Im Studium auf den Kriegsfall vorbereitet werden?

vom 13.12.2014, 11:28 Uhr

Im Moment steht ja die CIA wegen ihren Folterberichten und Foltermethoden massiv unter Kritik. In diesem Bericht ist die Rede davon, dass die CIA bei ihren Foltermethoden sogar Hilfe von Forschern hatte, damit der Wille der Gefangenen gebrochen wird ohne dass Narben auf dem Körper entstehen oder der Körper sonst irgendwie Schaden aufweist. Da die Forscher sich also sehr gut damit auskannten, liegt es nahe, dass derartige Methoden sogar schon während der Studienzeit zumindest im Ansatz besprochen und durchgenommen wurden.

Mich überrascht ehrlich gesagt auch nicht, dass Psychologen während dem Studium Kenntnisse erworben haben, die dann auch im Kriegsfall gegen andere Menschen eingesetzt werden. In meinem Studiengang habe ich beispielsweise ähnliches beobachtet. An meiner letzten Universität war es nämlich so, dass wir eine Pflicht-Vorlesung besuchen mussten, in der uns genau erläutert wurde, wie man einem Land am meisten schaden kann. Es wurde am Fallbeispiel Vietnam sehr ausführlich erläutert, wie man am besten strategisch vorgehen muss, damit das Land kapitulieren muss.

An meiner jetzigen Uni habe ich noch nicht direkt solche Informationen vermittelt bekommen, allerdings wurden mir auch einige Leistungen anerkannt, sodass ich möglicherweise nicht alles mitbekomme was hier so vor sich geht. Nebenbei gesagt sind beide Universitäten in staatlicher Trägerschaft und somit keine Universitäten, die der Bundeswehr angehören. Bei einer Bundeswehr-Universität hätte ich viel eher verstanden, wenn dort Kriegsstrategien durchgesprochen werden.

Mir ist schon länger aufgefallen, dass uns im Studium Kenntnisse vermittelt werden, die zwar nicht direkt auf den Kriegsfall bezogen werden, die man aber genauso gut im Kriegsfall einsetzen könnte. So weiß ich beispielsweise, dass gerade wegen unserer Kenntnisse und Lehrpläne Absolventen meines Faches sehr stark von der Bundeswehr nachgefragt werden.

Ich persönlich könnte mir auch vorstellen, dass man die Kenntnisse von Biologen oder Chemikern beim Einsatz von chemischen oder biologischen Massenvernichtungswaffen sehr gut im Kriegsfall gebrauchen könnte. Oder eben die Kenntnisse von Medizinern, egal ob es jetzt darum geht andere Menschen (Feinde) zu verletzen oder die eigenen Soldaten schnellstmöglich zu heilen. Es gibt etliche Studiengänge, bei denen ich mir durchaus vorstellen könnte, dass man da indirekt auf den Kriegsfall vorbereitet wird, damit man eben im Ernstfall seinem Land dienen kann.

Wie sind eure Eindrücke bisher? Hattet ihr das Gefühl, dass ihr während eures Studienganges auf den Kriegsfall vorbereitet werdet? Gibt es denn Studiengänge, bei denen eine Vorbereitung auf den Kriegsfall unmöglich ist, weil die Disziplinen in so einem Fall einfach nicht gefragt werden? Würdet ihr eure Kenntnisse im Kriegsfall der Bundeswehr zur Verfügung stellen?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe Anglistik studiert und arbeite in der Bibliothek. Im V-Fall könnte ich also die anrückenden Horden mit den gesammelten Werken von Shakespeare bewerfen und im Falle, dass wir mal wieder bis zur letzten Patrone kämpfend untergehen, im Anschluss mit den Besatzern plaudern. Diese meine bescheidenen Fähigkeiten würde ich somit zur "Verteidigung des Vaterlandes" einsetzen. :roll: Auch die ganzen Lehramtsstudenten wurden eher auf den Kriegsschauplatz Klassenzimmer vorbereitet, auch wenn Grundkenntnisse der Pädagogik und Didaktik sicher auch auf dem Schlachtfeld von Nutzen sein können.

Mit anderen Worten: Ich bin sicher, dass es gerade im Bereich der Naturwissenschaften etliche Fachgebiete gibt, die dem Normalsterblichen in der Regel kaum bekannt sind und die für militärische Zwecke sicher nützlich sein können. Aber dass die Studenten flächendeckend auf den Einsatz in kriegswichtigen Gebieten vorbereitet werden, kann ich mir angesichts der schieren Zahlen schon nicht vorstellen.

Man braucht ja heutzutage oft nur noch wenige Spezialisten, um beispielsweise Massenvernichtungswaffen herzustellen und nicht Heerscharen von Biologiestudenten. An Fachkenntnissen fehlt es uns in Deutschland in dieser Hinsicht bestimmt nicht. Außerdem ergeben sich bestimmte Kenntnisse zwangsläufig aus anderen: Wenn man weiß, wie man einen Menschen heilt, weiß man auch, wie man einen Menschen foltern kann. Das gilt logischerweise auch auf psychischer Ebene.

Es gibt bestimmt etliche Absolventen, die sich schon im Studium auf eher "kriegerische" Aspekte konzentriert haben und entsprechend eine Karriere verfolgen. Auch wenn man beispielsweise einen "zivilen" Ingenieurberuf hat, kann man ja immer noch in eine militärische Sparte wechseln, wenn man Spaß daran hat, möglichst viele Menschen möglichst effizient zu töten. Ich glaube aber, dass es sich hierbei um spezialisierte Bereiche handelt, und dass es weder beim großen Bruder drüben noch hierzulande planmäßig verfolgt wird, Studiengänge auf den Kriegsfall vorzubereiten.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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