In Vorlesung mit Job bei McDonalds drohen?

vom 21.05.2015, 16:58 Uhr

Ich habe in einer Vorlesung einen Dozenten der sehr eigen ist. Immer wieder beschimpft er die Studenten als desinteressiert und faul und meint, dass wir nicht zu schätzen wüssten, dass wir das Glück hätten studieren zu können. Heute war es auch nicht anders und der Professor meinte dann schließlich auch, dass wir eben irgendwann was anderes auswendig lernen müssten, wenn wir nicht dazu bereit wären die paar Formeln zu lernen, die er uns letzte Woche in einer Tabelle angeschrieben hätte.

Wir müssten dann eben das Straßennetz in unserer Stadt auswendig lernen, weil wir dann Taxifahrer werden würde. Oder wir müssten die Speisekarte in irgendeinem Restaurant auswendig lernen, da es nur noch zum Kellnern reicht. Wenn wir Glück hätten dürften wir dann im McDonalds zusammen zählen, wie viel zwei BigMacs kosten würden. Am Besten noch mit dem Taschenrechner.

Er war ziemlich aufgebracht und hat noch einige weitere Berufsstände diskriminiert und ich frage mich, ob das so nett war, was er da getan hat. Zwar kann das für den einen oder anderen Studierenden eine Motivation sein, aber es ist auch eine Beleidigung für die Menschen, die wirklich diese Jobs machen müssen. Findet ihr es in Ordnung, wenn Dozenten auf diese Art und Weise versuchen ihre Studenten zu motivieren? Wo seht ihr eine Grenze?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde den Professor einfach nur unverschämt. Meine Mutter hat als Taxifahrerin angefangen und ein eigenes, gut gehendes Unternehmen aufgebaut. Also sind Taxifahrer schon mal nicht unbedingt doof, oder? Ich kenne auch viele Akademiker, die sich mit Taxi fahren ein Zubrot dazuverdienen oder es hauptberuflich machen. Das hat nichts mit der Faulheit als Student oder an der Lernerei zu tun.

Ich finde es immer schlimm, wenn Berufsgruppen diskriminiert werden. Selbst die Servicekraft von McDonalds könnte ein hochintelligenter Mensch sein, der einfach nichts Besseres bekommen hat, weil der Arbeitsmarkt nichts hergegeben hat. Außerdem sollte man immer bedenken, dass man von diesen Menschen in angeblich minderwertig bezeichneten Berufen, abhängig sein könnte.

Der Job macht den Menschen nur bedingt aus und ich finde es sehr arrogant zu behaupten, dass diese Jobs nur "faulen" Studenten zugerechnet werden. Vielleicht ist der Prof ja auch unzufrieden? Soweit ich weiß, ist die Bezahlung auch nicht unbedingt immer prickelnd und wenn man immer das Selbe runterrasseln muss, ich denke nicht, dass man immer Spaß daran hat.

Ich hätte den Dozenten einfach reden gelassen. Vielleicht hätte ich auch deutlich mit den Augen gerollt und mir meins dabei gedacht. Solchen Menschen biete ich keine Plattform mehr. Für mich ist jeder Mensch mittlerweile zum Individuum geworden, egal ob reich, ob arm oder ob Taxifahrerin oder Kassierer bei Netto. Ich ignoriere Menschen, die anfangen andere Berufsgruppen schlecht zu machen, jeder Beruf hat seine Daseinsberechtigung.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Dieser Dozent scheint eine ziemlich große angestaute Wut zu haben, die er mein an euch auslassen zu müssen. So etwas finde ich echt traurig, aber als Student kann man ja schlecht fragen, was da los ist, weil das unprofessionell wäre und als Dozent würde er sich bestimmt nicht bei seinen Studenten über sein unglückliches Privatleben auslassen.

