Immer wieder fragen, um doch noch etwas zu erfahren

vom 22.03.2016, 22:03 Uhr

Ich habe ja schon geschrieben, dass es mir momentan nicht so besonders gut geht. Normalerweise gehe ich zweimal in der Woche zum Sport und bin Mitglied in diesem Sportverein. Ich habe mich mit den anderen dort auch immer gut verstanden.

Nun ist meine Nachbarin auch in diesem Sportkurs und arrangiert da auch viel. Sie hat mir dann auch schon mehrfach geschrieben und wollte wissen, warum ich denn nicht mehr komme. Ich hatte mich vorher auf unbestimmte Zeit abgemeldet. Und ich habe ihr dann auf ihr nachfragen geantwortet, dass alles in Ordnung ist und ich mich wieder melde, wenn ich zum Sport komme. Vor ein paar Wochen kam dann wieder die Nachfrage von ihr, mit dem Grund, dass sie sich Sorgen um mich machen würde.

Ich sollte dazu sagen, dass sie schon gerne Dinge erzählt, die so im Dorf passieren und das ihr aus diesem Grund auch nicht näher erzählen wollte, warum und wieso ich mich eben erst einmal beim Sport entschuldigt habe. Heute habe ich sie dann getroffen und sie wollte wieder wissen, was denn los sei und fragte dies in einem lieben fast bettelnden Tonfall. Ich habe dann nur gesagt, dass es mehre Dinge sind, die eben zusammen kommen und ich bald wieder käme.

Sie sagte, dass sie anderen beim Sport schon fragten, ob es etwas mit ihnen zu tun hätte und ich durchaus vermisst würde. Das hat mich ja auch schon gefreut. Allerdings finde ich es schon aufdringlich wie oft sie nachfragt. Ich weiß auch, dass es eher aus Neugier und Sensationslust ist, als aus wirklicher Sorge um mich. Das weiß ich sehr bestimmt. Nun frage ich mich, ob manche Leute meinen, dass sie einfach nur oft genug und immer wieder nachfragen müssen, um dann doch noch eine Antwort zu bekommen, die ihnen dann zusagt. Kennt ihr das auch? Wie reagiert in solchen Situationen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Solche Leute kenne ich auch, du scheinst in der Sache ja ein geduldiger Mensch zu sein, ich selber wäre schon längst sehr kühl und ungehalten geworden. Ich hasse diese Leute einfach, wo man genau weiß, dass sie nur Material für ihren nächsten Klatsch sammeln und generell sehr sensationslüstern sind.

Früher habe ich solchen Leuten noch reflektorisch die Wahrheit gesagt, weil ich nicht lügen wollte, aber heute würde ich das definitiv nicht mehr tun, von mir bekommt keiner Nahrung für seine nächsten Tiraden. Zu einer ehemaligen Freundin habe ich deswegen sogar den Kontakt komplett abgebrochen, weil mich diese Art so sehr abgestoßen hat. Ist in deinem Fall natürlich keine Option, du möchtest ja weiterhin in dem Kurs bleiben.

Wenn ich den Kontakt beibehalten möchte, mir die Neugier aber zu sehr auf die Nerven geht, weise ich die Person aber auch schon mal lachend auf ihre überbordende Neugier hin. Das hilft eigentlich meistens ganz gut. :wink:

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde so eine Sensationsgeilheit einfach nur schäbig und kann so ein Verhalten nicht nachvollziehen. Gerade bei Personen, die mir nicht so nahe stehen, würde ich nie konkret nachfragen, was los ist und würde eher dazu tendieren, abzuwarten bis die Person selbst über ihre Sorgen spricht und sich anvertraut. Ich würde höchstens signalisieren, dass ich jederzeit ein offenes Ohr habe, aber ständig nachfragen würde ich nicht, ich finde das viel zu aufdringlich und irgendwo auch unhöflich.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich muss auch sagen, dass ich meiner Nachbarin fast doch noch alles erzählt hätte, als sie dann schon wieder nachfragte, als wir uns begegneten. Ich fand es da irgendwie schwer ihr in die Augen zu sehen und irgendwas dazu zu sagen. Ich habe dann eben einfach gesagt, dass es etwas Familien internes ist und ich darüber nicht sprechen möchte. Sie nickte dann nur und nahm es dann eben hin. Aber ich finde es schon schwerer nichts zu sagen, wenn einem die Person gegenübersteht, als per Whats app.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Ich weiß auch, dass es eher aus Neugier und Sensationslust ist, als aus wirklicher Sorge um mich. Das weiß ich sehr bestimmt.

Genau das ist der Punkt, wie ich finde. Ich hätte nun nämlich auch zuerst gedacht, dass die anderen sich tatsächlich um dich sorgen und dir einfach helfen wollen, indem sie mehrfach nachfragen. Wenn du aber sicher weißt, dass es nicht so ist und dass die anderen Frauen in erster Linie nur aus Neugier fragen, dann ist das natürlich etwas anderes. Wenn man mehrfach nachfragt, weil man sich wirklich um jemanden sorgt und der Person auch unbedingt seine Hilfe anbieten möchte, dann finde ich das wirklich gut und nett. Wenn jemand nur fragt, weil er sensationslustig ist, geht das natürlich gar nicht.

