In Partnerschaft zumindest alles zur Sprache bringen wollen?
Eine Freundin meint, dass sie und ihr Partner erst lernen mussten, dass sie alles zur Sprache bringen. Sie ist der Meinung, dass man in einer Partnerschaft zumindest alles ansprechen können sollte. Auch, wenn das eben für den Partner nicht immer schön wäre oder auch durchaus mal sehr verletzend sei. Es wäre ja dennoch wichtig, dass man darüber spricht und weiß, was im anderen vorgeht.
Ich denke, dass meine Freundin da schon recht hat und es wünschenswert ist, dass man in einer Partnerschaft alles ansprechen kann. Das ist sicherlich hilfreich und kann der Beziehung sicher auch gut tun.
Wie seht ihr das? Meint ihr auch, dass man in einer Partnerschaft alles zur Sprache bringen sollte? Könnt ihr das durchaus bei eurem Partner? Macht ihr das auch, egal wie schlimm oder schmerzlich das werden könnte? Habt euch das schon in gewissen Hinsichten geholfen? Oder vermeidet ihr manche Themen, um den Partner zu schützen oder einem Streit aus dem Weg zu gehen?
Ich finde nicht, dass man in einer Partnerschaft wirklich alles thematisieren sollte. Es gibt ja auch Fälle, wo einer von beiden fremdgegangen ist und sich dann überlegt, ob der Seitensprung gebeichtet werden sollte oder nicht. Die Trennung ist aber nach so einer Beichte wahrscheinlicher. Daher würde ich das immer davon abhängig machen, was man überhaupt damit bezwecken möchte.
Denn um die Partnerschaft zu erhalten sollte man nicht immer alles sagen. Manche Sachen sind ja auch absolut irrelevant, sodass sie gar nicht thematisiert werden brauchen. Manche Themen sprengen einfach die Beziehung, das sollte man im Hinterkopf halten. Es könnte auch nicht jeder Mann damit umgehen, dass er ein Kuckuckskind hat oder dass die Partnerin mal jemanden umgebracht hat.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass eine Partnerschaft nur dann etwas taugt, wenn man wirklich "über alles reden kann". Meiner Erfahrung nach ist das bei vielen Paaren, die sich damit brüsten, meistens eine sehr einseitige Sache. Sprich ein Partner (unabhängig vom Geschlecht) redet über alles, was meistens auf Jammern oder Kritisieren herausläuft, und wenn der/die andere mal versucht, ein unangenehmes Thema zur Sprache zu bringen, ist das Geschrei groß und die Hysterie schlägt Wellen.
Ich bin dagegen der Meinung, dass man auch in einer Partnerschaft erstens ein Recht auf Intimsphäre hat und es Dinge gibt, die selbst den Partner nichts angehen und die er oft genug wohl gar nicht wissen will. Und zudem ist vieles, was man "zur Sprache bringen" kann, oft nur eine hoch subjektive Meinung oder unstrukturiert hochblubbernder Blödsinn, bei dem es generell hilfreich wäre, wenn man ihn für sich behält.
Nur weil ich etwas sage oder meine, ist es ja nicht gleich das Evangelium, und mein Partner muss sich damit ernsthaft befassen. Oft genug handelt es sich um Unsinn, welcher nur Unfrieden stiftet und deswegen niemandem etwas bringt, wenn er zur Sprache kommt.
Ich würde schon sagen, dass ich mit meinem Partner über alles reden kann, wobei das aber nicht heißt, dass ich mit ihm über alles reden will. Grundsätzlich habe ich keine Geheimnisse vor meinem Partner, aber ich finde, dass man sich auch nicht wirklich alles erzählen muss. Gerade Dinge, die den Partner wirklich gar nicht betreffen, sondern nur einen selbst und dem Partner somit auch in keiner Weise schaden, muss man nicht immer ansprechen, wenn man weiß, dass sie den Partner irgendwie beunruhigen würden.