Ich finde so ein Verhalten ziemlich respektlos, wobei ich nicht finde, dass es eine "Drohung" ist, die er hier ausgesprochen hat. Er schimpft ein wenig und regt sich auf, ja. Aber er droht meiner Ansicht nach nicht. Vielleicht kann man ja auch die Fachschaft zur Rate ziehen, vielleicht wissen die einen Rat. Richtig finde ich so ein respektloses Verhalten definitiv nicht.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Arroganter Sack. Kann wahrscheinlich selber weder Eier braten noch einen Nagel in die Wand hauen, aber sieht auf Leute herab, die sich ihr Geld verdienen müssen und nicht von Mami und Papi in den Allerwertesten geschoben bekommen. Als Studentin damals hätte ich zumindest die Vorlesung nicht mehr besucht. Ich schleime mich doch nicht bei jemandem ein, der im Prinzip indirekt meine ganze Herkunft beleidigt, nur weil es sich nicht um eine Akademikersippe handelt.

Heute mit mehr Selbstbewusstsein und einer kürzeren Zündschnur würde ich mich zumindest an offizieller Stelle beschweren. Allerdings würde ich damit vermutlich ziemlich alleine dastehen, da zumindest meine Mitstudenten von vor ein paar Jahren eigentlich der gleichen Meinung waren wie besagter Dozent und auf die allermeisten nicht-akademischen Berufe (also alles außer Arzt, Anwalt und "eigener Studiengang") mit Verachtung herabgeschaut haben.

Von daher muss ich leider sagen, dass diese Form der Arroganz in bestimmten Gesellschaftskreisen nicht nur verbreitet ist, sondern sogar als akzeptabel angesehen wird. Das ändert natürlich nichts daran, dass es eigentlich eine Unverschämtheit ist, gerade die Berufsstände zu diskriminieren, die für die Gesellschaft nützlich sind, aber ich habe wenig Hoffnung, dass hier in absehbarer Zeit ein Umdenken einsetzen wird.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde es immer wieder erschreckend, wie manche Akademiker, die sich selbst für hoch intelligent halten dann Sätze raushauen, die übelstes Stammtischniveau haben. Und wenn man sie dafür kritisiert, werden sie unsachlich.

Klar schafft nicht jeder das Studium und bei dem einen oder anderen wird es auch an Fleiß mangeln. Aber letztlich sind alle Studenten erwachsen und brauchen solche pseudo-pädagogischen Vorträge nicht mehr.

Außerdem scheint er schon lange nicht mehr bei Fast Food Restaurants gegessen zu haben. Denn dort wird mit nichten mit dem Kopf die Rechnung erstellt, sondern in moderne Kassensysteme eingetippt und die gibt dann die Summe automatisch aus.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Was soll denn daran motivierend sein wenn man seinen Studenten sagt, dass man voller Vorurteile steckt und auf Menschen runter schaut, die in den eigenen Augen einen weniger guten Beruf haben und weniger privilegiert sind? Das ist ja keine Aussage über das Können der Studenten, keine sachliche Aussage über ihre Leistungen oder ihre Motivation.

Außerdem hat der Dozent wohl vergessen, dass nicht wenige Studenten neben dem Studium oder zumindest in den Semesterferien arbeiten. Ich habe eine Zeit lang tatsächlich bei McDonalds gejobbt und habe da keine Leute getroffen, die da arbeiten "mussten".

Viele Kollegen waren wie ich Schüler und Studenten mit Minijob und einige haben im Rahmen ihrer Ausbildung oder ihres Studiums eine Zeit lang im Restaurant gearbeitet. Ich habe aus der Zeit noch einen Freund, der jetzt in der Produktentwicklung arbeitet und wahrscheinlich mehr verdient als ein kleiner Uni-Dozent.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich finde das wirklich dreist von ihm. Ich meine auch Mc Donalds ist ein Unternehmen und muss von irgendwem geführt und angeleitet werden. Selbst in so einem Betrieb zu arbeiten ist ja keine schlimme Sache, wenn auch ein bisschen schade, wenn man vorher studiert hat und dann nur Burger verkaufen würde, aber wenn es einem Spaß macht, dann kann man das ja auch durchaus machen.

Ich denke, dass er ein sehr schlechtes Bild von solchen Läden hat und das dann in einer ungebührlichen Art und Weise weitergegeben hat. Ein Mensch ist ja aber nicht weniger wert nur weil er da arbeitet und doof muss man deswegen auch nicht sein. Ich finde sein Verhalten sehr unangebracht und zudem wird er die Studenten so auch nicht besser motivieren können. Wenn er selber keine Motivation liefern kann, dann ist das seine Schuld und dann kann er auch nicht solche Reden schwingen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^