In der Stadt wohnen bleiben, obwohl man Menschen nicht mag?

vom 30.11.2017, 22:56 Uhr

Ein Bekannter von mir meckert fast täglich über die Menschen in der Stadt. Es nervt ihn sehr, dass die Bahnen und Busse stets sehr voll sind und die Menschen findet er auch egoistisch und distanziert. Eigentlich würde er am liebsten aufs Land ziehen und hat auch schon lange im Ausland in einer ländlichen Gegend gewohnt. Derzeit hat er aber ein unbefristetes Arbeitsverhältnis und das ist ihm sehr wichtig. Woanders würde er das so schnell nicht bekommt. Das würde wiederum bedeuten, dass er nach einiger Zeit wieder umziehen müsste und das möchte er nicht.

Könntet ihr euch vorstellen in der Stadt wohnen zu bleiben, selbst wenn ihr Menschen nicht mögt und euch die Menschenmassen auf den Keks gehen? Ist das mitunter unvermeidbar, wenn man eine Stelle in der Stadt findet, die dann auch unbefristet ist? Oder würdet ihr lieber einen schlechteren Job annehmen, wenn ihr dafür auf dem Land wohnen könntet?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Welche Stadt ist in Deutschland denn so groß, dass ein Pendeln zum Arbeitsplatz nicht möglich ist? Das Ruhrgebiet ist wahrscheinlich das größte zusammenhängende Stadtgebiet in Deutschland und selbst da kenne ich Leute, die relativ ländlich wohnen und dafür einen weiteren Weg zur Arbeit in Kauf nehmen.

Man muss sich einfach klar werden was man für Prioritäten hat. Wenn man nicht den Traumjob direkt vor der Tür auf dem Land haben kann muss man sich überlegen, was am wichtigsten ist. Der Job? Der kurze Arbeitsweg? Oder die Wohnsituation? Leute, die nur meckern und nichts ändern kann ich aber nicht ernst nehmen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wo bitte kann man unbehelligter Leben als in der Stadt? Soll der Bekannte halt ein Auto benutzen, dann ist er allein. Dafür hat man keine nervenden Nachbarn, nicht tausend Vereine und Verpflichtungen und viel weniger Menschen, die einen auf Schritt und Tritt beobachten. Ich wohne im Ruhrgebiet, mehr Ballungsraum geht nicht. Trotzdem kann ich mich hier bewegen, ohne viele Menschen zu treffen, oft ist es gar keiner. Außerdem könnte ich hier trotzdem an einem Ende auf dem Land wohnen und täglich bis an das andere Ende pendeln. Das ist echt dümmliches Gejammer.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Wo bitte kann man unbehelligter Leben als in der Stadt?

Das sehe ich genauso. Ich kenne den direkten Vergleich, bin auf dem Land groß geworden und lebe seitdem in der Großstadt. Ich finde die Anonymität hier einfach befreiend. Keiner glotzt aus Langeweile aus dem Fenster, was andere Menschen so den ganzen Tag tun oder nicht tun. Man muss nicht ständig Rechenschaft ablegen und gelästert wird auch nicht. Es ist den Leuten so ziemlich egal, was man macht und warum man das macht, solange niemand anderes dabei zu schaden kommt. Ein neues Gefühl von grenzenloser Freiheit, gerade wenn man mit dem absoluten Gegenteil und dem Kontroll- und Beobachtungszwang der dörflichen Nachbarn aufwachsen musste.

Cloudy24 hat geschrieben:Leute, die nur meckern und nichts ändern kann ich aber nicht ernst nehmen.

Dem stimme ich absolut zu. Solche Kandidaten kenne ich leider auch. Die jammern nur, aber ändern nichts. Ich finde es recht anstrengend und langweilig, da zuzuhören und muss mich immer zusammenreißen, dass mir da nicht der Geduldsfaden reißt und ich die Leute entsprechend zurechtweise und ihnen (bildlich gesprochen) das Maul stopfe. Ich kenne keine Stadt, wo man nicht pendeln könnte. Wir leben nicht direkt im Zentrum, es ist schön grün und ruhig hier und uns macht die Pendelei überhaupt nichts aus.

Gerade das Gejammer über die vollen Busse und Bahnen kann ich so gar nicht verstehen. Dafür kann man sich ein Auto anschaffe (er verdient doch so gut sagst du) oder aber man fährt zu den Zeiten zur Arbeit, wo es nicht so voll ist. So schlau bin ich zumindest, dass ich die Stoßzeiten meide und dann vorher zur Arbeit fahre und auch vor der Rush-Hour wieder nach Hause fahre.

So ist pendeln absolut stressfrei und man kommt durch ohne Verspätungen. Auf dem Land sind die Busse und Bahnen leerer, das stimmt. Aber dafür hat man das Pech, dass diese im Extremfall nur einmal alle 1-2 Stunden fahren und jedes Milchkanne im Dorf abklappern und dort anhalten. Dafür fährt hier alles im 10-Minuten-Takt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin auch eher der Meinung, dass man in der Stadt besser aufgehoben ist, wenn man Menschen nicht mag. Auf dem Land sind zwar volle Busse und Bahnen kein Problem, weil nur alle zwei Stunden ein Bus fährt, den man vorher telefonisch vorbestellen muss, aber dafür kennt jeder jeden, und auch der menschenscheueste Kandidat wird beim Bäcker oder beim Hausarzt wiedererkannt, muss mit dem Hausmeister Small Talk halten oder sich der geschwätzigen Nachbarin erwehren, die ganz genau weiß, wann man die Mülltonne herausstellen muss und dass die Dame aus dem dritten Stock schon wieder schwanger ist.

In der Stadt geht es doch eher anonymer zu und man kann, wenn man seinen Wohn- und Arbeitsort geschickt auswählt, den ganzen Sozialkram gut umgehen. Und jeder Wohnort hat eben seine Vor- und Nachteile. Pendeln ist auch nicht immer lustig, und wenn man feste Arbeitszeiten hat, steckt man auch dann in der Hauptverkehrszeit in vollen öffentlichen Verkehrsmitteln fest. Schließlich hat nicht jeder das Privileg oder auch die Motivation, viel früher oder später als der Rest der Arbeitnehmer zum Arbeitsplatz aufzubrechen oder einen auf Home Office zu machen. Und selbst im Auto steht man oft im Stau, oder findet keinen Parkplatz oder zahlt ein Vermögen an Parkgebühren. Jeder muss eben selber entscheiden, was ihm hier wichtiger ist.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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