Impfschäden als solche einwandfrei identifizieren können?

vom 24.05.2017, 06:33 Uhr

Eine Bekannte von mir behauptet, dass Multiple Sklerose eine Folge vom Impfen wäre. Sie hätte zwei weibliche Familienmitglieder, die beide an dieser Krankheit erkrankt wären. Beide würden im Gesundheitswesen arbeiten und hätten sich zwangsläufig einem Impfmarathon unterwerfen müssen. Daher ist es ihrer Meinung nach logisch, wenn man durch das Impfen automatisch MS bekommt.

Ich finde nicht, dass erstens eine Stichprobe von nur zwei Betroffenen MS-Patienten tatsächlich aussagekräftig ist. Zweitens ist MS erst wenig erforscht. Man weiß bisher nur, dass so eine Krankheit durch viele Faktoren beeinflusst und begünstigt wird, unter anderem eben auch die genetische Disposition, die dabei stimmen muss. Eine Bekannte von mir hat MS, daher hatte ich mich eine Zeit lang mit dieser Krankheit beschäftigt, um mehr darüber zu erfahren.

Ich denke also nicht, dass man pauschal nur eine Impfung für den Ausbruch dieser Krankheit verantwortlich machen kann. Wie seht ihr das? Kann man Impfschäden immer einwandfrei als Folge vom Impfen identifizieren? Oder reden sich das die Impfgegner nur ein, um ihre Einstellung und ihre Impfverweigerung zu rechtfertigen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei manchen Sachen geht das sehr leicht. Da wäre beispielsweise die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. Dort gibt es abgeschwächte lebende Viren, die der Geimpfte auch noch über einige Wochen ausscheidet. Vorteil dieser Impfung war die im Vergleich zu Totimpfstoff erheblich bessere Immunität. Außerdem war nur eine Gabe notwendig.

Der Nachteil lag darin, dass etwa einer von fünf Millionen Geimpften tatsächlich Kinderlähmung bekam. Denn wer ein sehr geschwächtes Immunsystem hatte, konnte der Impfung manchmal nicht genug entgegensetzen. Außerdem wurde der Impfstamm über Schmierinfektionen weiter gegeben und infizierte sehr selten einen anderen Menschen mit schwachem Immunsystem. Das ist nun alles zweifelsfrei ein Impfschaden.

Da es hier kaum noch Kinderlähmung gibt, eine schwächere Immunität reicht und Wiederholungsimpfungen kein Problem darstellen, wird seit 20 Jahren nur noch Totimpfstoff verwendet. Das sieht in Ländern der dritten Welt ganz anders aus. Aber dahinter steckt auch keine böse Verschwörung, wie dein Bekannter nun vermuten würde. Es ist einfach so, dass dort eine Impfung, die nur einmal gegeben werden muss, mehr Menschen erreicht und die Schmierinfektionen den Schutz potenzieren.

Bei anderen Sachen, die eben nicht klar an der Impfung liegen, wird es schwer. Deshalb reicht es in Deutschland aus, dass ein Zusammenhang bestehen könnte, um Versorgungsleistungen zu erhalten. Denn wer weiß bei späteren Erkrankungen wirklich, ob es eine Impfung war und wenn welche?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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