Impuls durch Andere zum Loslassen?
Ich habe selbst einige Jahre Rettungsdienst und Feuerwehrdienst hinter mir. Ich habe vor Kurzem mit einer Bekannten darüber gesprochen, dass Rettungskräfte, medizinisches Personal und Ähnliches durchaus die schlimmsten Patienten sein können, falls sie erkranken.
Dann ist das Thema aufgekommen, dass diese Menschengruppe sich meistens wochenlang mit Schmerzen quält und nicht zum Arzt geht und diese Erkrankungen als Nichts abtut. Das kenne ich unter Anderem auch von mir selbst, also muss an dieser Theorie schon etwas dran sein.
Aber dann hat sie mir von Fällen erzählt, bei denen eine Rettungskraft schwer erkrankt ist und sich ständig mit Schmerzen gequält hat, bis sie sich in die Notaufnahme bewegt hat. Als der Arzt dann "Ich übernehme" sagte, ist diese Person umgefallen. Es hörte sich für mich so an, als würde ein innerer Knoten geöffnet und der Körper und die Psyche der Rettungskraft haben schlichtweg entschieden, dass sie jetzt in sicheren Händen ist.
Menschen können zäh sein, Menschen können Schmerzen teilweise sehr gut wegstecken, auch wenn man es zuerst einmal nicht so wahrnimmt. Aber dass man einen Impuls in dieser Form brauchen kann, das habe ich persönlich direkt nie erlebt und ich habe Einiges durch.
Ich weiß, dass Sterbende oftmals warten bis ein Familienmitglied kommt und so noch länger als geplant durchhalten. Ich weiß, dass Katzen sich teilweise tödlich verletzt nach Hause schleppen und dann die Augen schließen. Kennt ihr auch solche Situationen, in denen ein Mensch ein Impuls brauchte, um loszulassen?
Dann weißt du ja woher das kommt. Ich bin ebenfalls in der Rettungsdienstbranche groß geworden und bin auch kein Arzt Renner sondern warte ab und probiere selbst. Man sieht einfach einiges, weiß auch was für Kurpfuscher unterwegs sind und man dort teilweise auch nicht gut aufgehoben ist, weder vom fachlichen noch vom menschlichen her und natürlich sieht man einiges auch kritischer, als wenn man Laie ist und keine Ahnung hat.
So hatte ich auch schon die typischen Schmerzen die für eine Infarkt sprechen und bin damit zum Arzt gegangen. Alleine wegen des Alters wollte man dort keinen Test darauf machen und schob es auf Verspannungen, die es aber nicht waren. Selbst den Test als Schnelltest gemacht und er war positiv. Selbst in der Klinik musste man überzeugen, dass man das doch bitte im Labor untersucht da die Schnelltests auch falsch Positiv sein können. Ende vom Lied, kleiner Infarkt mit 22 Jahren.
Erlebt habe ich das auch bei eigenen Patienten die ich behandelt habe. Da musste die richtige Person kommen, dass sie ihre Probleme auch offen und ehrlich mal beantworten und nicht lügen oder etwas verschweigen. Da habe ich es auch gesehen, dass so mancher versucht hat den Löffel gerade abzugeben nur weil ich dort stand und wohl die richtige Person war, der das Vertrauen geschenkt wurde in den richtigen Händen zu sein.
Es ist zwar richtig, dass ich Ehrgeizig bin in dem was ich mache aber im moralischen und ethischen habe ich auch meine Grenzen und somit bei manchen Patienten auf eigene Verantwortung auch nicht mehr begonnen mit der Wiederbelebung. Denn auf einer "Kartoffel" die sich eigentlich nichts mehr wünscht als zu sterben damit alles ein Ende hat, muss ich nicht für meinen falschen Ehrgeiz noch mehrere Stunden mit der maximalen Therapie herum drücken. Für manche war das schon ausreichend genug oder haben mich so auf den ersten Blick eingeschätzt.
In meiner Ausbildung bin ich auch mit einem Kollegen gefahren, dem es seit Tagen nicht gut ging und er nicht zum Arzt wollte. Nach 2 Tagen ist er vor der Notaufnahme umgeklappt und war Reanimationspflichtig mit einem richtig dicken Infarkt. Direkt angefangen mit der Wiederbelebung, andere standen nur da und haben geschaut als Kollegen und auch Krankenhauspersonal welches wohl an einen Witz glaubte und ich gefühlte 2 Stunden alleine da stand, als frischer Rettungsassistent im Praktikum.
Obwohl nach meinem Empfinden alles bescheiden gelaufen ist, ich den kompletten Rettungswagen verwüstet habe bei meiner Suche nach dem richtigen Material, da ich nichts gefunden habe und einfach nur Schränke aufgerissen habe und alles aus der Tür raus geworfen was ich nicht brauchte, es aussah wie auf einem Schlachtfeld mit 200 Verletzten, lief es irgendwie. Erfolgreich wiederbelebt und bei einem Besuch einige Wochen hinterher meinte er auch "ich wusste du hast es drauf", was wohl ebenfalls der Impuls war, oder es war just in diesem Moment auch körperlich nicht mehr zu kompensieren und es hat keine Rolle gespielt wer denn nun mit daneben gestanden hat.
Die Aktion hat mir jedenfalls über die Bundeslandgrenzen einen Ruf im Rettungsdienst gemacht als das größte Chaos auf zwei Beinen und immer wenn ich gewütet habe in meinen Rettungswägen und alles durch die Gegend flog oder mir entgegen fiel kam immer "Hier sieht es aus wie in Bayern" da natürlich auch das ganze ausgeräumte Material vor dem RTW damals fotografiert wurde und seine Runde über die Rettungswachen machte. Natürlich als negatives Beispiel wie es nicht aussehen sollte und was man nicht unter einem "geordneten Arbeiten" versteht.
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