedingt für eine Partnerschaft in der man sich komplett vertraut.

Würde ich mir so etwas leisten wollen? Ganz klares nein. Ich bin damals während meiner Ausbildung ausgezogen, da es im Elternhaus nur streit gab. Für mich kam es aber auch nie in Frage, dass ich mich in einer Form von meinen Eltern abhängig mache. Somit bin ich neben meiner Ausbildung noch arbeiten gegangen um genug Geld für die Wohnung zu haben. Dabei war es auch keine riesige Wohnung, meine erste Wohnung war eine 1 Zimmer Wohnung mit 25 Quadratmetern in einem Hochhaus. Die Miete war für die Lage und Ausstattung in Ordnung, aber von einem reinen Azubi Gehalt nicht zu bezahlen. Somit bin ich noch dreimal die Woche putzen gegangen um mir meinen Lebensstandart zu finanzieren.

Auch jetzt mache ich es nach wie vor so, wenn ich einen gehobeneren Lebensstil haben möchte dann überlege ich mir was das an zusätzlichen Ausgaben bedeutet und wie ich diese Lücke schließen kann. Lohnt sich das in meinen Augen für mich, dann wird es so umgesetzt ansonsten sein gelassen. Denn eine große Wohnung zu haben ist zwar toll, aber davon habe ich auch nichts wenn ich jeden Tag und jede Nacht arbeiten gehen muss um diese überhaupt bezahlen zu können.

Auch sehe ich es anders, mein Elternhaus kann gar nicht weit genug weg sein. Jetzt wohne ich quasi neben Schwiegermutter auch das finde ich in der einen Hinsicht zwar praktisch aber auf der anderen Seite hat das auch zu weiteren Problemen geführt. Schwiegermutter taucht hier seither öfters unangemeldet auf, was mich dann doch schon stört. Vorher hat sie wenigstens Bescheid gegeben, inzwischen steht sie einfach in der Wohnung mit dem Ersatzschlüssel. Gerade bei einigen körperlichen Aktivitäten brauche ich nicht meine Schwiegermutter dabei haben.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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