Auch bei Sachen aus der Vergangenheit bin ich vorsichtig. Wenn es sich um keine Sachen handelt, die wirklich wichtig sind und die der Partner wissen muss, ist es manchmal besser, so etwas nicht zu erzählen. Etwas anderes ist es, wenn der Partner direkt danach fragt, aber wenn das nicht so ist, muss man ihm nicht alles auf die Nase binden. Dazu zählen für mich beispielsweise Geschichten über Ex-Partner und die Anzahl der Liebschaften.
Oft ist es ja so, dass so etwas den Partner beunruhigt oder er erst dann anfängt, sich Gedanken darüber zu machen. Und das kann man vermeiden, wenn man so etwas nicht anspricht. Ich würde allerdings nicht lügen und auch immer die Wahrheit sagen, wenn mein Partner mich fragen würde. Und alles Wichtige aus der Gegenwart, was meinen Partner auch auf irgendeine Art und Weise betrifft, erzähle ich ihm auch.
Man möchte ja gar nicht immer alles ansprechen oder? Dennoch finde ich es schon wichtig, dass man über alles reden kann, wenn man den Bedarf dazu sieht. Ich finde es wichtig, dass man über alles reden kann, da einen sonst Dinge belasten. Ich meine, wenn der Partner sich verändert und man ihn nicht mehr schön findet, dann sollte er es dann doch wissen oder nicht? Ein offenes Gespräch hat ja sicherlich noch nie geschadet.
Ich denke auch, dass es sehr wichtig ist alles zu besprechen. Auch wenn mal etwas schmerzlich ist, dann kann man zusammen daran wachsen. Und Ehrlichkeit finde ich immer besser als Verschwiegenheit!
Mir persönlich reicht es am Ende des Tages nicht aus, wenn man alles nur zur Sprache bringen möchte, es aber nicht tut. Letzten Endes spielt es in einer Beziehung mit mir oberste Rolle, dass man sagt, was man denkt und meint, was man sagt. Natürlich passiert es, dass die falschen Worte gewählt wurden, darüber lässt sich reden, aber nicht sagen, sondern sich seinen Teil denken, geht nicht.
Jedenfalls dann nicht, wenn es mich beziehungsweise die Beziehung betrifft. Ich bin der Meinung, dass eine gute Beziehung für mich nur dann funktioniert, wenn man auch alles auf den Tisch legt. So unangenehm Wünsche, Äußerungen und Ansichten auch seien mögen, sie haben ausgesprochen zu werden. Vom aussprechen wollen, kann ich mir am Ende eben nichts kaufen.
Ganz häufig habe ich in den vielen Jahren beobachtet, dass Menschen in sich Dinge hineingefressen haben. Am Ende bekam der Partner alles ab und wusste gar nicht, wie ihm/ihr geschieht. Das empfand ich in vielen Belangen derart unfair, weil man vorher über vieles hätte reden können, wenn man es nur gesagt hätte.
All das und viele weitere Beispiele waren der Grund, wieso ich wirklich immer angefangen habe, alles offen zu besprechen. Das gilt im Gesamtleben und nicht nur in meiner Partnerschaft. Ich mache aus vielem kein Geheimnis, sage, was ich denke und meine, was ich denke. Vielleicht drücke ich mich auch nicht immer so korrekt aus, aber das lässt sich klären!
Dennoch liegt mir innerhalb einer Beziehung wirklich viel daran, dass man immer sagt, was man auf dem Herzen hat. Man muss nicht jedes Geheimnis offenbaren, aber wenn es Themen sind, die eine Beziehung betreffen oder mich direkt als Person sowie mein Verhalten, dann muss ich es ja wissen, ehe am Ende ein riesiger Knall entstehen könnte.
Eine Beziehung muss einfach in der Lage sein, alles Gesagte abzukönnen. Ist sie das nicht, ist sie für mich nicht auf Dauer erstrebenswert. Ich beende dann auch ganz schnell das Gemeinsame, wenn ich das mitbekomme.
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