Immer aufschreiben, wie viel man über den Tag trinkt?
Ich kenne es aus Krankenhäusern und in der Seniorenpflege, dass der In- und Output an Flüssigkeit genau dokumentiert werden muss, um die Vitalfunktionen zu überwachen und auch, weil alten Leuten bekanntlich oft das Durstgefühl fehlt oder ihnen das Trinken beschwerlich ist. Aber bei geistig und körperlich gesunden Leuten finde ich die wiederkehrenden Trink-Trends schon eher befremdlich.
Ich habe sogar den Eindruck, dass es sich um eine wiederkehrende Erscheinung handelt, sprich, dass jede Generation eine "so viel Wasser trinken wie möglich"-Phase zu haben scheint. Vor etlichen Jahren waren 4 Liter am Tag auch schon mal gerade so ausreichend, die Leute haben abgezählte acht bis 16 Gläser Wasser täglich gesüffelt und Kaffee wurde als entwässernd verteufelt, weswegen es Mode wurde, Leitungswasser dazu zu servieren.
Und dieser Trend ist wohl wieder auf dem Vormarsch und hat sich mit dem Zwang zur Selbstüberwachung und -optimierung gepaart. Ich kann den Reiz auch irgendwie verstehen: Auch wenn man sonst nicht viel reißt, kann man sich immerhin sagen, dass man genügend getrunken hat und das auch mit Beweisen belegen. So kann man sich motiviert und produktiv vorkommen, auch wenn man objektiv nur geschafft hat, nicht zu verdursten.
Natürlich ist es wichtig viel zu trinken, aber der Bedarf ist mindestens so unterschiedlich wie das Trinkverhalten. Mir ist es auch wichtig, relativ gut und für meinen Körper ausreichend zu trinken. Ich achte aber auch nicht wirklich darauf, wie viel ich trinke. Es kommt dann auch ganz darauf an, was für einen Tag ich habe. Wenn ich viel in Bewegung bin, brauche ich natürlich auch eine dementsprechende Flüssigkeitszufuhr, kann aber auch genauso gut mit wesentlich weniger auskommen, wenn ich mal einen ruhigen Tag einlege.
Was mir inzwischen aber sehr wichtig geworden, ist das was ich trinke. Wenn ich mich früher regelrecht mit Cola und Fruchtsäften zugeschüttet habe, so ist es heute nahezu ausschließlich Wasser, zwar mit Geschmack, aber ein wenig Luxus wird ja noch erlaubt sein. Es ist mir aber auch wichtig, dass mir das schmeckt was ich trinke, so bin ich mir sicher, dass ich auf jeden Fall genug trinke.
Ich versuche an einem normalen Tag auf ca. 1,5 Liter Wasser zu kommen, plus das, was ich noch zusätzlich trinke. Vor einige Jahren hat man empfohlen, dass man mindestens 3 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nehmen soll. Inzwischen ist auch das, wie so vieles, überholt zu sein. Heute sagt man, dass der Körper seinen eigenen Bedarf hat und das nicht mit 3 Liter pro Tag pauschalisieren kann. Man geht heute sogar soweit, dass man sagt, dass für manche Menschen die 3 Liter sogar schädlich sein können.
Ich höre auf meinen Körper, wenn er sich meldet, dann bekommt er auch sein Maß an Flüssigkeit, den er benötigt. Manchmal sind es weniger als die 1,5 Liter, manchmal auch wesentlich mehr, aber ich gebe mir kein Minimum. Was aber bei mir gut funktioniert, heißt noch lange nicht, dass das bei jedem Menschen so ist. Meine Lebensgefährtin ist da ein gutes Beispiel, sie trinkt regelmäßig eher zu wenig und muss sich dann schon selber pushen, mehr zu trinken.
Für die Menschen, die ihren Flüssigkeitsbedarf recht gut geregelt bekommen, ist es völliger Quatsch darüber Buch zu führen, für diejenigen, die aber Schwierigkeiten damit haben genug zu trinken, sind solche Tricks, mit den Bändern an der Tasse oder tatsächlich aufzuschreiben wie viel man getrunken hat, durchaus eine gute Alternative zum zu wenig trinken. Da ist es dann wahrscheinlich besser Buch zu führen, als sich irgendwann mal mit den Folgen des Flüssigkeitsmangels auseinander setzen zu müssen. Schlagwort Nierensteine. Natürlich kommen die auch noch durch andere Krankheiten, aber mangelnde Flüssigkeitsaufnahmen kann das begünstigen.
Wenn man so einen besseren Überblick hat, kann man sich sicherlich notieren wie viel man trinkt. Ich denke, dass man das auch einfacher handhaben kann, in dem man eine Flasche für sich alleine hat und daraus trinkt, dann sieht man ja auch wie viel man im Schnitt getrunken hat. Ich habe mir Zeitweise auch einen Messbecher zur Hilfe genommen. Ich weiß, dass ich dazu neige eher zu wenig zu trinken und dann Probleme mit Nieren und Blase zu bekommen. Daher achte ich schon darauf. Aufgeschrieben habe ich meine Trinkmengen bisher nicht, weil das einfach durch andere Methoden nicht nötig war.
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