In stressiger Phase im Hotel in eigener Stadt übernachten?

Vor einigen Jahren hatte eine Freundin mal eine Woche lang in einem Hotel in ihrer Stadt übernachtet. Zu dieser Zeit hatte sie gerade Abschlussprüfungen von der Uni und war extrem gestresst. Sie hatte sich dann deshalb im Hotel in ihrer Stadt einquartiert, um so trotzdem jeden Tag zur Uni und zur Bibliothek gehen zu können, aber trotzdem eine Art Erleichterung zu haben.

Denn im Hotel musste sie aufgrund des Zimmerservices nicht selbst putzen und aufräumen, wobei sie sich auch Essen aufs Zimmer bringen oder im Hotelrestaurant essen konnte. Außerdem hatte sie so auch etwas Abstand von ihrem Partner, mit dem sie damals schon zusammenwohnte. Die beiden hatten sich zwar blendend verstanden, allerdings wollte sie zu der Zeit von niemandem abgelenkt werden.

Jedenfalls hat die Freundin sehr positiv von dieser Erfahrung berichtet und gemeint, dass sie es in stressigen Phasen jeder Zeit wieder so machen würde, auch im Berufsalltag. Denn immerhin kann man vom Hotel aus trotzdem seiner normalen Arbeit nachgehen. Wäre das etwas für euch und habt ihr so etwas schon gemacht?

Das käme für mich ehrlich gesagt nie in Frage. Es ist eine Sache, wenn man weiter weg wohnt von der Uni und dann in der Prüfungsphase in die Nähe zieht, aber was vollkommen anderes, wenn man es gar nicht weit bis zur Uni hat und nur aus Luxusgründen ins Hotel zieht. Das hätte ich mir als Studentin damals gar nicht leisten können und nicht leisten wollen.

Ich bin kein Mensch, der nonstop lernt und keine Pausen macht. Ich nutze meinen Biorhythmus und meine damit verbundene Leistungskurve maximal aus. Es bringt mir schließlich nichts, wenn ich über den Büchern hocke, wenn ich gerade eh nicht aufnahmefähig bin und wenn das der Fall ist, dann kann ich immer noch putzen und kochen. Davon geht auch keine wertvolle Zeit verloren.

Wenn man es sich leisten kann, warum nicht? Ich musste gerade zwar auch einen Funken Neid unterdrücken, weil ich selten so "arm" war wie im Studium kurz vor der Abschlussprüfung, als ich keine Zeit zum Jobben hatte und die Ersparnisse auch dem Ende entgegen gegangen sind. Hätte mir da jemand freudestrahlend und entspannt erzählt, wie viel besser es sich doch im Hotel lernt, wo andere Leute für einen kochen und putzen, hätte ich die Person wahrscheinlich mit meinen Schnürsenkeln erwürgt oder ähnliches.

Aber wie gesagt, Neid beiseite. Hotelzimmer sind meistens mit kostenlosem WLan inklusive, Spielzeug und Ablenkungen aller Art kann man zu Hause lassen, Putzen muss man nicht, und das Frühstück zwingt einen sogar dazu, rechtzeitig aufzustehen. Wenn man dazu noch keine Wellness-Angebote wahrnimmt, kann man theoretisch völlig ungestört vor sich hin büffeln. Ich könnte mich für die Idee also schon erwärmen, aber man muss in meinen Augen schon ein relativ privilegiertes Leben führen, um sich das gerade im Studium mal eben einfach so leisten zu können.

Ich habe so etwas noch nicht gemacht und auch wenn ich mir schon vorstellen kann, dass es hilfreich ist, weil man weniger Ablenkung hat und auch das Zimmer für einen sauber gemacht wird, könnte ich mir nicht vorstellen, dass das für mich tatsächlich etwas wäre. Ich kann mich auch zu Hause so verbarrikadieren, dass ich keine Ablenkung habe und wenn ich mal zwischendurch essen machen oder aufräumen muss, so ist das eigentlich neben dem Lernen gar nicht so verkehrt.

Ich bin einfach kein Fan davon, dass man in einer Lernphase wirklich pausenlos nur lernt und nichts anderes mehr macht. Auch wenn ich im Beruf vielleicht eine stressige Phase habe, würde ich mich nicht in ein Hotel zurückziehen wollen, weil ich dann einfach lieber in meiner gewohnten Umgebung bin und mich da auch am besten entspannen kann. Abgesehen davon wäre es mir einfach auch zu teuer, im Hotel das Zimmer zu bezahlen, obwohl ich nicht so weit davon entfernt auch eine Wohnung habe.