Immunitätspass geplant
Laut Pressemitteilungen plant Gesundheitsminister Jens Spahn einen Immunitätspass, aus dem hervorgeht, ob jemand die Immunität gegen Sars Cov 2 besitzt. Diese Dokumentation erfolgt nach der Methode des bekannten Impfpasses. Das angestrebte Ziel wäre unter anderem, Personengruppen, die einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, wie Krankenhauspersonal, dann dort gefahrlos einsetzen zu können. Was haltet Ihr davon?
Meine Meinung geht eindeutig in eine andere Richtung. Da es bislang keine Impfung zum Schutze vor Sars Cov 2 gibt, müsste die nachzuweisende Immunität durch eine natürlich durchgemachte Krankheit erworben werden. Das hieße im Klartext, dass sich Leute, nur um ihren Job nicht zu verlieren, bewusst einem Infektionsrisiko aussetzen, sich vorsätzlich anstecken wollen, nur um dann eventuell eine Immunität zu erreichen. Dabei kann das Risiko eines schweren, sogar tödlichen Krankheitsverlaufes keineswegs ausgeschlossen werden. Und es ist überhaupt noch nicht bewiesen, ob und wie lange eine angebliche Immunität in diesem Zusammenhang erreicht werden kann. Von Ansteckungen und Erkrankungen mit demselben Virus kurz hintereinander wurde ja bereits berichtet.
Manchmal frage ich mich, ob Minister, die solche unausgegorenen Ideen in die Öffentlichkeit tragen, noch ihrem Regierungsauftrag gerecht werden. Nicht, dass Herr Minister Spahn das Gewissen der Nation vor einiger Zeit schon durch die Organspendediskussion in Aufruhr versetzt hatte, nein, jetzt wird auch noch eine weitere Sau durchs Dorf getrieben, eine Spaltung der Gesellschaft durch "seinen" Immunitätspass forciert.
Dabei ist auch er mit schuld am zögerlichen Vorgehen der Regierung und der dadurch erst entstandenen weiten Verbreitung des Virus. Hören wir uns Interviews von vor ein paar Monaten an. Daraus geht eindeutig hervor, dass auch Herr Minister Spahn im Sinne des Populismus die Gefahr, die von dem Virus ausgegangen ist, bewusst klein geredet hat.
Seine Versäumnisse der letzten Monate jetzt durch übertriebenen Aktionismus wieder wettzumachen zu versuchen, ist ein ganz erbärmlicher Fauxpas.
So entstehen also Falschmeldungen, neudeutsch "Fake News". Ich habe die Pressekonferenz gesehen, in der das angesprochen wurde und da wurde NICHT gesagt, dass irgendeine Art von Immunitätspass geplant ist.
Was gesagt wurde ist, dass man sich das vielleicht eventuell irgendwann mal vorstellen könnte, dass aber überhaupt NOCH NICHT geklärt ist, ob man nach der Krankheit immun ist und wenn ja wie lange. Und ohne, dass es da klare wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, kann man natürlich gar nichts entscheiden.
Und lustigerweise schauen sie im Ausland nach Deutschland und wollen von unseren Politikern wissen, was man bei uns denn richtig gemacht hat, weil es relativ wenig Todesfälle gibt und das Gesundheitssystem zu keiner Zeit überlastet war. Aber wenn man das deutsche Gejammere über angebliche Versäumnisse hört, könnte man meinen, bei uns würden Zustände wie in New York herrschen.
@Cloudy, so Fake finde ich die News nicht. Denn wenn es schon einen Gesetzentwurf und den Vorschlag zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes gibt, sind die Überlegungen wohl weniger theoretisch, sondern sie werden nur durch die fehlenden zuverlässigen Antikörpertests ausgebremst. Sonst müsste man diese Punkte nicht im neuen Paket verabschieden lassen.
Als wirkliche "Fake News" würde ich den geplanten Immunitätspass nicht abtun, denn schließlich hat ja unsere Bundesregierung erst vor 2 Tagen mit der Verabschiedung des zweiten Corona-Gesetzespaketes, erst einmal den Weg für die Einführung dieses umstrittenen Immunitätspasses freigemacht.
Ich persönlich wäre auch gegen so einen Immunitätspass, denn aktuell kursieren ja gerade in Bezug auf eine Immunität, mehr Vermutungen als gesicherte und wissenschaftlich gefestigte Erkenntnisse. Und ich möchte mir das Szenario gar nicht vorstellen, wenn man bei abertausenden oder vielleicht sogar Millionen verschiedenen Virenstämmen, man dazu verpflichtet werden könnte, eine Immunität nachzuweisen.
cooper75 hat geschrieben:sie werden nur durch die fehlenden zuverlässigen Antikörpertests ausgebremst.
Und durch die Tatsache, dass man gar nicht weiß, was ein völlig zuverlässiger Antikörpertest überhaupt genau aussagt. Wie immun ist man dann denn wirklich? Wie viele Antikörper braucht man dafür? Es gibt ja keine Vergleichswerte wie man sie bei anderen Erkrankungen hat.