Bei mir kommt es tatsächlich vor, dass ich andere Leute mehrfach das gleiche frage, um mehr zu erfahren. Das kann sein, weil ich ihnen helfen will, wobei das aber tatsächlich auch aus Neugier bei mir sein kann. Neugierig in dieser Weise bin ich jedoch wirklich nur bei meinen Eltern, meinem Partner oder sehr guten Freunden. Fremden oder Bekannten gegenüber so neugierig zu sein, gehört sich einfach nicht, wie ich finde.

Letztendlich kommt es ja auch immer auf die Absichten an. Man muss eben mehrfach nachfragen, wenn man jemandem helfen möchte, da man ja sonst nicht weiß, ob der andere wirklich Hilfe braucht oder nicht. Wenn die andere Person aber einfach nichts sagen will, dann muss man das doch aber auch akzeptieren können und einsehen, dass man mit seiner Neugier zu weit geht. Man muss ja auch nicht gleich jeder lockeren Bekanntschaft auf die Nase binden, was mit einem los ist, nur weil diese das gerne so haben möchte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich so ein Verhalten nicht in Ordnung finde und dass ich auf so wiederholte Fragen dann irgendwann auch nicht mehr freundlich reagiere. Wenn man nicht alles erzählen möchte, dann hat man dafür schon seine Gründe und dies sollte dann auch respektiert werden.

Gerade dann, wenn man weiß, dass die Fragen nur kommen, um die Neugierde zu befriedigen und nicht, weil die Person wirklich mitfühlend ist, dann würde ich irgendwann auch klar sagen, dass ich nicht mehr sagen will und es damit auch gut sein muss.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich werde in solchen Situationen immer sehr giftig. Bei mir ist es eine Arbeitskollegin, die ebenso dumm wie geschwätzig ist und über jede unausgesprochene Benimmregel gnadenlos hinweg walzt, um ihre schäbige Neugierde und Sensationsgeilheit zu befriedigen. Also die Sorte Mensch, die glänzende Augen bekommt, wenn jemand anders eine Krebsdiagnose in der Familie hat, weil man da die Geschichtchen vom Cousin des Schwagers anbringen kann, und wie schlecht es dem während der Therapie gegangen ist, bevor er mit 35 gestorben ist und zwei kleine Kinder hinterlassen hat.

Am schlimmsten finde ich immer die schlecht getarnte Begeisterung, die aus dem völligen Mangel an Empathie resultiert, da für diese Menschen kein Unterschied zwischen einer Geschichte aus einem Film oder Groschenroman oder dem Schicksal eines lebendigen Menschen existiert. Und deswegen scheren sich diese Zeitgenossen auch einen feuchten Kehricht darum, ob sie ein Thema etwas angeht, da sie ja die unterhaltsame Geschichte nicht verpassen wollen.

Im konkreten Fall sträube ich mich seit Wochen, zu verraten, welche Krankheit eine dritte Kollegin hat, die seit Längerem nicht mehr in der Arbeit war. Ich weiß es zwar, aber es steht mir natürlich nicht zu, mit der Diagnose eines Dritten bei Fremden hausieren zu gehen, auch wenn letztere noch so nach saftigen Klatschgeschichten geifern. Dennoch höre ich ständig: "Gibt es etwas Neues von Frau X?", "Sie müssten das doch wissen...?", "Standen Sie sich nicht auch privat nahe?" und so weiter. Ich antworte schon nicht einmal mehr ausweichend, sondern sage einfach gar nichts mehr. Aber den Unterschied merkt die gute Frau gar nicht, weil sie selber nie den Rand hält.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Die Menschen die so etwas machen, die rechnen damit, dass sie irgendwann eine direkt Antwort bekommen oder man sich selbst verplappert und sie dann die Informationen haben die sie haben wollen. Dazu muss es nicht einmal alles sein, es reicht wenn man erwähnt Krankheit und der Rest wird dann gerne noch dazu erfunden und auf einmal hat man alles angedichtet bekommen. Gerade bei Menschen die Informationen nur brauchen um sie weiter streuen zu können um interessant zu bleiben. Nebenbei befriedigen sie ihre Neugierde und Sensationsgeilheit, nichts neues.

Ich bin nicht der Typ Mensch der dauerhaft nachfragt, egal ob das nun aus Sorge oder nur aus Neugierde ist. Einmal frage ich nach, vielleicht noch ein zweites Mal wenn ich schon merke, dass doch etwas ist. Wenn dann aber nichts kommt, dann ist es mir auch egal und ich sage mir, wenn derjenige mit mir sprechen will wird er schon kommen und was sagen. Wenn nicht, dann bin ich der falsche Ansprechpartner und ich halse mir ohnehin nicht gerne die Probleme anderer auf.

Wenn das bei mir gemacht wird, dann gibt es auch nur kühle Aussagen und wenn eine Grenze überschritten ist, dann kann es auch mal lauter werden. Zunächst wird durch die Blume gesagt, dass es sie nichts angeht und wenn dann weiter gebohrt wird, dann auch in der direkten Form denn spätestens dann sollte es jemand begreifen. Wenn nicht, dann frage ich mich schon wie dieser Mensch das mit der Atmung hin bekommt wenn der IQ unter dem eines Steines legt. Egal ob das nun jemand aus Sorge oder aus Sensationsgeilheit macht, man muss niemanden alles auf die Nase binden wenn man selbst nicht möchte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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