In welchen Momenten zeigt ihr euch selbst gefühlskalt?

Ich bin selbst ein sehr emotionaler Mensch, so dass es mir meistens eher schwer fällt, meine Gefühle zurückzuhalten. Ich kann mich daher an keine Situation und an keinen Moment erinnern, in der ich nun gefühlskalt gehandelt hätte. Allerdings kenne ich durchaus Personen, die sich gerne gefühlskalt geben, wenn sie wegen irgendetwas beleidigt sind. Sie zeigen dann keine Regung, verziehen keine Miene und haben einen völlig neutralen Gesichtsausdruck, während ich in solchen Momenten wahrscheinlich eher wütend oder aufgebracht wäre und das auch zeigen würde.

In welchen Momenten oder in welchen Situationen zeigt ihr euch selbst gefühlskalt? Macht ihr das absichtlich oder ist das einfach so in euch drin? Wie kommt das bei anderen Leuten an?

Ich bin ein äußerst emotionaler Mensch, aber ich kann meine Gefühle auch abschalten und durchaus manchmal absolut gefühlskalt wirken. Oft verwende ich diese Technik, wenn ich mich auf der Arbeit konzentrieren muss und kurzzeitig hochkonzentriert arbeiten muss. Dann sitze ich recht unterkühlt da und lasse auch die Emotionen meiner Kollegen nicht an mich ran.

Auch wenn ich in Kursen sitze und lernen muss, dann versuche ich meine Emotionen im Griff zu halten. Es ist schwierig, ich bin ja ein sehr emotionaler Mensch, der sich gerne durch Gefühle leiten lässt und an den auch weitestgehend alles irgendwie rankommt und der sich recht viel zu Herzen nimmt. Aber wenn man hochkonzentriert ist, ist diese emotionale Distanz für mich teilweise sehr wichtig.

Ich bin sehr gefühlskalt, wenn ich das Gefühl habe, dass ich manipuliert werden soll oder man mich erpressen oder sonst irgendwie beeinflussen möchte. Ich habe einfach keine Lust auf solche Spielchen und ich bin auch keine Marionette. Ich mache was ich für richtig halte und lasse mich nicht beeinflussen, egal was andere sagen.

Auch Tränen helfen bei mir in dieser Hinsicht nicht. Ich kenne einige Menschen, die gerne versuchen mich durch falsche Tränen zu manipulieren, damit ich eben weich gekocht werde und nachgebe. Aber das kenne ich von diesen Leuten schon, daher reagiere ich da nicht und setze mein Pokerface auf. Das hat mir den Ruf eingebracht, besonders "gefühlskalt" und "herzlos" zu sein, aber das ist mir egal.

Eigentlich zeige ich mich vor fremden Personen relativ gefühlskalt, da meine Gefühlswelt andere Menschen nichts angeht, mit denen ich nichts zu tun habe. Auch auf der Arbeit oder in der Schule würde ich mich nie besonders emotional zeigen wollen, sondern eher gefühlskalt.

Und in manchen Konfrontationen mit Fleischessern in meinem Bekanntenkreis verhalte ich mich eher gefühlskalt. Es gibt einige Leute, die meinen sie könnten mich ärgern, wenn sie "Mh, lecker totes Tier!" oder ähnliche Sprüche in meiner Anwesenheit sagen. In solchen Situationen zeige ich auch keine Regung.

Gefühle haben und Gefühle zeigen ist bekanntlich zweierlei, und ich finde, dass die Vorteile langfristig überwiegen, wenn man seine Gefühlsäußerungen prinzipiell im Griff hat. Es ist ja schön und gut, und langfristig wahrscheinlich gesünder, positive wie negative Gefühle auch nach außen hin immer zu zeigen. Gerade Kinder können hier durchaus Vorbilder sein, und es gibt durchaus Situationen und Momente, wo auch Erwachsene ihr Seelenleben nicht hinter einer ungerührten Fassade verstecken sollten.

Aber die Anforderungen des Erwachsenenlebens bringen es meines Erachtens eben mit sich, dass wir nicht immer offen zeigen sollten, wie uns gerade zumute ist. Zumindest wenn wir Wert auf ein halbwegs funktionierendes Zusammenleben und auch ein Minimum an gesellschaftlicher Teilhabe legen. Beispielsweise kann ich natürlich freudestrahlend auf und ab hüpfen, "Oh mein Gott!" schreien und mit den Armen wedeln, wenn mein Chef mir eine Gehaltserhöhung zusteckt. Aber nicht jede/r ChefIn schätzt ein derart kindliches Gemüt.

Oder wenn ich sowieso einen schlechten Tag habe und in der U-Bahn versehentlich angerempelt werde, ärgere ich mich und werde wütend. Lasse ich die Wut dann heraus und fange mit einem ahnungslosen Fremden Streit an? Oder zeige ich mich beherrscht und beschränke mich auf einen finsteren Blick?

Ich persönlich zeige mich selten gefühlskalt. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und zeige meine Gefühle meistens sehr deutlich. Allerdings kann ich auch verstehen, dass es in manchen Situationen besser ist, sich gefühlskalt zu geben. Wenn zum Beispiel jemand versucht, mich zu provozieren oder zu beleidigen, kann es manchmal hilfreich sein, ruhig und neutral zu bleiben, um die Situation nicht eskalieren zu lassen.

Ich denke, dass Menschen, die sich oft gefühlskalt geben, das absichtlich tun. Sie möchten damit vielleicht ihre Überlegenheit oder ihre Unabhängigkeit demonstrieren. Allerdings kann das auch schnell auf andere Leute unnahbar oder unsympathisch wirken. Wenn ich jemanden treffe, der sich gefühlskalt gibt, fällt es mir schwer, eine emotionale Verbindung zu dieser Person aufzubauen. Ich empfinde das als sehr schade, da ich denke, dass wir als Menschen emotionale Wesen sind und uns durch unsere Emotionen verbinden.

Natürlich gibt es auch Situationen, in denen es angebracht ist, sich gefühlskalt zu geben. Wenn zum Beispiel eine schwierige Entscheidung getroffen werden muss, kann es hilfreich sein, neutral zu bleiben und die Fakten nüchtern zu betrachten. In solchen Momenten geht es nicht darum, Gefühle zu zeigen, sondern um eine rationale Entscheidungsfindung.

Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben und seine Gefühle zu zeigen, wenn man das möchte. Wenn man sich allerdings bewusst entscheidet, sich gefühlskalt zu geben, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass das auf andere Leute unsympathisch oder unnahbar wirken kann.