Im Vorstellungsgespräch auch Schwächen erwähnen?

vom 09.08.2017, 09:31 Uhr

Ich habe mal gelernt, dass man sich in einer Bewerbung und in einem Vorstellungsgespräch möglichst gut verkaufen soll. Dazu gehörte dann auch, dass man seine Stärke aufzählt. Allerdings habe ich da noch nicht gehört, dass man auch seine Schwächen nennen sollte.

Eine Freundin meinte aber, dass sie jetzt bei einem Vorstellungsgespräch auch direkt gefragt wurde, wo denn ihrer Meinung nach ihre Schwächen liegen. Sie meinte, dass sie mit dieser Frage gar nicht gerechnet hätte. Daher hat sie zuerst einige Minuten gebraucht, um eben eine Antwort darauf zu finden.

Kennt ihr das auch so, dass man in einem Vorstellungsgespräch auch die eigenen Schwächen nennen muss? Sollte man da sich vorab auch auf jeden Fall schon mal eine Antwort überlegen? Oder ist es doch eher ungewöhnlich, dass man nicht nur nach seinen Stärken gefragt wird? Sollte man da auch möglichst ehrlich antworten oder die Schwächen doch eher verharmlosen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Dann ist halt Schlagfertigkeit gefragt, werde ich in einem Vorstellungsgespräch nach meinen Schwächen gefragt. Dann nenne ich eben Eigenschaften, die eigentlich Stärken sind. Ich sage zum Beispiel, dass ich sehr pünktlich bin und dass ich damit oft die überrumple mit denen ich einen Termin habe, da sie nicht mit der korrekten Pünktlichkeit rechneten.

Ich sage, dass ich sehr ehrgeizig bin und somit Projekte erst beenden kann, wenn wirklich alles punktgenau stimmt. Und so weiter eben. Wenn es etwas locker zugeht, kann ich ja noch sagen, dass ich eine Schwäche für gutes Essen habe. :wink: Das merke ich dann schon, ob so eine Äußerung verhältnismäßig ist.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Natürlich wird nach Schwächen gefragt und wer dann nichts parat hat oder nur mit Stärken angeben muss, der ist direkt auch schon unten durch. Ein Vorstellungsgespräch sollte vorbereitet sein und wenn mir jemand etwas von einer Schwäche für gutes Essen erzählt, dann hat er einfach das Thema verpasst, da es ebenfalls berufsbezogen sein sollte. Bewirbt sich derjenige nicht als Koch, dann ist das eine glatte 6 und punktet damit in keiner Weise.

Es gilt hierbei ebenfalls die Regel, dass man seine Schwächen benennen kann, mit einem Beispiel untermauern und wie man gedenkt diese hinterher auch zu beseitigen oder beseitigt hat. So kann man z.B. sagen, dass man früher in Englisch recht schlecht war, da man es nicht so mit Sprachen hat und das eine Schwäche ist. Aber inzwischen daran arbeitet, dass man es mittels Kurs, Hörbüchern oder was weiß ich auch verbessert.

Hier geht es einfach um das Reflektieren eines jeden selbst und niemand hat nur Stärken, man sollte diese aber auch selbst erkennen und wissen wie man daran arbeitet. Schwächen müssen keine Schwächen sein, wenn sie erkannt worden sind ist das der Punkt auf den abgezielt worden ist, man dann noch weiß wie man das ändert oder abstellt und schon hat man die 100 Punkte Antwort geliefert.

Natürlich sollte man sich vorher auch "gute" Schwächen aussuchen und nicht sagen, dass man eine unpünktliche Person ist und daran arbeitet und sich bislang nur leichte oder keine Verbesserungen eingestellt haben wenn man sich auf einen Job bewirbt der die Einhaltung von Fristen sehr hoch bewertet hat. Im Internet gibt es Listen über Eigenschaften die man hernehmen kann und auf sich anwenden.

