Im Einzelhandel bald nur noch Aushilfen tätig?

Es mag sein, dass es mir nur so vorkommt, da ich die letzten 10 Jahre in Universitätsstädten gelebt habe. Ich habe den Eindruck, dass gerade im Einzelhandel überwiegend Aushilfen und Minijobber eingestellt werden. Diese Jobs waren gerade bei Studenten sehr beliebt. Es soll auch sehr schwer sein, im Einzelhandel eine Vollzeit-Stelle zu bekommen, wobei das natürlich auch von der Qualifikation abhängig sein kann.

Meint ihr, dass im Einzelhandel bald nur noch Aushilfen und Minijobber tätig sein werden? Oder seid ihr da anderer Ansicht? Wie ist die Entwicklung in eurer Region? Habt ihr ähnliche Beobachtungen machen können oder so gar nicht?

Die Zahlen sagen etwas anderes. Von 2016 bis 2017 sind 34.000 neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse im Einzelhandel entstanden, dafür ist die Zahl der Minijobber um 9.000 gefallen. Von den gut drei Millionen Beschäftigten sind 2,26 Millionen sozialversicherungspflichtig angestellt. Nur 800.000 sind Minijobber.

Das ist hier in der Gegend nicht anders, obwohl es Studentenstädte sind. Ob Discounter oder Supermarkt, Lottobude oder Schuhgeschäft und Drogerie, die meisten Arbeiten in Vollzeit oder machen viele Stunden Teilzeit. Man sieht sich regelmäßig und man kennt sich.

Aber cooper in deine Zahlen müssten doch genauso auch die Midijobber fallen oder? Ob es sich also um echte Vollzeitstellen handelt weiß ich da jetzt nicht so richtig. Und wenn ich mir anschaue, dass ich schon vor 6 Jahren knapp 10 Euro brutto die Stunde bekommen habe im Einzelhandel als Student entspricht das ja circa 45-50 Stunden im Monat. Ein paar Stunden drüber und schon fällt diese Stelle und die sozialversicherungspflichten Stellen.

Hier bei uns war es aber schon vor Jahren so, dass in den größeren Supermärkten und auch vielen kleineren Ländern sehr viele Studenten als Aushilfen gearbeitet haben. Das finde ich aber auch nicht verwunderlich. Ohne jetzt irgendwem zu Nahe zu treten, gibt es ja doch im Einzelhandel schon recht viele Tätigkeiten, die zwar körperlich anstrengend sind, aber wenig Geist fordern. Welche großartigen Qualifikationen braucht es denn, ein Ladenregal einzuräumen? Da braucht man nur etwas Kraft und Ausdauer. Warum sollte man dafür nicht einfach ein paar Schüler oder Studenten nehmen? Denen reicht meistens ein Mini- oder Midijob und die sind überwiegend körperlich fit um anpacken zu können.

Der Einzelhandel bietet sich doch dafür an, mehr und mehr Tätigkeiten auszugliedern, die unqualifizierte Menschen machen können. Und für den Rest wie Abrechnung, Einsatzplanung, Bestellungen und sowas stellt man dann halt ein paar richtig ausgebildete Vollzeitangestellte ein, die den Laden führen.

Ich stimme dir zu das es im Einzelhandel vergleichsweise (zu anderen Branchen) wenig Vollzeitstellen gibt. Es gibt einige Minijobs aber die meisten arbeiten dann doch in Teilzeit. Das bringen vor allem die langen Öffnungszeiten mit sich. Teilzeitkraft kann man in der Regel einfach flexibler einsetzen, also zum Beispiel bei Stoßzeiten oder in einer Wechselschicht. Bei Vollzeitkräften ist das oft schwieriger möglich.

Und genauso ist es auch bei Aushilfen. Man kann diese einfach flexibler einsetzen als Vollzeitkräfte weshalb Sie so beliebt sind. Außerdem bekommen Aushilfen oft bloß den Mindestlohn wohingegen eine ausgelernt Einzelhandelskauffrau dann doch etwas mehr verdient. Auch dies könnte ein Faktor sein warum im Einzelhandel viele Aushilfen eingestellt werden.

Das es bald nur noch Aushilfen im Verkauf geben wird glaube ich jedoch nicht. Für das Kerngeschäft braucht man dann doch noch Vollzeit oder Teilzeitkräfte. Außerdem sind Aushilfen oftmals auch nicht so lange in der Firma und müssen dementsprechend oft ersetzt werden. Kein Chef tut sich das an seine komplette Belegschaft jedes Semester zu erneuern. Schon allein deshalb braucht jedes Geschäft zumindest eine Hand voll Festangestellte.