In bestimmten Regionen christlichen Glauben voraussetzen?

Heute hatte ich ein Gespräch mit einer Kollegin über meine Hochzeit und was ich bisher so geplant habe. Als ich dann gesagt habe, dass wir in keiner Kirche heiraten war sie richtig gehend geschockt, weil sie erwartet hätte, dass ich Christin bin.

Wir leben in Bayern, in einer katholischen Gegend, wenn man es so beschreiben will, wobei hier auch viele evangelisch sind und eigentlich alle Weltoffen. Würdet ihr aber nun von einem Bayern oder einen dort lebenden Menschen sofort davon ausgehen, dass er Christ ist?

Ich finde diese Annahme ziemlich dämlich, weil man ja an nichts glauben muss, man aber auch keinem seinen Glauben ansehen kann, wenn er nicht gerade ein Kopftuch trägt. Was denkt ihr darüber?

So gesehen kann man in bestimmten Gegenden nur den christlichen Glauben voraussetzen, wenn das irgendwie eine Grundvoraussetzung wäre um dort überhaupt wohnen zu dürfen. Es soll ja auch Vermieter geben, die ihre Wohnungen nur an verheiratete Paare christlichen Glaubens vermieten wollen. Wenn dann mehr Vermieter dieser Sorte zusammen kommen und sich quasi bestimmte Regionen unter einander aufteilen, dann ergibt sich so ein Bild ja zwangsläufig, wobei ich das doch für eher unwahrscheinlich halte.

Ich finde nicht, dass man einen Glauben voraussetzen sollte. Jeder kann schließlich glauben was er will und wenn man nicht gerade in einem christlichen Kindergarten oder Krankenhaus arbeiten will, dann spielt der christliche Glauben doch eigentlich gar keine Rolle mehr.

Für manche Bereich trifft das doch durchaus zu. Im niederländischen Bibelgürtel findet man ziemlich viele sehr gläubige Menschen. Wenn man sich beispielsweise in der Gemeinde Staphorst bewegt, dann sollte man sich schon um eine gewisse Zurückhaltung bemühen.

Als Katholik ist man da schon ein ziemlich großes Ärgernis, als Moslem sollte man sich vielleicht besser einen anderen Wohnsitz suchen. Also nicht dass man jetzt gleich Anschläge fürchten müsste. Aber das Klima zu den anderen Bewohnern des Ortes dürfte mehr als unterkühlt sein.

Da wo wir leben kann man nicht behaupten, dass eine Religion die andere zahlenmäßig übertrifft. Es interessiert hier auch keinen ob du nun katholisch, evangelisch, muslimisch, jüdisch, ohne Religion oder sonst was bist.

Jeden Sonntag läutet die Kirchenglocke, aber keiner erwartet von dir, dass du auch den Gottesdienst besuchst. Nicht mal an Weihnachten. Das ist einfach jedermann seine eigene Sache, ob er seine Religion auslebt.

In den Schulen dürfen sich oft die Kinder, wenn nicht genug da sind, die weder katholisch noch evangelisch sind, aussuchen, ob sie den katholischen oder evangelischen Unterricht gehen wollen. In manchen Schulen gibt es mittlerweile auch ein Ethik-Fach.

Hier ist mir bisher auch noch nie ein Vermieter begegnet, der mich nach meiner Religion gefragt hätte. Das interessiert keinen hier.

Hat das wirklich etwas mit der Region zu tun? Liegt das nicht viel eher an der Religion oder kulturellen Prägung der Person, mit der du dich da unterhalten hast?

Ich gehe jetzt mal von mir aus. Wenn jemand mir von einer Hochzeit erzählt ist das für mich ein Standesamtstermin und nicht die große Hollywood Show in der Kirche. Ich bekomme aber oft mit, dass Paare so eine Show abziehen, weil es "dazu gehört", jedenfalls wenn sie relativ jung heiraten und wenn es die erste Ehe ist.

Warum denke ich also nicht, dass eine Hochzeit automatisch vor einem Altar und unter einer Folterszene aus Zeiten des römischen Reiches geschlossen wird, obwohl die Tatsachen das durchaus nahe legen würden? Wahrscheinlich doch deshalb, weil ich Atheistin bin, mir das für mich selber nicht vorstellen könnte und durch meine Familie auch nicht so geprägt wurde, dass ich denke, dass eine Hochzeit in der Kirche ein Muss ist, auch für Weihnachtschristen.