In Einstellungsgesprächen Näheres zu den Kollegen fragen
Mir war das Betriebsklima an meiner Arbeitsstelle immer sehr wichtig. So habe ich zum Beispiel immer gefragt, mit welchen Kollegen ich zusammenarbeiten werde. Meist haben der Mitarbeiter aus der Personalabteilung und mein zukünftiger Chef dann von sich aus erzählt, was die Leute studiert haben, etwas über die Altersstruktur erzählt und hervorgehoben, dass das Arbeitsklima sehr gut ist.
Ich habe meine Fragen nicht zu direkt, sondern eher allgemein gestellt. Macht es einen eher schlechten Eindruck, wenn man detaillierte Fragen zu den zukünftigen Kollegen stellt. Habt ihr das in Einstellungsgesprächen zum Thema gemacht?
Ich würde so etwas nicht machen. Das macht doch einen komischen Eindruck, als ob man von den anderen Leuten und deren Arbeitsweise abhängig wäre oder nur mit bestimmten Menschen gut arbeiten kann. So eine Frage kommt sicherlich nicht bei jedem Personaler gut an und deswegen würde ich es weglassen und die neuen Kollegen lieber selber kennenlernen. Der Personaler darf ja auch gar nicht so intime Daten herausgeben und einem eigentlich gar nicht so auf die Frage antworten. Deswegen würde ich mich dann einfach vorstellen, wenn es soweit ist und meine Fragen direkt an die Personen stellen.
Die Idee ist an sich nicht schlecht, aber ich stelle es mir schwierig vor, die Frage elegant einzuflechten und ich weiß auch nicht, was ich von den Antworten halten sollte. Kaum ein personalverantwortlicher Mensch wird schließlich im Vorstellungsgespräch einer Wildfremden gegenüber zugeben, dass das Team oder die Abteilung die Hölle sei, Frau X eine Quartalssäuferin und Herr Y nur deswegen noch dabei, weil er mit einer Klage gedroht hat. Die werden kaum etwas anderes behaupten als dass das Arbeitsklima ein Traum sei und die KollegInnen alle sozial angepasst und angenehm im Umgang.
Und wie schon erwähnt halte ich es für schwierig, die Frage so vorzubringen, dass nicht der Eindruck entsteht, man selber sei wählerisch oder schwierig im Umgang mit Teamkollegen. Sprich "nicht teamfähig", und das ist ja bei vielen Jobs das absolute Todesurteil. Da halte ich es für strategisch klüger, den Eindruck zu erwecken, als könne man sich auch in den größten Sauhaufen elegant einfügen und gute Arbeit leisten.
Gerbera hat geschrieben:Kaum ein personalverantwortlicher Mensch wird schließlich im Vorstellungsgespräch einer Wildfremden gegenüber zugeben, dass das Team oder die Abteilung die Hölle sei, Frau X eine Quartalssäuferin und Herr Y nur deswegen noch dabei, weil er mit einer Klage gedroht hat. Die werden kaum etwas anderes behaupten als dass das Arbeitsklima ein Traum sei und die KollegInnen alle sozial angepasst und angenehm im Umgang.
Es gibt durchaus Szenarien, da kann man wirklich brauchbare Informationen bekommen, auch wenn das nicht unbedingt das Vorstellungsgespräch sein muss. Als ich noch studiert habe und in meiner Fakultät gefühlt tonnenweise Hilfskräfte gesucht worden sind, habe ich die Gelegenheit auch genutzt und mich bei zwei Dozentinnen einer bestimmten Vorlesung und aus demselben Arbeitskreis erkundigt.
Ich habe bei den beiden einfach gesagt, dass mich die Projekte in dem Arbeitskreis allgemein interessieren und wann ich nach einer Bewerbung denn mit einer Antwort zu rechnen hätte. Die Mimik der beiden war auch Gold wert, man hat sehr viel rauslesen können. Die war zwar eher introvertiert, aber die zweite ist mimisch total entgleist. Witzigerweise wurde die zweite dann von der ersten zurechtgewiesen, weil diese quasi entgleist ist als es thematisch um das Betriebsklima ging.
Ich habe auf diese Weise jedenfalls genug erfahren, dass ich für mich beschlossen hatte, diese Stelle nicht haben zu wollen und ich war daher auch nicht traurig, dass das nicht geklappt hat. Es gehört aber auch eine große Portion Glück dazu, dass man erstens an eine Person gerät, die Insiderwissen hat und in deren Mimik man lesen kann wie in einem offenen Buch. Zweitens ist es noch notwendig, dass die Person - sofern man sie offen auf die Mimik anspricht - von sich auch mehr erzählt und nicht dann abblockt. Ich denke nicht, dass im Vorstellungsgespräch jemand ehrlich geantwortet hätte.
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