Und wie lange hält diese Immunität überhaupt an, sofern sie vorhanden ist? Auch da hat man noch keinen Erkenntnisse. Antikörper sind außerdem nur ein Teil der Immunität was wiederum bedeutet, dass man die Immunität gar nicht alleine an einem Antikörpertest fest machen kann.
Und dann hätten wir da auch noch die klitzekleine Kleinigkeit, dass es keinen Impfstoff gibt und eine Immunität, falls es sie gibt, aktuell nur durch eine Infektion mit einem potentiell gefährlichen Erreger erlangt werden kann. Nicht umsonst warnt die WHO eindringlich vor solchen Gedankenspielen.
Ja, und? Mir ist das bewusst. Nur ist unsere Regierung offensichtlich weiter als beim reinen Gedankenspiel. Sonst würde man wohl kaum bestehende Gesetze schnell ändern, um die Voraussetzungen für Pass auf gesetzlicher Ebene zu schaffen, oder? Wir haben immerhin auch keine Verordnung für Lichtschwerter, weil es die mal gehen könnte
Ich kann ja nur das aus den Medien entnehmen, was dort eben gesagt wird, vermeintlich „gewusst“ wurde und einige Politiker bestätigen/abknicken oder ablehnen/leugnen. Jens Spahn meinte ja kürzlich dann wiederum, dass es wohl „vorerst“ keinen Immunitätsnachweis geben wird, was ich per se auch in Ordnung finde!
Es macht für mich auch keinen Sinn! Denn etliche Erkrankte sind eben nicht immun und noch immer wird davon geredet, wer eventuell immun sein kann. Einige „Wiedererkrankte“ gibt es auch bereits. So ganz läuft da also etwas nicht so, wie es vielleicht viele sich gerne vorstellen.
Hinzukommend, dass ich befürchte, dass aufgrund des Nachweises, dass man selbst immun sei, die Gefahren bestehen, dass jemand „besser behandelt“ werden würde. Andere wiederum befürchten dadurch auch eine drohende Impfpflicht, welche auch mal in den Raum geworfen wurde und ich strikt gegen bin!
Ich hätte wirklich die Befürchtung, dass Leute mit einem Immunitätsnachweis besser behandelt werden würden, weniger sich eingeschränkt fühlen müssen und andere wiederum schon. Ich denke auch im Grunde, dass hier jetzt jeder Strohhalm gegriffen wird.
Denn niemand weiß derzeit, wie man Covid19 behandelt, effektiv mit Medikamenten. Aber die Leute sollen sich zukünftig einen schnellen Impfstoff in die Adern jagen ohne, dass sie die Risiken auf Dauer kennen, weil sie ja nicht langanhaltend geprüft werden konnten.
Alles muss derzeit schnell gehen. Mal mit mehr Planungssicherheit, mal mit weniger Know-how und mal mit Experimenten. Da kann man eigentlich mal erkennen, wie viel „Sorge & Angst“ eigentlich herrscht, weil man offenkundig nicht weiß, was als nächstes passiert, wie man mit dem Virus umgehen soll usw.
Ich finde leider, dass viele dieser Diskussionen schon insbesondere von den Kritikern eigentlich immer gleich mit einem Unterton geführt werden. Sei es dass der Staat jetzt alle kontrollieren will oder einfach dass man den handelnden Personen gleich Unfähigkeit attestiert. Dabei hat Spahn wie ich finde, in dieser Krise sogar mal einen recht guten Job gemacht. Die Krise hat er auf keinen Fall klein geredet, sondern im Vergleich zu anderen Ländern haben wir hier schnell den Schulterschluss zwischen Politik und Wissenschaft gesucht und hier hat sich anfangs vor allem Spahn hervorgetan und das Heft des Handelns übernommen. Aber gut, das sieht wahrscheinlich jeder etwas anders.
Was aber nun den Immunitätspass angeht, sollte man auch hier gewisse Überlegungen nicht außen vor lassen. Sicherlich mag das auf der einen Seite eine gewisse Kontrolle suggerieren. Aber auf der andere Seite gibt es ja ganz praktische Hintergründe. Wir werden ja das Coronavirus nicht so schnell ausrotten können, wenn man sich die weltweite Verbreitung ansieht und eben sieht, dass es Staaten gibt, die eher lax mit dem Virus umgehen. Wir müssen uns also in vielen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens mit diesem Virus arrangieren müssen.
Beispielsweise wird das eben auch für Krankenhäuser auch weiterhin heißen, dass es dort Patienten geben wird, die mit aktiven Infektionen dort auftauchen und behandelt werden müssen. Da macht es dann schon im Sinne auch des Schutzes aller Mitarbeiter Sinn, dies von Mitarbeitern machen zu lassen, die das geringste Risiko haben sich anzustecken und zu erkranken. Und das wären natürlich in erster Linie ganz einfach Menschen, die die Erkrankung schon hatten. Natürlich sollten auch diese geschützt werden, aber sie bringen eben von Haus aus einen Schutz mit. Deswegen muss man nun keinen mit Absicht aktiv infizieren. Aber es dürfte ja schon einige Menschen im Gesundheitswesen geben, die eine Infektion hinter sich haben.
