In Städten mehr Pflanzenarten, als auf dem Land?
Neulich habe ich gelesen, dass es in vielen Großstädten sogar mehr Pflanzenarten geben soll, als auf dem Land. Das überrascht mich, denn immerhin gibt es in Großstädten kaum Grünflächen, wo Pflanzen wachsen können. Offenbar aber kann dennoch eine Pflanzenvielfalt entstehen, beispielsweise durch exotische Pflanzensamen die über den Rhein oder Frachtschiffe in die Städte gebracht werden.
Einige dieser Pflanzen sind vom Aussterben bedroht und haben sich inzwischen sogar gut angepasst. Pflanzenarten die früher im Winter nicht überlebt haben, kommen inzwischen auch hier gut durch und können sich so weiter vermehren.
Ist euch schon mal aufgefallen, dass es in der Stadt eine größere Pflanzenvielfalt gibt, als auf dem Land? Erscheint euch das plausibel? Sollte es nicht eigentlich genau umgekehrt sein?
Ich kann ja mal berichten, wie es uns als Imker geht. Unsere Bienen sind ja direkt abhängig davon, dass viele Pflanzen und auch viele verschiedene Arten zur Verfügung stehen. Immerhin muss am besten zu jeder Zeit etwas blühen.
Wir sind vor fünf Jahren auf´s Land gezogen, um hier Bienen zu halten. Tja, die meisten unserer Bienen stehen in der Stadt und wir pendeln ständig dorthin. Wir dachten auch, Bienen - Landwirtschaft - Landleben - das gehört doch irgendwie zusammen. Aber weit gefehlt.
Das Problem auf dem Land ist die Eintönigkeit. Da ist ein riesiger Acker. Selbst, wenn der mit etwas sinnvollem bepflanzt ist, wie beispielsweise Raps. Dann können sich die Bienen während der Blüte dort sattessen. Ist der Raps aber verblüht, bleibt er noch monatelang stehen. Es kommt nichts Neues. Auf mehreren Quadratkilometern herrscht so Wüste. Ich denke, in den neuen Bundesländern ist das schlimmer als in den alten, da dort die Felder kleiner sind.
Und was ist zwischen den Feldern? Fast nichts. An Flüssen wachsen mal ein paar Bäume, aber ansonsten wird alles radikal gemäht. Zwischen Straßen und landwirtschaftlichen Flächen wird locker fünf Mal im Jahr alles platt gemacht, damit es ordentlich ist. Die Äcker selbst werden natürlich gespritzt, damit kein Unkraut wächst.
In Städten hingegen: Dort gibt es interessante Bäume, die zur Begrünung der Stadt angepflanzt wurden. An Straßenrändern und auf Verkehrsinseln, ebenso Parkplätze, Schulen etc. Parks! Brachflächen, an denen sich eine Investitionsfirma die Zähne ausbeißt, weil sie sie einfach nicht verkauft bekommt. In der Zwischenzeit wächst da aber das abgefahrenste Grünzeug.
Auch die vielen kleinen, liebevoll gestalteten Gärten in den Vorstädten sind nicht zu verachten. Auf dem Land sind die Gärten größer, bestehen oft nur aus Rasenfläche, weil sie sonst zu viel Arbeit machen. Im stressigen Stadtleben brauchen die Menschen das offensichtlich mehr, sich auf ihre kleinen Flecken zurückzuziehen und hübsche Blumen zu pflegen.
In Städten ist halt alles etwas gedrängter. Da findet man dann alle möglichen Formen von Flächen auf kleinstem Gebiet. Schule, Parkplatz, Park und eine Kleingartenanlage auf einem Hektar. Auf dem Land wächst auf dem einen Hektar und den nächsten fünf außenrum nur eine einzige Pflanzenart und alles andere wird radikal verdrängt, weil es Probleme bereitet.
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