Mit solchen Dingen kann man viel mehr Punkten, als wenn bei den Stärken einiges kommt und ansonsten nichts mehr. Thema verfehlt, unten durch und das mit den Stärken und Schwächen ist eine der drei Kronenfragen, werden diese nicht beantwortet, falsch verstanden und irgendwas geblubbert, dann sinken die Chancen auf diese Stelle rapide oder sorgen auch dafür, dass man die Absage bekommt.

Die zwei anderen sind "erzählen Sie etwas über sich" wo auch die meisten den Fehler machen und ihren Lebenslauf beten, was mit der Frage gar nicht gemeint ist und "haben Sie noch weitere Fragen?". Bei diesen drein wird oftmals nicht verstanden worum es geht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich kenne es eigentlich nicht anders, als dass bei einem Vorstellungsgespräch ganz standardmäßig auch nach den "Schwächen" gefragt wird. Nicht umsonst wird einem in den ganzen Ratgebern zum Thema Bewerbung immer geraten, sich für diese Frage eine plausible Antwort auszudenken, die man als Schwäche auslegen kann, die aber eigentlich nicht so "schlimm" ist beziehungsweise auch Vorteile hat. Alternativ soll man zwar ehrlich sein, aber gleich ein paar Strategien nachreichen, wie man gelernt hat, seine Schwächen auszugleichen.

Als gängiges Beispiel kenne ich "Ungeduld". Schon oft habe ich gelesen, dass man als Bewerber bei der unvermeidlichen Frage nach den Dingen, die einem nicht so sehr liegen, behaupten soll, man sei ein ungeduldiger Mensch. Das impliziert schließlich, dass man eifrig ist und es einem nicht schnell genug gehen kann, und diese Eigenheiten sind normalerweise im Job eher gefragt als ein ausgeprägtes Phlegma. Mittlerweile würde ich allerdings eher davon ausgehen, dass der Bewerber die entsprechenden Ratgeber verinnerlicht hat, wenn er sich als "ungeduldig" bezeichnet, als dass die Person die Wahrheit sagt.

Um dies zu vermeiden, habe ich bei Bewerbungsgesprächen immer angegeben, dass ich nicht sehr "gesellig" bin, sprich Beruf und Privatleben gerne getrennt halte und einfach nicht der Typ bin, der pro Schwangerschaft in der Abteilung eine Babyausstattung häkelt und Wert darauf legt, Geburtstage zu feiern. Das stimmt einerseits, andererseits bin ich auch davon ausgegangen, dass ein Chef vielleicht ganz gerne hört, wenn jemand tatsächlich zum Arbeiten in die Arbeit kommt bzw. dass ich aussortiert werde, wenn man tatsächlich jemanden zum Kaffeetrinken und Tratschen sucht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kenne es auch, dass man in einem Vorstellungsgespräch gerne mal nach den Schwächen gefragt wird. Das ist absolut nichts ungewöhnliches und durchaus auch etwas, auf das man sich vor so einem Gespräch besser vorbereiten sollte. Natürlich sollte man dabei schon Schwächen aufzählen, die bei genauerer Betrachtung doch Stärken sind. Aber das geht nur, wenn man mit der Frage rechnet und sich entsprechend vorbereitet.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Irgendwelche Stärken als vermeintliche Schwächen zu verkaufen, das ist so ein alter Hut, das begeistert keinen Personaler mehr. Vernünftiger ist es tatsächlich, echte Schwächen zu benennen und gleichzeitig zu erklären, was man dagegen tut.