Auch in anderen Berufen kann man sicherlich überlegen, ob man nicht wenn man mehrere Mitarbeiter flexibel einsetzen kann, diejenigen mit vermeintlicher Immunität den größten Kundenkontakt aussetzt.
Aber dafür muss man natürlich wissen, ob überhaupt eine Immunität vorliegt. Neben dem Nachweis, ob eine durchgemachte Infektion eine Immunität vermittelt, heißt das aber praktisch eben auch, dass man diese Immunität irgendwo erkennen müsste. Ob man das nun mit Zwang macht oder einfach Anreize schafft, dass Menschen sich outen, muss man dann überlegen. So wäre ja denkbar, dass man zum Beispiel in Hochrisikobereichen, also besonders viel Kundenkontakt in Geschäften, Arbeiten wo der empfohlene Abstand nicht ausreicht oder eben auch auf Infektionsstationen Zuschläge für Mitarbeiter gewährt, die dort arbeiten und sich einen entsprechenden Pass ausstellen lassen oder sich testen lassen.
Auch kann man sicherlich überlegen, ob man Menschen mit Immunität mehr Freiheiten lässt als anderen. Ob das dann praktisch umsetzbar ist und ob das im Alltag Vorteile bringt, muss man aber sehen. Man könnte ja beispielsweise überlegen, ob man dann jetzt als praktisches Beispiel sagt, in der Achterbahn im Freizeitpark wird nur jede zweite Reihe besetzt und immune Menschen dürfen sich "vordrängeln" und sich auch in die frei gehaltenen Reihen setzen, sofern sich wissenschaftlich nachweisen lässt, dass sich die "Immunen" weder infizieren können, noch infektiös für andere sind.
Von daher finde ich grundsätzlich das Gedankenspiel erst einmal nicht verwerflich und denke, dass es auf den Tisch gehört. Und dann muss man eben schauen, ob solche Pässe wirklich Vorteile für die betreffenden Menschen bringen oder eben nicht. Und wenn es keinen vernünftigen Vorteil bringt, dann kann man die Gedankenspiele ja wieder in den Mülleimer schmeißen.
Laut "Lesch" 23:00 Uhr MESZ am 05.Mai 2020 sind zur Zeit gerade einmal 1% der Bevölkerung immun. Dabei gibt es eine Fehlerquote von 2, so wie es die anschaulichen Grafiken verdeutlichten. Falsch positiv. Dann verschiedene Stadien der Immunität. Schöne Pröbchen da, einmal richtig immun dunkelblau, einmal nur unvollständig, hellblau. Das erst einmal zur Faktenlage. Feststellung: Die Immunitätstests sind noch zu ungenau.
Es geht darum, die Feststellung zu machen, dass es immer wieder Arbeitgeber und andere versuchen, die wohlgemeintesten Gesetzbestimmungen zu ihren Gunsten auszulegen und zu unterlaufen. Nur ein zufällig herausgegriffenes Beispiel: Es ist offiziell verboten, dass Vermieter eine Schufa-Auskunft verlangen dürfen. Hätte ich damals keine Schufa-Auskunft vorgelegt, hätte ich meine Wohnung nicht bekommen.
Wer kontrolliert das denn, dass mein künftiger Arbeitgeber nicht sagt, "ich brauch nur Leute, die kerngesund sind, also legen Sie mal ihren Immunitätspass vor." Auch, wenn hoch und heilig von allen Seiten versprochen wird, dass bezüglich der Verwendung des Immunitätspasses strengste Auflagen gemacht werden, wer rennt denn zum Kadi, um seinen künftigen Arbeitgeber anzuschwärzen. In welchem Wolkenkuckucksland leben die Leute eigentlich?
Das ist mein Ansatz der Kritik. Ich kenne kein wirksames Instrument, um gesetzeswidriges Verhalten im informellen Sektor im Keime zu ersticken, gerade bei asymmetrischen Verhältnissen, wie sie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Vermieter und Mieter, Vorgesetzten und Untergebenen und dergleichen vorherrschen. Die Tragweite der Einführung solcher Ausweise für den gesellschaftlichen Konsens ist noch gar nicht abzusehen. Die Waagschale senkt sich meiner Einschätzung nach zuungunsten der Einführung in Richtung Verweigerung. Man sollte sich etwas besseres ausdenken, um die Herausforderung zu meistern.
Es gibt aber genug Beispiele von Menschen, die potentielle Arbeitgeber wegen Diskriminierung verklagt haben. Und es gibt Branchen, in denen man auch jetzt schon nachweisen muss, dass man gesundheitlich für den Job geeignet ist, und teilweise nicht nur bevor man den Job antritt sondern auch regelmäßig während des Jobs.
Ja, der Wohnungsmarkt ist angespannt und ich kenne da auch einige Geschichten, bei denen potentielle Mieter ein Verhalten, was definitiv nicht legal war, hingenommen haben, damit sie endlich eine Wohnung haben. Aber das hat mit dem Thema nichts zu tun.
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