Im Kinderzimmer religiöse Symbole platzieren?

Ein Bekannter von mir ist religiös und möchte diese Werte auch an sein Kind weitergeben. Seine Tochter ist noch ein Kleinkind und versteht davon nicht viel, dennoch hat der Vater im Kinderzimmer ein Kruzifix hängen und meint, dass er damit wohl seinen Glauben der Tochter näher bringen kann.

Nicht nur, dass das düster gestaltete Kruzifix gerade im fröhlichen Kinderzimmer irgendwie deplatziert und schon fast gruselig wirkte, ich finde es auch unpassend, Kinder schon so früh mehr oder weniger zu indoktrinieren. Ich bin dafür, dass Kinder im passenden Alter selbst entscheiden sollten, was sie glauben wollen und was nicht. Daher hätte ich das nicht gemacht, egal wie religiös ich wäre. Haltet ihr religiöse Symbole im Kinderzimmer für angebracht oder eher unpassend? Würdet ihr religiöse Symbole im Kinderzimmer platzieren oder ist das nichts für euch?

Wenn Kinder wirklich frei und selbst Entscheiden sollen, dann darf man sie auch nicht Taufen lassen. Denn auch das machen Eltern gerne und erzählen dann etwas, dass sie sich dennoch frei Entscheiden können was aber für mich ebenfalls nicht zusammen passt.

In dem Kinderzimmer meines Sohnes hängt kein Kruzifix, er ist nicht getauft und ich gehöre ebenfalls keiner Religionsgemeinschaft mehr an, seit ich vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten bin. Somit hat er die freie Wahl, wie er sich entscheiden möchte, meine Erziehung findet aber auch gänzlich nicht auf religiöser Basis statt Zuhause, allerdings hat er damit Kontakt in der Kindertagesstätte. Denn diese ist katholisch geführt, was mich nicht weiter stört, und da hat er halt Kontakt damit da vor dem Essen immer gebetet wird.

Wenn jemand tief religiös ist, und das auch an seine Kinder weiter geben möchte, dann kann er das machen. Da spricht nichts dagegen und es muss auch nicht mit meiner Meinung konform laufen, dass ein jeder Mensch die freie Wahl haben sollte ob er glaubt, welcher Religion er angehören möchte oder ob er sich dagegen Entscheidet. Entsprechend war es schon immer klar, dass mein Kind nie getauft wird, es sei denn, er möchte das und auch keinem Glauben von Geburt angehört.

Wenn man wirklich religiös ist, möchte man seinen Glauben natürlich an seine Kinder weitergeben. Das kann man Indoktrination nennen, aber in meinen Augen ist es ganz normal, dass Elten möchten, dass Kinder ihre Werte und Vorstellungen übernehmen, weil die Erwachsenen sie schließlich auch selber für gut und richtig halten. Nur in Bezug auf Religion muss man sich der Kritik der nicht- oder weniger religiösen Umgebung aussetzen, während andere Fragen der Lebensanschauung einfach so hingenommen werden.

Wenn jemand beispielsweise leidenschaftlicher Tierschützer ist und seine Kinder vegetarisch ernährt, oder ein großer Jazz-Fan, der schon seinem ungeborenen Sprössling seine Lieblingsplatten vorspielt, oder seinen Kinder kleine Mittelalter-Outfits fürs LARP näht, schreit ja auch keiner "Indoktrination!" und "Mein Kind soll selber entscheiden, ob es einen Elb oder einen Zwerg spielen/Salat oder Schnitzel essen/Helene Fischer oder Bach anhören möchte!" Wieso ist es bei Religionsfragen denn so anders? Die sind auch nicht mehr oder weniger logisch oder lebensentscheidend als die Salat/Schnitzel-Frage.

Ich muss auch zugeben, dass ich es schon ein bisschen schizophren finde, dass Kinder vom Säuglingsalter an in den Medien mit Gewaltdarstellungen aller Art konfrontiert werden, aber ein Kruzifix sie mehr traumatisieren und ihre glückliche Kindheit ruinieren soll als die böse Stiefmutter im Märchen, die in glühenden Schuhen tanzen muss, bis sie tot umfällt. Die allermeisten Kreuz- und Kruzifix-Darstellungen, die ich in meinem erzkatholischen Umfeld sehe, sind definitiv nicht brutal oder erschreckend gestaltet, und selber als Kind habe ich auch erst recht spät überhaupt kapiert, was es damit genau auf sich hat, und da hatte ich auch schon reichlich Blutpfützen in der Tagesschau gesehen.

Religion ist kein Ponyhof, aber wenn man es mit seinem Glauben ernst meint, sehe ich kein Problem damit, ihn Kindern kindgerecht zu übermitteln. Dazu gehört in meinen Augen natürlich auch kein hyperrealistischer Kruzifixus im Kinderzimmer, dem das Blut aus den Augen rinnt, und der im Todeskampf erstarrt ist, aber die Auswahl an christlichen Symbolen ist schließlich groß genug, dass man nicht gleich beim Karfreitag einsteigen muss.

Ich finde das gar nicht so schlimm, allerdings würde ich dann schon darauf achten, dass die religiösen Symbole irgendwie kindgerecht sind. Man könnte ja auch ein schönes Kreuz aussuchen, dass eben nicht düster wirkt oder selbst eins basteln und dieses eben irgendwie heller gestalten.

Allerdings kenne ich es auch eher so, dass Kinder nur religiöse Symbole in ihrem Zimmer hängen haben, wenn sie zur Kommunion gekommen sind oder ähnliches. Da bekommen die meistens ein Kreuz geschenkt, dass dann auch oftmals im Zimmer aufgehangen wird. Allerdings sind die Kinder da natürlich auch schon etwas älter.

Ich denke auch, dass man ein Kind nur frei entscheiden lässt, ob es religiös sein möchte oder nicht, wenn man es nicht taufen lässt und auch ansonsten nicht direkt mit irgendeinem Glauben konfrontiert. Wenn man ein Kind taufen lässt, ist ja schon ein Glaube da, der für das Kind mehr oder weniger vorgesehen wurde.