In der nächsten Wirtschaftskrise auswandern sinnvoll?

Der Partner einer Freundin ist ein ziemlicher Pessimist meiner Meinung nach. Er geht die ganze Zeit davon aus, dass die nächste Wirtschaftskrise bevorstehen würde und dass wir dann alle geliefert wären. Dementsprechend verbringt er sehr viel Zeit damit, sich entsprechend vorzubereiten, Ersparnisse anzusammeln und dergleichen, damit er im Fall der Fälle nur seine Sachen packen und das Land verlassen muss.

Er möchte dann auch mit meiner Freundin dann einfach auswandern, wenn Deutschland in der nächsten Krise stecken sollte. Sie findet das total übertrieben und kann ihn da absolut nicht verstehen. Ich teile da offen gestanden ihre Ansicht und finde er ist zu paranoid und verliert den Blick für die Realität. Soweit sind wir schließlich noch lange nicht und ich persönlich finde nicht, dass sich so eine heftige Krise bisher angedeutet hat, dass man es nötig hätte, direkt auszuwandern, weil man in Deutschland sonst nicht vernünftig leben könnte.

Außerdem denke ich, dass gerade Auswandern im Fall einer Wirtschaftskrise überhaupt nichts bringen würde. Denn seien wir ehrlich: im Zeitalter der Globalisierung ist alles so dermaßen vernetzt und aneinander gekoppelt, dass ich kaum glaube, dass die Krise nur Deutschland betreffen würde. In welchem Land im Ausland soll man da bitteschön noch sicher sein, wenn hier alles den Bach runter geht? Ich glaube nicht, dass Auswandern da die Lösung wäre. Wie seht ihr das? Wäre es sinnvoll im Fall einer Krise direkt auszuwandern?

Ob wir vor einer Wirtschaftskrise stehen oder nicht, das mag ich nicht anzweifeln, befürworten oder überhaupt. Ich bin keine Wirtschaftsexpertin, aber ich halte dieses Gelaber von "der Wirtschaft geht es gut" auch etwas zu viel. Viele Betriebe kündigen Mitarbeiter ohne Ende und stellen nicht zwangsläufig dann billigere Minijobber ein. So gut kann es der Wirtschaft in vielen Branchen nicht gehen wie ich finde.

Viele Betriebe schließen. Die einstige Ruhrgebietsmetropole des Berbaus ist kaputt gewirtschaftet. Marode Häuser nacheinander, wenige Jobs, viel Arbeitslosigkeit, hohe Kriminalitätsrate. Das ist das Ruhrgebiet. Selbiges gibt es in Bezirken in Berlin. In der Innenstadt bei uns macht ein Laden nach dem nächsten dicht, weil man lieber teure Zentren wie das Rhein-Ruhr-Centrum oder das Centrum am Limbecker Platz in Essen wünscht, wo sich die kleinen Händler nicht mehr halten können.

Der Wirtschaft im Web mag es sicherlich gut gehen. Online-Shops laufen besser, als vor Ort. Du kannst doch alles im Web aus allen Ländern ordern. Opel hat lange viele Mitarbeiter gekündigt, Nokia wurde dicht gemacht, VW ist in der Krise des Lebens, wenn nicht finanziell so dramatisch, aber die werden es spüren. Banken kommen nicht voran und müssen Mitarbeiter entlassen.

Ich frage mich immer, wo es der Wirtschaft also so gut geht? Gewinnen tun die, die sowieso die Taschen schon voll haben. Beim Mittelmaß kommt die gute Wirtschaft doch nicht an. Da ist es nicht verkehrt zu sparen. Auswandern? Das kann er auch jetzt, denn es wird eine Kluft zwischen Arm und Reich bleiben, die die Wirtschaft mit trägt und herausbringt. Ist aber überall so.

Ich verlasse Deutschland aus ganz anderen Gründen, die rein politischer Natur sind! Unter anderem. Die Wirtschaftskrise wird da auf die Dauer nichts mit zu tun haben. Da ich an vielen Standorten gelebt habe weiß ich, dass wir sicherlich eine gute Wirtschaft haben, aber standhaft? Wer weiß das schon. Ich bin hier irgendwann wieder weg, wenn meine Gesundheit mir es erlaubt wieder fitter zu werden, dann bin ich wieder weg! Ich tue mir hier eher das politische Gesabbel und reinlassen von Hinz und Kunz nicht mehr an, die meine Heimat im Pott versiffen, zerstören und mehr. Da hab ich die Nase voll, als Angst vor der Wirtschaft.

[Mod]

Wann eine Wirtschaftskrise kommt, werden die Wenigsten von uns vorhersehen können. Sowas kann durchaus über Nacht passieren, oder aber sie kommt schleichend daher.

Ob es dann in einer Wirtschaftskrise sinnvoll ist auszuwandern, lässt sich nicht einfach so beantworten. Es kommt auf viele Faktoren an, die man vor einer Auswanderung abklären muss. Ob man dann überhaupt eine Chance als Einwanderer hat, wird sich auch erst dann zeigen, wenn man in dem Land Fuß fassen will.

Nicht selten liest oder hört man von anderen Personen, dass sie ihre Zukunft darin sehen, dass sie auswandern. Nicht selten ist es aber so, dass der grösste Teil der Auswanderer ziemlich schnell scheitern und wieder in ihr Land zurückkehren. Und das aus unendlich viele Gründen, die man auch immer individuell betrachten muss.

Erfahrungsgemäß ist es jedenfalls so, dass das erfolgreiche Auswandern mit deutlich mehr Aufwand, Anstrengung und Risiko verbunden ist, als wenn man sich in seiner Heimat neu orientiert!

Sinnvoll ist es demnach wohl eher, wenn man sich auf heimatlichen Boden entsprechend umschaut und dort versucht, sich privatwirtschaftlich zu verbessern. Auswandern wirklich nur dann, wenn man sich relativ sicher sein kann, dass man sich beruflich auch dort etablieren kann um sein Lebensunterhalt zu sichern. Alles andere wäre unsinnig und privatwirtschaftlicher Suizid!

Er geht die ganze Zeit davon aus, dass die nächste Wirtschaftskrise bevorstehen würde und dass wir dann alle geliefert wären.

Und wie soll dieses "Geliefert sein", denn der Meinung des Partners deiner Freundin nach aussehen? Bricht dann die gesamte Strom- und Wasserversorgung zusammen, gibt es keine Lebensmittel oder anderweitige Waren zu kaufen oder werden gar alle Tankstellen geschlossen? Und selbst wenn es so käme, wo will man dann hin? Das ist wirklich eine gute Frage und deswegen würde ich mich da auch nicht verrückt machen lassen. Auf der anderen Seite gibt es bestimmt nicht wenige Leute, die sich nach so einem Szenario geradezu die Finger lecken, denn gerade auch in Krisenzeiten lassen sich ja hervorragende Geschäfte machen.