In Firma ohne Betriebsrat nicht arbeiten wollen?
Ein Bekannter von mir hat einen Job angenommen, weil er das Geld dringend brauchte und ist dort aber nicht sehr glücklich. Er wurde wegen einer Messe in eine Stadt geschickt, die knapp 300km weit weg ist um dort eben alles vorzubereiten, damit die Produkte seiner Firma ausgestellt werden können. Das hat leider länger gedauert als er dachte, sodass er im Endeffekt weit nach Mitternacht wieder bei seiner Firma war, um dort zu stempeln und erst danach durfte er eben ins Bett und schlafen. Am selben Tag musste er dann wieder um 7 Uhr morgens auf der Matte stehen für den regulären Arbeitstag und hatte knapp 4 Stunden Schlaf. Dementsprechend gerädert sah er dann auch aus und man konnte nicht viel mit ihm anfangen.
Ich habe ihn dann auch gefragt, ob es da nicht diese Regelung gäbe, dass man 10-11 Stunden Pause haben muss bevor der nächste Arbeitstag beginnt. Er meinte, dass das zwar theoretisch der Fall wäre, aber es gäbe keinen Betriebsrat, der diese Interessen für einen durchsetzen würde. So hätte man als Mitarbeiter keine andere Wahl als sich der Diktatur des Chefs zu unterwerfen, sonst würde man den Job verlieren. Da er aber das Geld bräuchte, würde er sich nicht wehren. Auch bestünde die Gefahr, gekündigt zu werden, wenn man da Widerstand leistet. Er würde daher nie wieder für eine Firma arbeiten wollen, die keinen Betriebsrat hat. Wie seht ihr das? Würdet ihr in einer Firma ohne Betriebsrat arbeiten wollen oder wäre das für euch von vorne herein ein Ausschlusskriterium?
Diese Vorgehensweise vom Chef kann ich nicht nachvollziehen. Auch wenn in der Firma kein Betriebsrat ist, muss sich dieser an bestimmte Regelungen halten. Was ist wenn der Beschäftigte auf der Fahrt nach Hause wegen Übermüdung am Steuer einschläft? Da hilft es einem auch nicht mehr, dass man einen Job hatte , mit dem man seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Zum Glück gibt es bei uns in der Firma eine Regelung, dass man nicht länger als 10 Stunden arbeiten darf und zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn mindestens 8 Stunden Erholung hat.
Für mich ist auch nur schwer vorstellbar, dass diese Regelung vom Chef so richtig ist. Betriebsrat hin oder her, es gibt schließlich Gesetze die die Arbeitsdauer und die Pausen festlegen und regeln. Da muss sich der Chef dran halten, egal ob nun ein Betriebsrat existiert oder nicht.
Sicherlich wäre es mit einem Betriebsrat vielleicht einfacher, da Ordnung reinzubringen und ausreichende Pause einzuführen. Aber rechtens ist es sicherlich trotzdem nicht, was der Chef von seinen Mitarbeitern verlangt. Die Frage ist ja auch, wie lange dies ein Mitarbeiter so durchhalten kann. Irgendwann wird da jeder mal am Ende seiner Kräfte sein. Da würde ich mich doch lieber kundig machen, wie die Rechtslage aussieht und die Sache eben selbst in die Hand nehmen.
Ein Betriebsrat ist überhaupt kein Garant dafür, das sich um solche Dinge oder auch die Interessen der Mitarbeiter was Ruhezeiten angeht auch gekümmert wird. Es gibt genügend Firmen, die einen Betriebsrat haben, wo aber die Regelungen auch mit Füßen getreten werden, genauso wie es genügend Firmen ohne Betriebsrat gibt, wo die Regelungen eingehalten werden.
Wenn der Chef da quer schießt und die gültigen Gesetze mit den Füßen tritt, dann kann der Betriebsrat zwar Gespräche führen, aber wenn der Chef weiterhin die Gesetze mit den Füßen tritt, dann kann der Betriebsrat nicht mehr viel machen, außer evtl. eine Gewerkschaft einschalten, sich einen Anwalt nehmen und vor Gericht ziehen. Aber mal ehrlich, welcher Betriebsrat, insbesondere wenn dieser nicht freigestellt ist macht das schon?
Außerdem Betriebsrat hin oder her, wenn der Mitarbeiter sich beim Betriebsrat beschwert, in einem aktuellen Fall, dann weiß der Arbeitgeber auch von wem diese Beschwerde kam und dann kann man genauso seinen Job verlieren, wie wenn man selber mit dem Chef spricht.
Mir ist es ehrlich gesagt egal, ob eine Firma einen Betriebsrat hat oder nicht, denn ich habe auch schon einen Betriebsrat erlebt, der sich nur um sich selber gekümmert hat und dem alle anderen Mitarbeiter egal waren, genauso wie ich schon in einer Firma gearbeitet habe, wo alles auch ohne Betriebsrat sehr reibungslos und zur Zufriedenheit funktioniert hat.
Was ich anstelle von dem Mitarbeiter machen würde, wäre so was generell mal anzusprechen, wenn man eben auswärts unterwegs ist und dann die Arbeitszeit so deutlich überzogen wird, wie denn da die generelle Regelung in der Firma ist, ob man dann wirklich am nächsten Tag auch punkt um da sein müsste oder ob man dann auch etwas später kommen darf, natürlich mit einer entsprechenden Information vorab. Solche Themen kann man gerade wenn man neu ist eigentlich immer ansprechen, zur Not ein wenig verpackt unter dem Deckmantel man möchte sich ja anpassen und die Regelungen wären ja von Firma zu Firma sehr unterschiedlich.
Für mich klingt das nämlich jetzt gerade nicht so, als wenn er sich da erkundigt hat, sondern eher davon ausgegangen ist, dass er am nächsten Tag eben auch pünktlich auf der Arbeit sein muss. Sprich sein eigenes Pflichtbewusstsein ihm das so vorgegeben hat, ohne eine kurze Rückfrage und die sind in solchen Fällen immer wichtig.
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