In der Grundschule Berufe hautnah kennenlernen
Ich kann mich nicht daran erinnern, als Kind in der Grundschule Ausflüge mitgemacht zu haben, die die Berufe von einigen Eltern zeigten. Bei meinem ältesten Sohn war das meiner Erinnerung nach auch nicht der Fall. Vielleicht habe ich das aber auch einfach vergessen.
Die Lehrerin meines zweitältesten Sohnes aus der Grundschule war, was Exkursionen angelangt, sehr engagiert. So gab es zum Beispiel einen Ausflug in die Schreinerei des Vaters einer Mitschülerin, bei dem die Kinder auch ein bisschen sägen und hämmern durften. Ein anderer Ausflug führte in eine Polizeiwache, weil der Vater eines Mitschülers Polizist war. Mein Sohn meinte damals, dass er gerne Verbrecher werden würde, weil er die Haftzelle auf dem Revier, vielleicht heißt es auch anders, so gemütlich fand. Außerdem haben sie einmal einen Orchestergraben besucht.
Habt ihr oder eure Kinder auch in der Grundschule oder später die Berufe der Eltern von Mitschülern hautnah kennengelernt? Was ist euch daran in Erinnerung geblieben? Hat es eure Berufswahl beeinflusst?
Meine Ausflüge in der Grundschule betrafen eher das große Ganze und nicht so etwas Kleinteiliges wie einen einzelnen Beruf. Wir haben beispielsweise eine Kläranlage und ein Salzbergwerk besucht. In einem Ort, der für eine Talsperre geflutet werden sollte, haben wir besichtigt, was verloren gehen sollte und mit Anwohnern gesprochen.
Gleichzeitig haben wir eine bestehende Talsperre besichtigt und gesehen, was daraus entsteht. Dabei haben wir gleich erfahren, warum die Wasserreservoirs genau für uns wichtig sind und so im Zweiten Weltkrieg eine Bombe die Staumauer zerstört hat. Ein Lehrer hatte das auf dem Dach überlebt und die Flutwelle und die Toten Menschen und Tiere erlebt.
Wir waren im Heimatmuseum, um zu sehen, wie unsere Vorfahren gelebt haben, und alte Techniken wie Wolle reinigen und spinnen, Flachs hecheln oder Mehl mahlen und Brot backen funktioniert. Wir haben die Spuren der Römer betrachtet und erkundet, wie die Ökosysteme Wald, Teich und Fluss funktionieren. Das finde ich ganz angemessen.
Meine Kinder haben keine Grundschulen in Deutschland besucht, die sind in drei Ländern Europas in die Schule gekommen. Da ging es auch nicht explizit um Berufe. Auch da haben Ausflüge entweder einfach Spaß gemacht oder einen größeren Themenkomplex beleuchtet. Für die Berufswahl finde ich das auch viel zu früh. Man entdeckt seine Stärken und Interessen doch gerade erst.
Wie es im 21. Jahrhundert abläuft, weiß ich mangels Kindern auch nicht, aber für mich selber kann ich mich schwach erinnern, dass ich in Kindergarten und Grundschule auch Ausflüge zur Polizei und Feuerwehr gemacht haben. Auch eine Bäckerei, die noch selber gebacken hat (gut, ist fast 40 Jahre her) und eine Schreinerei durften wir bestaunen, und bestimmt habe ich etliches vergessen.
Aber ich habe rückblickend nicht den Eindruck, dass es hier um die zukünftige Berufswahl von Achtjährigen ging, sondern eben darum, dass Kinder ihre Umwelt kennenlernen und sehen, was alles gemacht werden muss, damit wir als Gesellschaft zusammenleben können. Natürlich möglichst anschaulich und konkret, weil es keinem Grundschulkind etwas bringt, einen der zahllosen "Ich starre auf einen Bildschirm"- Jobs zu bestaunen und sich erklären zu lassen, was eine Steuerberaterin so Spannendes macht.
Von meinem Jahrgang ist meines Wissens auch niemand Bäckerin oder Polizistin geworden, sondern die meisten hat es in besagte Bildschirmberufe geschwemmt. Offensichtlich war also niemand vom Besuch in der Bäckerei so hingerissen, dass er/sie sich gesagt hat: Das will ich in 20 Jahren auch machen!
Zu meiner Zeit in der Grundschule waren Exkursionen zwar üblich, aber bei Weitem nicht, um die Berufe kennenzulernen. Wir waren beispielsweise mal im Sauerland, um dort auch eine Glasbläserei zu besuchen, was sicherlich als Kind spannend war. Wir durften uns dann auch etwas mitnehmen, was natürlich toll war.
Auch waren wir mal in einer Bäckerei und durften dort unser Unwesen treiben. Doch das waren die einzigen Exkursionen, um Berufe vielleicht hautnah zu erleben. Sonst waren wir in Freizeitparks, auf größeren Spielplätzen und anderswo, wo irgendwas zu unsere Unterhaltung beigetragen wurde, aber nicht, um uns Berufe näher zu bringen.
Generell würde ich das manchmal gar nicht so schlecht finden, aber natürlich muss man auch sagen, das Grundschulkinder sich ohnehin schnell umentscheiden werden mit den Jahren und wohl selten in den Berufen auch wirklich reinschnuppern, wo sie zu Kinderzeiten hinwollten. Auch sind die Kids natürlich etwas anstrengender, sodass man wohl auch nicht in jedem Beruf reinschnuppern kann und nicht jeder wird darauf vielleicht auch Lust haben.
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