Immer mehr Unterlagen bei Wohnungsvermietung nötig
Eine Bekannte sucht eine Wohnung und das gestaltet sich sehr schwierig. Die Wohnungsnot für bezahlbare Wohnungen ist sehr groß und deswegen kommen die Vermieter auf immer mehr Ideen, was sie alles haben wollen, wenn jemand sich für eine Wohnung interessiert. Beispielsweise wollen zwei Vermieter, die eine Wohnung anbieten folgendes haben;
- Mietschuldenfreiheitsbescheinigung vom jetzigen Vermieter, dass man keine Mietschulden hat (nicht älter als 3 Monate)
- Nachweis über die Zahlung der letzten drei Monatsmieten (Kontoauszug)
- Polizeiliches Führungszeugnis (nicht älter als ein Monat)
- Die letzten 3 Lohnbescheinigungen
- Lohnbescheinigung und Bescheinigung vom Arbeitgeber, dass man ungekündigt ist
- Nachweis einer Haftpflichtversicherung
- Nachweis einer Hausratversicherung
- Kopie des Ausweises
- Aussagekräftige Bewerbung für die Wohnung
Finde ich auch arg übertrieben. Zudem kann man doch ein polizeiliches Führungszeugnis nicht selber bekommen. Ich kenne es nur so, dass das Führungszeugnis immer gleich an die Behörde geschickt hat, welche es haben wollte, aber selber habe ich nie einen Ausdruck in die Hand bekommen.
Zudem sehe ich für einen Vermieter auch keinen Vorteil darin, wenn er arbeitende Mieter hat. Wer Hartz IV oder Sozialhilfe bekommt ist doch kein schlechterer Mieter. Ich habe mich nie auf Anzeigen gemeldet, wo solche Unterlagen gefordert wurden. Also eigentlich habe ich nie irgendwas davon nachweisen müssen.
Sternenbande hat geschrieben:Zudem kann man doch ein polizeiliches Führungszeugnis nicht selber bekommen. Ich kenne es nur so, dass das Führungszeugnis immer gleich an die Behörde geschickt hat, welche es haben wollte, aber selber habe ich nie einen Ausdruck in die Hand bekommen.
Das ist aber nicht richtig. Mein Mann brauchte das mal für eine Arbeitsstelle in einer Zeitarbeitsfirma. Warum auch immer. Aber er hat es selbst beantragen müssen und bekam es dann zu uns nach hause geschickt, damit er es weiterleiten kann an die Firma. Da es ja dein Eigentum ist, muss dir das auch ausgehändigt bzw. zugeschickt werden.
Ich fürchte, dass es leider in vielen Gegenden schon lange nicht mehr darauf ankommt, was ich als Wohnungssuchende als "dreist" und was noch als "ok" ansehe, was die Forderungen von Vermietern angeht.
Bezahlbarer Wohnraum wird in vielen Gegenden immer knapper, und letzten Endes sitzen die Vermieter am längeren Hebel und können ihren Anforderungskatalog nach Belieben erweitern, wenn sie genau wissen, dass sie für die Wohnung mindestens 200 oder noch mehr Interessenten finden. Auf diese Art kann man die schiere Masse an Bewerbern auch schon einmal filtern, und die, die sich (wie ich finde, zu Recht) weigern, ihr ganzes Leben bloßzulegen, sind dann eben aus dem Rennen.
Fair ist das Ganze natürlich nicht, und auch der Gesetzgeber scheint daran wenig ändern zu können. Was nützt es, dass der Vermieter beispielsweise kein festgeschriebenes Recht auf einen Gehaltsnachweis hat, aber jeder Wohnungssuchende genau weiß, Hosen runter, oder die Wohnung hat sich erledigt? Allein die Tatsache, dass heutzutage "aussagekräftige" Bewerbungsmappen verlangt werden, wäre noch vor ein paar Jahren komplett absurd erschienen und ist es in manchen Gegenden bestimmt bis heute noch. Offensichtlich wird gerade so noch geduldet, dass jemand einerseits einen Haufen Kohle verdient, andererseits seine Mietwohnung maximal zum Essen (aber nicht Bröseln!), Schlafen und still auf dem Sofa Sitzen (Keine Kratzer auf dem Parkett!) nutzt, und die Vermieter versuchen, möglichst nah an dieses Idealbild eines Mieters zu kommen.
Ich selber habe auch die Erfahrung gemacht, dass manche Vermieter das Prinzip der Vermietung einer Wohnung nicht als Geschäft ansehen, sondern eher als Gnade ihrerseits, die es ermöglicht, ungewaschene Fremde durch ihr Eigentum trampeln zu lassen. Meine ehemalige Vermieterin war so ein Typ, der der Meinung war, ich könne froh sein, in ihrer Wohnung wohnen zu dürfen, und die Dame hat nicht mal im selben Haus gewohnt. Und mit dieser Einstellung, hier ein Gott unter Würmern zu sein, weil man sogar Wohnraum "übrig" hat, ist dem Größenwahn natürlich Tür und Tor geöffnet.
Am lächerlichsten finde ich die Bewerbungsmappe. Was soll das? Muss ich da dann auch besondere Qualifikationen angeben? Fehlt da nicht überhaupt noch ein ärztliches und psychiatrisches Gutachten über meinen körperlichen und mentalen Zustand und den Ausschluss jedweder Suchterkrankungen? Gerade solche und generell psychische Erkrankungen könnten zu Verwahrlosungszuständen in der Wohnung führen. Das gilt es dann bitte auch auszuschließen.
Ironie aus. Ich weiß nicht, wo die Grenze dessen ist, was ich mir noch gefallen lassen würde, aber das obige geht mir wirklich zu weit. Einzelne Sachen, okay, aber die Menge, die dort gelistet wurde, ist ja schrecklich. Ich finde, Kontoauszug oder Gehaltsnachweis plus eventuell eine Bescheinigung des Vormieters müssen dann auch reichen, um die Solvenz nachzuweisen. Und es sind ja nicht nur die verschrobenen Privatvermieter, die immer pingeliger werden.
Die Tochter einer Bekannten hat keine Arbeit, dafür aber Kind und Hund und hatte in einer klassischen Arbeitersiedlung nach einer Wohnung gesucht. Als rauskam, dass sie einen Schufa-Eintrag hat, wurde der Mietvertrag sofort wieder zurückgezogen. Sie musste ein Jahr nach einer Wohnung suchen und am Ende weit aufs Land ziehen, ohne Auto, weil sie so keiner wollte. Dabei war die Miete immer pünktlich gezahlt worden.
Schuld ist schon indirekt auch der Staat, denn zum einen fehlt es überall in den Ballungsräumen massenhaft an bezahlbarem Wohneigentum, zum anderen werden massiv geprellte Vermieter im Regen stehengelassen und gucken in die Röhre, wenn jemand Monate oder Jahre nicht zahlt. Denn leider sind die Mietnomaden ja nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung, da werden ganze Existenzen von Eigentümern zerstört, weil Leute penetrant nicht zahlen. Und als Vermieter hat man zwar theoretisch Recht, aber in der Praxis dauert es ewig, bis man so jemanden raus hat und auf etwaigen Räumungskosten oder Sanierungskosten bleibt man sitzen.
Von daher kann ich die Angst mancher Eigentümer schon auch verstehen, aber das hier oben geht mir trotzdem viel zu weit. Bei so jemandem würde ich auch gar nicht wohnen wollen. Das ist für mich ein guter Indikator, dass so ein Vermieter alle drei Wochen vor der Tür steht und sein Eigentum inspizieren möchte.
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