In welchem Alter ist Abnabelung von den Eltern normal?

vom 07.03.2015, 21:40 Uhr

Eine Freundin von mir, nennen wir sie A, ist für meine Begriffe etwas seltsam. Sie hatte schon immer eine enge Bindung zu ihren Eltern besonders zur Mutter, aber mittlerweile hat A ein Alter erreicht in dem ich das einfach nur noch komisch finde.

Man kennt das ja, dass Kinder irgendwann eine Phase durchmachen, in der sie sich von ihren Eltern abnabeln und sich erst einmal von ihnen distanzieren um sich selbst zu finden und auf eigenen Beinen zu stehen. Nach dieser Phase wird wieder Kontakt zu den Eltern aufgebaut und das Verhältnis normalisiert sich etwas.

A hat mit mir zusammen ihr Abitur gemacht und hat anschließend studiert. Sie ist mittlerweile fertig mit ihrem Studium und macht zur Zeit ihr Referendariat im ersten Jahr. Sie möchte Lehrerin in Germanistik und Anglistik werden und ist sehr ehrgeizig. Ich finde es aber komisch, dass sie trotz Auszug wegen dem Studium immer sehr engen Kontakt zu ihren Eltern hatte. Sie musste nie arbeiten, sie wurde unterstützt. An sich ja auch kein Problem, die Eltern sind reich genug, da sie kein Bafög bekommen hätte. Aber kaum ist sie mit dem Studium fertig, zieht sie wieder zu ihren Eltern und liegt ihren Eltern auf der Tasche ohne je Geld verdient zu haben.

Ich war schon häufiger bei A zu Besuch und ich hatte den Eindruck, dass As Mutter für sie wie eine Art beste Freundin ist. Dabei ist A mittlerweile 26 Jahre alt und hat sich nie von den Eltern abgenabelt. Es wirkt schon fast so, als würde sie immer noch an Mutters Rockzipfel hängen und wäre überhaupt nicht selbstständig und das finde ich gerade in dem Alter ziemlich befremdlich. Es wirkt auch oft so, als würde A alles nachplappern was ihre Mutter sagt und sich kaum eine eigene Meinung bilden. Auf mich wirkt A wie eine Marionette und ich habe auch schon mitbekommen, dass die Meinung der Mutter einfach von A absolut unkritisch und übernommen wird.

Solche Fälle gibt es haufenweise. So habe ich auch einen Cousin, der erst mit 33 von zu Hause ausgezogen ist und sich vorher ausführlich und von vorne bis hinten von seiner Mutter hat bedienen lassen. Er wusste bis zu seinem Auszug vor einem Jahr nicht einmal wie man die Waschmaschine bedient oder generell sauber macht. Aber ich finde, dass das bei einer Frau immer noch etwas anderes ist als bei einem Mann, das meine Tante beispielsweise sehr konservativ ist und es bei uns in der Familie Tradition ist, erst das Elternhaus zu verlassen, wenn man verheiratet ist. Bei meiner Freundin A gibt es eine solche Tradition aber nicht.

In welchem Alter findet ihr den Abnabelungsprozess noch normal? Mache ich mir zu viele Sorgen um A oder sind meine Sorgen in euren Augen berechtigt? Ich gönne jedem ein gutes Verhältnis zu seiner eigenen Mutter, aber ich finde es schon merkwürdig, wenn A ohne ihre Mutter nichts selbstständig unternehmen will und immer noch an deren Rockzipfel hängt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin mit 16 Jahren von zu Hause ausgezogen und zu meinem Mann gezogen. Er hat damals in einer WG gewohnt, da er schon studiert hat. Ich hatte aber auch nie eine gute Bindung zu meinen Eltern und habe sie immer noch nicht. Meine Schwester hat bis 25 zu Hause gewohnt und sich bedienen lassen.

Ich selber habe in meinem Freundeskreis eher wenig Leute, die lange zu Hause gewohnt haben und sich nach ihren Eltern gerichtet haben. Das liegt sicherlich auch an den finanziellen Verhältnissen. Es gibt doch an Unis die, die von den Eltern unterstützt werden und ein gutes, sorgenfreies Leben führen und die, die eben mit Bafög und Aushilfsjobs über die Runden kommen müssen.

Als normal empfinde ich es, wenn Kinder spätestens nach der Ausbildung der dem Studium ausziehen, denn dann sind sie selbstständige Erwachsene mit einer Perspektive. Ich weiß nicht, warum jemand so lange zu Hause wohnt, denn man ist doch im Haushalt der Eltern irgendwie immer das Kind und keine gleichberechtigte Person. Das würde mich total stören.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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