In welchen Situationen haltet ihr euch für mutig?

Es gibt viele Situationen, in denen man sich selbst als mutig empfinden kann. Das ist vielleicht dann so, wenn man über seinen eigenen Schatten springt und sich etwas traut, das man sich normalerweise nicht traut oder das einen immer wieder viel Überwindung kostet - auch wenn es sich für andere Leute wiederum um ganz alltägliche und normale Dinge handelt, die sie nicht mit Mut in Verbindung bringen.

Doch in bestimmten Situationen, in denen man sich bewusst selbst einer Gefahr aussetzt um andere Menschen zu schützen oder ihnen zu helfen, zeigt man auch Mut. In welchen Situationen haltet ihr euch selbst für mutig und wann gab es zuletzt eine Situation, in der ihr Mut gezeigt habt?

Ist doch eher Definitionssache. Mut ist für mich, wenn man seine Angst überwindet und etwas tut, was man sonst nicht tun würde. Manche empfinden es schon als mutig, sich als Frau in Shorts auf die Straße zu trauen - was ich total albern und dämlich finde. Das hat doch mit Mut nichts zu tun. Ich kenne auch eine Frau, die es als mutig empfindet, wenn man sich kurze Haare schneiden lässt oder mit dem Auto in den Nachbarort fährt, was für mich mit Mut auch nichts zu tun hat - das sind ja keine gefährlichen Situationen.

Ich habe eine Weißkittelhypertonie, wobei das beim Zahnarzt am schlimmsten ist. Trotzdem hat das für mich mit Mut nichts zu tun, wenn ich zum Zahnarzt gehe. Das ist schließlich wie gesagt nicht gefährlich und lebensbedrohlich. Das ist Alltag und völlig normal, auch wenn es mich Überwindung kostet.

Ich denke, dass jeder etwas anderes hat, was für ihn schwierig ist und Mut erfordert. Ich kann mich da gar nicht anschließen was Täubchen sagt und denke, dass man auch stolz darauf sein kann, wenn man etwas geschafft hat, für das man Mut brauchte, dass für andere Menschen vielleicht selbstverständlich ist. Das kann eben der Gang zu einem Arzt oder auch die Fahrt mit dem Auto irgendwohin sein. Ich würde mich da nicht mit anderen Menschen vergleichen und wer entscheidet denn, welche Situation normal oder nicht lebensbedrohlich ist und deswegen angeblich keinen Mut erfordert?

Ich kenne einige Personen, für die der Gang zu einem Arzt sehr schwer ist und die dann wirklich ihren Mut zusammennehmen und hingehen müssen. Mutig sein hat doch nicht immer etwas mit der Angst vor dem Tod zu tun. Viele haben einfach in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht und brauchen dann ihren Mut, um eben bestimmte Dinge zu tun. Ich würde nicht darüber urteilen, wann sich jemand für mutig empfindet und wann nicht. Wenn ich mich immer in weiter Kleidung versteckt habe und mich nicht traute, mal kurze Sachen anzuziehen, dann ist es durchaus mutig, wenn man es dann doch mal macht und sich so zeigt. Mutig sein, kann man eben in vielen Lebenslagen und für jeden ist es etwas anderes, dass seinen Mut erfordert.

Eigentlich nie, wenn ich so darüber nachdenke. In meinen Augen kann man nur mutig sein, wenn Gefahr droht, und das kommt in meinem gesicherten, bürgerlichen Leben glücklicherweise nie vor. Zwar habe ich wie die meisten Menschen meine privaten Ängste (sogar eine ganze Menge), aber die sind an sich alle irrational, weswegen es mich zwar Überwindung kostet, dagegen anzugehen, aber ich würde mich deswegen nicht als "mutig" bezeichnen, sondern eher als zivilsationsgeschädigt und neurotisch.

Beispielsweise fahre ich nur äußerst ungern und selten mit dem Auto. Deswegen wage ich mich nicht in größere Städte oder auf die Autobahn. Das ist zwar nicht immer einfach, aber jeder hat Ängste, und mir wäre es auch lieber, wenn ich stattdessen eine Spinnenphobie hätte. Die macht weniger Umstände. Aber ich finde nicht, dass ich mutig bin, wenn ich mich dennoch hinter das Steuer zwänge und zumindest 15 Kilometer Landstraße schaffe. Schließlich droht mir ja keine Gefahr, und so schlecht fahre ich auch nicht, dass ich eine Gefährdung für mich oder andere darstelle.

Oder die berühmte Angst vor dem Zahnarzt, die ich auch regelmäßig überwinde. Aber bin ich mutig, wenn ich eine hoch qualifizierte Fachkraft an meinen Zähnen herumstochern lasse, die ein ganzes Sortiment an Schmerz- und Betäubungsmitteln in der Hinterhand hat? Ich finde, dass man in einem bieder-bürgerlichen Alltagsleben in der westlichen Welt nur selten die Gelegenheit hat, wirklichen Mut zu beweisen.

Was ist denn genau die Definition von mutig? Mutig in eine Schlägerei reingehen, obwohl man sich selbst verletzen könnte? Mutig, anderen die Meinung zu sagen, egal, was dies bedeuten mag? Mutig, immer etwas neues auszuprobieren? Es gibt ja so viele unterschiedliche Definitionen von mutig und das merkt man auch, wenn man mit Menschen spricht. Was ja keineswegs etwas Schlechtes sein muss.

Ich weiß nicht, aber ich habe in vielen Situationen aufgrund vieler Erfahrungen einfach keine Angst. Auch im Thema Zivilcourage nicht. Das hat in vielen Sichtweisen auch etwas mit mutig zu tun, dazwischen zu gehen. Gerade in der heutigen Zeit und ich weiß auch zu 100% genau, bei welchen Personen ich gleich mit dazwischen gehe und Gefahr laufe, gleich direkt mit was auf die Fresse zu kriegen oder welche Personen, sich wieder in ihrer tollen Ehre gekränkt fühlen.

Ich bin aber auch, wenn man das als mutig bezeichnen möchte der Typus Frau, der Mann und Frau, je nach Partnerwahl genau sagt, was ich will und was nicht. Das finden wiederum auch viele sehr mutig, weil sie sich das sonst nicht wirklich trauen. Schade eigentlich.

Ich denke, dass man gar nicht allgemein sagen kann, wann jemand mutig ist. Nur, weil jemand sich getraut hat, für jemand anderen einzustehen, ist das noch lange nicht für jeden Menschen mutig - für die einen ist es komplett normal und gehört dazu, dass man sich für seine Mitmenschen einsetzt, während wieder andere eine gehörige Portion Mut brauchen, um sich dazu zu überwinden. Jeder Mensch ist verschieden und dementsprechend kann man auch keine allgemein gültigen Richtlinien festlegen, ab wann jemand mutig ist und ab wann nicht.