Denn jeder hat Stärken und Schwächen, das wissen auch Personaler. Und ein Bewerber, der seine Schwächen kennt und sich um Verbesserung bemüht, ist allemal interessanter als eine von sich überzeugte Luftpumpe, die immer allen anderen die Schuld gibt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Als ich noch studiert habe, habe ich verschiedene Bewerbungsvorbereitungskurse besucht und Workshops, wo man auf Vorstellungsgespräche vorbereitet wird. Und da wurde immer gesagt, dass man nach Stärken und Schwächen gefragt wird und man solle sich vorher was überlegen. Man solle etwa nicht Ungeduld nennen, weil das jeder sagt und klischeemäßig rüberkommt. Aber es gibt da auch zig Abhandlungen darüber, was man nun sagen sollte und was nicht usw. Ich hatte nur ein einziges Mal im im Vorstellungsgespräch die Frage nach Schwächen und da habe ich meine vorher überlegte Antwort gebracht. Aber da wirkte die Personalfrau auf mich so, als habe sie ein Personalerhandbuch auswendig gelernt und würde nun die da gelesenen Fragen abarbeiten.

Bei meiner letzten Stelle habe ich selbst Personalauswahl betrieben und ich kann von meinen Kollegen, die das auch gemacht haben, und mir, sagen, dass dieses ganze Gedöns, was man im einen Vorstellungsgespräch angeblich sagen soll oder was nicht und was Personaler angeblich alles beachten würden usw. Quark ist. Wirklich, das mag in irgendwelchen Büchern stehen, aber der Praktiker hält sich da nicht dran. Ich bin immer nur danach gegangen, ob der Bewerber die fachlichen Qualifikationen erfüllt und mir halbwegs sympathisch war. Nach Stärken und Schwächen habe ich nie gefragt, das fand ich albern und wenn jemand mal länger überlegt hat, hab ich dem das auch nicht negativ angerechnet, wenn er mir sympathisch war.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich sehe das so wie Quasselfee. Also im letzten Bewerbungskurs bei dem ich zwangsbeglückt wurde, weil ich zwei Monate auf Arbeitssuche war, das ist aber auch schon einige Sommer her, da wurde das genau so gelehrt.

Man soll seine Schwächen in Stärken verpacken. Ich tat mir da immer sehr schwer, aber es ist eben so, dass es eine Bewerbung ist. Man wirbt also quasi für sich selber, dass man dann schlussendlich auch eingestellt wird. Damals war aber mein Selbstbewusstsein nicht so groß und wahrscheinlich hätten sie mir das auch nicht abgekauft, da es nicht authentisch rüber gekommen wäre.

Ich fand so einen schnickschnack immer schon einen Blödsinn und bin froh, dass der damalige Chef meiner jetzigen immer noch Arbeitsstelle nichts über meine Schwächen gefragt hatte. Es hat aber der Arbeitsstelle nicht geschadet weil ich schon finde, dass ich das was ich mache, korrekt anpacke und ich bin mittlerweile schon einige Jahre dort.

Ich finde diese ganze Bewerbungsgeschichte so oder so blöd. Denn nicht jeder, der Potential beim gefragten Job hat, hat die Fähigkeit, sich gut zu verkaufen. Da wäre ich eher dafür, dass man sich entscheidet, nachdem man die Leute ein paar Tage oder einen Monat Probearbeiten lässt. Anschließend kann das Arbeitsverhältnis ja so oder so aufgehoben werden und das ohne Angabe von Gründen. Bei uns sogar während des Probemonats.

Also für mich heißt es ganz klar, wenn es beim Vorstellungsgespräch nicht eindeutig beim Hearing erwartet wird, dann würde ich die Schwächen gar nicht erwähnen, also gar nicht darauf eingehen. Denn meiner Meinung nach klingt es unsympathisch, die Schwächen als Stärken zu präsentieren. Wenn ich die Vorgesetzte wäre, wäre es mir wichtiger, einen ehrlichen Menschen vor mir zu haben, der seine Schwächen kennt und auch dazu steht.

Denn wir sind ja alle nur Menschen und machen Fehler. Aber gut, ich kann ja nicht für den Rest dieser Vorgesetzten von der ganzen Welt sprechen. Deshalb handhabt man es wahrscheinlich, wenn man erfolgreich werden möchte, so, wie es eben allgemein üblich ist. Also man verpackt seine Schwächen in Stärken.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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