Im Dorf eher Hilfe angeboten bekommen? Nehmt ihr sie an?

vom 26.12.2021, 10:33 Uhr

Ich war gestern mit meinen Kindern draußen. Wir haben eine ältere Frau, die bei uns in der Nachbarschaft wohnt. Wir haben sie immer mal gegrüßt, sie sucht auch immer wieder das Gespräch. Gestern hat sie dann angeboten, dass sie auch mal auf die Kinder aufpassen kann, wenn mal was ist. Aus dem Gespräch heraus wurde deutlich, dass sie ihre Verwandten wohl nicht in der Nähe wohnen und sie etwas einsam ist. Wahrscheinlich hat sie es deswegen angeboten.

Meine Kinder sind immer eher schüchtern, was solche Sachen angeht und daher würde ich es wahrscheinlich wirklich nur im Notfall nutzen, aber ich denke, dass ich vielleicht mal mit einem Kuchen bei ihr vorbeigehen werde, damit sie nicht so alleine ist. Habt ihr den Eindruck, dass man im Dorf eher Hilfe angeboten bekommt und nehmt ihr solche Hilfe dann ganz gerne mal an oder eher nicht?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Den Eindruck habe ich nicht. Ich wohne zwar nicht auf dem Dorf, bin aber in einem Dorf aufgewachsen. Nachbarschaftlich war das enger als hier in dem großen Wohnkomplex, in dem ich wohne, aber gerade als meine Kinder klein waren, hatte ich ein Netz mit anderen Müttern, die in der Nähe wohnten und es gab immer jemanden, der die Kinder nahm, wenn was war. Die Wege waren vielleicht sogar weniger weit und die Auswahl größer als in einem Dorf.

Die Nachbarn hier direkt sind zwar relativ anonym, aber freundlich. Es wohnen auch Kinder hier und ich bin mir sicher, dass im Notfall Leute bei mir klingeln und ihre Kinder bei mir abgeben würden. Selber von mir aus angeboten habe ich es allerdings noch nicht. Vielleicht sollte ich es bei der alleinerziehenden Nachbarin unter mir mal tun. Bis jetzt reden wir nur Small Talk miteinander.

Auch für alte Leute wird sehr viel mehr geboten als auf dem Land. Es gibt überall Altenservicezentren, die allerlei Aktivitäten auch für Leute mit wenig Geld anbieten. Und alles ist gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Auf dem Dorf kommt man als alter Mensch vielleicht gar nicht an die Orte hin, die spezielle Sachen anbieten, wie vielleicht Kirchengemeinden.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Meiner Erfahrung nach bist du auf dem Dorf genauso auf dich gestellt wie überall sonst. Gerade ganz fernab vom Schuss wird beispielsweise neu Zugezogenen erst mal mit Misstrauen begegnet, sodass es schwer bis unmöglich wird, die Netzwerke gegenseitiger Bekanntschaften zu knüpfen, die die Voraussetzung für Hilfsangebote aller Art sind. Und als "zugezogen" kann man auch mal ein paar Jahrzehnte lang gelten.

Und was die allgemeinen Angebote angeht, die von der Gemeinde, der Kirche, den Vereinen oder ehrenamtlich Engagierten ausgehen, ist Dorf auch nicht gleich Dorf. In manchen Kommunen herrscht da emsiges Treiben und ganze Familien schwirren herum, und woanders gibt es den Kirchenchor, den Schützenverein und Punkt. Nichts mit Angeboten für Senioren, Kinder oder auch nur irgendwelche bastelnden Hausfrauen, die einen Wohltätigkeitsbazar organisieren.

In meinem Heimatdorf ist das soziale Netz zwar tatsächlich noch recht eng, aber "Hilfe" im weitesten Sinne muss man sich schon aktiv suchen. Beispielsweise würde der Nachbar meinen alten Vater sicher auch mal zum Arzt in die nächste Kleinstadt kutschieren, aber es ist einfach nicht üblich, dass mein Vater "Fremde" um Hilfe bittet oder dass diese sie von sich aus anbieten. Auch wenn man sich seit 50 Jahren kennt. In der Kleinstadt, in der ich wohne, gibt es dagegen zahllose Angebote für alle Bevölkerungsgruppen, die offensichtlich auch gut angenommen werden.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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