In Problemvierteln problemlos Arbeit finden können?
Ich hatte neulich mit einem Bekannten eine ziemlich heftige Diskussion. Es ging um soziale Brennpunkte und wie schnell die Menschen dort eine Arbeit finden können. Bei uns in Stadt gibt es auch so ein Viertel A, wobei dort die höchste Kriminalitätsrate, die höchste Arbeitslosenquote und die niedrigste Bildungsrate sowie das geringste Einkommen und die höchste Migrantenquote zu verzeichnen ist laut Statistik.
Menschen in sozialen Brennpunkten haben ja oftmals das Problem, dass sie stigmatisiert werden und viele Arbeitgeber fühlen sich davon eben abgeschreckt. Ein Bekannter von mir wurde mal von einer Leihfirma an einen Arbeitsort ca. 50 km von hier geschickt und dort traf er auch jemanden aus dem Problemviertel A, welcher ca 70 km eine Strecke zur Arbeit gefahren ist. Laut meinem Bekannten kann man sogar in einem Problemviertel Arbeit finden, man müsste nur zur Leihfirma gehen und fertig. Selbst meinen Einwand, dass man sich vielleicht gar nicht leisten könnte, ein Auto zu haben oder mit der Bahn soweit zur Arbeit zu fahren, hat ihn nicht interessiert.
Kann man sogar in sozialen Brennpunkten Arbeit finden, wenn man das wirklich möchte? Denkt man Bekannter nicht ein wenig zu einfach? Ich finde es offen gesagt ein wenig gewagt, wie man von einem konkreten Beispiel, das man kennengelernt hat, direkt auf die ganze Bevölkerung dieses Gebiets schließen möchte, zumal die Voraussetzungen ja auch immer anders sind. Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr da gemacht?
Mir ist gerade nicht ganz klar, ob es dir darum geht, dass die Bewohner von problematischen Vierteln generell eine Arbeit finden oder ob man dort auch vor Ort eine Arbeit findet. Hier ist es zumindest so, dass es in den Bezirken, die als eher problematisch angesehen werden, gar keine großen Arbeitsmöglichkeiten gibt. Dort ist weder verarbeitende Industrie noch universitäre Lehre und Forschung und auch die ganzen Arzt- und Therapeutenpraxen sowie Kliniken befinden sich generell in großer Anhäufung an anderen Standorten.
Und dass man als Bewohner in der Auswahl eingeschränkt wird gilt vermutlich nur für jene, die andere hemmende Faktoren aufweisen. Geringer Bildungsgrad, keine Ausbildung, mangelnde Sprachkenntnisse usw. Es ist ja auch nicht mal gesagt, dass man in einem Viertel ausschließlich Problemhäuser findet. Meine Freundin hat zum Beispiel in einem sehr gepflegten Reihenhaus zwischen entsprechenden anderen Häusern gewohnt. Am Ende genau dieser Straße fing dann aber das Ghetto schon an. Wenn man als Arbeitgeber nur den Straßennamen gehört hätte, hätte man nicht sagen können, ob das jetzt schon Ghetto ist.
Sie hat trotz problematischem Viertel keine Probleme gehabt eine Arbeit zu finden, weil sie aber auch einfach nicht in das Raster gepasst hätte derer, die da Probleme haben. Wie das aussieht wenn man in echten Ghettos wie Marxloh oder Neukölln lebt, weiß ich natürlich nicht, das könnte schon abschreckend wirken.
Wenn man in Problembezirken so gar keine Arbeit finden würde, müsste die Arbeitslosenquote dort explodieren. Das ist aber nicht der Fall. Es geht schlechter und bei wachsendem Arbeitsmarkt geht es nicht so gut wie woanders. Bleibt man in Duisburg, liegt die Quote in Marxloh immer etwa drei Prozent höher, als im gesamten Stadtgebiet.
Das hat verschiedene Gründe. Wir haben in der Stadt etwas mehr als 30.000 Arbeitslose und noch einmal so viele Unterbeschäftigte. Dagegen stehen weniger als 5.000 Stellen. Da die Qualifikation in solchen Regionen oft schlechter ist, fallen schon viele Jobs weg.
Und dass die Adresse eine große Rolle bei Bewerbungen spielt, das ist ja nun keine neue Erkenntnis. Meine Mutter ist vor dem Krieg geschlüpft und predigte immer, dass man sich besser für eine gute Adresse leicht einschränkt, als günstig in Brennpunkten zu leben. Denn selbst wenn es nur um eine Helferstelle geht, nimmt man bei gleicher Eignung eher den mit der besseren Adresse.
Außerdem ist meistens die Verbindung ein Problem. Solche Bezirke liegen selten zentral. Wer kein Auto hat, benötigt beispielsweise von Marxloh bis zum Hauptbahnhof 40 Minuten mit der Bahn. Natürlich ist das zumutbar, aber nicht jeder hält drei Stunden Fahrtzeit am Tag, weil es in eine andere Stadt geht, auf Dauer durch oder bekommt es mit der Kinderbetreuung geregelt.
Es ist schwerer von dort weg zu kommen. Es geht natürlich, aber woanders hat man es leichter. Da sind nicht nur die äußeren Faktoren besser, es ist auch sozial leichter. Wenn alle arbeiten, arbeitet es sich leichter. Wenn alle Freunde nicht arbeiten und lästern, führen kleine Probleme schneller zum Scheitern.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1029mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 2990mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1844mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1339mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?