In Ordnung ein fremdes Kind zu stillen?

vom 26.08.2015, 10:54 Uhr

Ich habe vor kurzem mitbekommen, dass wohl eine junge Frau nicht nur ihr Kleinkind, sondern auch das Kleinkind ihrer besten Freundin gestillt hat und das auch auf Facebook öffentlich gemacht hat. Die Kinder waren altersmäßig nur zwei Monate auseinander und die beste Freundin hatte durch den Vollzeit-Job nicht die Möglichkeit, ihr Kind die ganze Zeit zu stillen. Also übernahm sie das eben für ihre Freundin.

Da die beiden auch in einem Haus zusammen wohnen sollen und sich alles teilen, ist das auch gut machbar wegen der Kinderbetreuung und so. Ihr "Outing" löste jedoch eine heiße Diskussion aus, sodass manche eben der Ansicht sind, dass es in Ordnung ist, fremde Kinder parallel zu stillen. Andere wiederum finden das "abartig" und verwerflich.

Ich persönlich finde das in Ordnung, wenn man das eben selbst möchte und auch selbst genug Milch hat, die man abgeben könnte. Meine Schwiegermutter selbst hat früher auch zwei Kinder gestillt, als mein Freund noch ein Baby bzw. Kleinkind war. Das zweite Kind gehörte nicht zur Familie, woher es kam weiß ich gar nicht.

Was denkt ihr darüber? Ist es in Ordnung, wenn man fremde Kinder stillt? Würdet ihr persönlich das machen und euch zur Verfügung stellen wollen, wenn ihr genug Milch hättet?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir stellt sich die Frage zwar nicht mehr, aber ich hätte damit kein Problem gehabt. Babys profitieren von Muttermilch auch dann, wenn es nicht die der eigenen Mutter ist. Wenn die Lebensumstände es so anbieten, wie bei den beiden beschriebenen Frauen, finde ich daran nichts Verwerfliches.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich würde ehrlich gesagt kein fremdes Kind stillen, wenn es keine absolute Notsituation ist. Stillen ist für mich ein sehr intimes Erlebnis mit meinem Kind und das möchte ich nicht mit einem anderen Kind teilen.

Früher war es sicher eine andere Situation. Da war das Milchpulver so teuer, dass es sich viele Familien nicht leisten konnten. Da würde ich es aus der Not heraus auch tun,um der Familie zu helfen. Aber in der heutigen Zeit ist das Milchpulver so billig und gut entwickelt, da würde ich nur mein eigenes Kind stillen.

Außerdem ist da noch die Situation mit der Bindung an die Bezugsperson. Wenn die Mutter des Kindes einen Vollzeitjob hat und ihr Kind sowieso nicht so häufig sieht, entsteht automatisch eine Bindung zu der ,,fremden'' Frau. Wenn diese Frau das Kind dann auch noch stillt, wird die Bindung immer inniger. Ich würde nicht wollen, dass mein Kind eine so innige Beziehung zu einer anderen Frau hat.

Außerdem sind die beiden Frauen doch keine Lebenspartner, es kann also aus beruflichen oder privaten gründen zu einer ,,Trennung'' kommen und dann leidet das Kind, da es keine normale Beziehung zwischen Tagesmutter und Kind ist, sondern viel tiefer geht. Das kann man dann nicht einfach so kappen und dem Kind eine Trennung zumuten.

Von daher sollte man in der heutigen Zeit einfach auf die ebenfalls gute Flaschenmilch zurück greifen.

» drago » Beiträge: 169 » Talkpoints: 1,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich persönlich finde es im ersten Moment auch etwas befremdlich und würde es vermutlich auch nicht machen. Wie schon gesagt wurde ist stillen ja auch etwas intimes und ich wüsste nicht ob ich das mit einem anderen Baby machen könnte.

Andererseits ist Muttermilch das gesündeste was es gibt für die ersten Monate. Und eigentlich ist das was diese Frauen machen sehr verantwortungsvoll und verdient somit Respekt. Die Mütter will ihrem eigenen Kind das Beste (in dem Fall die Muttermilch) nicht vorenthalten. Und da Sie selbst nicht stillen kann weil Sie in der Arbeit ist, stillt eben ihre Freundin. Eigentlich ja eine sehr gute Sache wenn man es sich recht überlegt.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich würde nicht auf die Idee kommen, dass ich ein fremdes Kind an meine Brust lasse. Einfach da damit auch Krankheiten über die Mutter auf das eigene Kind übertragen werden können der sich im Speichel befindet. Das Abpumpen von Milch dagegen stellt gar kein Problem dar und wenn ich genug zur Verfügung gehabt hätte für ein weiteres Kind, und es hier eine Muttermilchbank gegeben hätte, dann hätte ich auch dabei mit geholfen.

Ich hatte allerdings gerade genug Milch für mein eigenes und die nächste Muttermilchbank hat sich 200 Kilometer weit entfernt befunden. Denn auch mit der fremden Muttermilch werden Frühchen auf den Stationen versorgt, wenn die eigenen Mütter keinen Milcheinschuss bekommen aufgrund der Frühgeburt, oder aus anderen Gründen nicht stillen können es aber wünschen. Da finde ich ohnehin, dass es in Deutschland zu wenig ausgebaut ist mit dem Netzwerk und man in anderen Ländern damit anders umgeht. Auch wenn die USA recht Prüde sind, so ist der Handel mit Muttermilch und Muttermilchbanken dort wesentlich besser ausgebaut als hierzulande.

Aber alleine das Argument mit einer Vollzeitstelle finde ich schon schwach. Ich habe auch nach der Geburt und Mutterschutz wieder Vollzeit gearbeitet und einfach die Milch abgepumpt im voraus und in der Krippe deponiert. Auch unter der Arbeit hat man hier einen Anspruch auf Zeit zum stillen und Abpumpen als stillenden Mutter die bereits wieder arbeitet. Entsprechend wäre das hier einfacher machbar als in den USA, bei denen es solch eine Regelung nicht gibt. Abpumpen hätte man dennoch können und aus der Flasche geben. Das wäre meine erste Wahl gewesen bevor ich mein Kind an eine fremde Brust hänge.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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