Im Bewerbungsgespräch selbst offensive Fragen stellen?
Neulich haben wir uns im Arbeitskreis darüber unterhalten, dass einer unserer Mitarbeiter bereits bei mehreren Bewerbungsgesprächen gewesen ist und bisher noch keine einzige Zusage erhalten hat. Viele haben die Schuld bei ihm gesehen. Er hat nämlich erwähnt, dass er beim Bewerbungsgespräch auch gerne offensive Fragen stellt, da er so seine eigene Position stärkt und die des Arbeitgebers etwas schwächt.
So fragt er beispielsweise nach dem Arbeitsklima in der Firma oder auch danach, was die eher unliebsamen Aufgaben in seinem Job sein werden. Einmal hat er offenbar auch gefragt, warum die Stelle frei geworden ist. Er wollte wissen, ob die Person gekündigt hatte oder entlassen worden ist und falls gekündigt wurde, aus welchem Grund.
Ich denke mal, dass das bei einem Bewerbungsgespräch nicht unbedingt üblich ist. Ich kann mir vorstellen, dass er seine eigene Position damit stärkt und selbstbewusst rüber kommt. Aber vermutlich passt das vielen Arbeitgebern auch nicht und sie fühlen sich womöglich angegriffen. Wie denkt ihr darüber? Sind solche Fragen im Bewerbungsgespräch angemessen?
Was soll an derartigen Fragen falsch sein? Fragen zum Betriebsklima und Fluktuationsrate im Betrieb stelle ich häufiger, sogar warum gekündigt worden ist oder einer Person gekündigt wurde. Bisher ist das nie irgendwie negativ angekommen und hinterher wollten mich trotzdem mehrere Arbeitgeber gleichzeitig haben, sodass ich mir die Rosine rauspicken konnte.
Ich habe in dieser Hinsicht eher positive Erfahrungen gemacht und verstehe nicht, was daran negativ sein soll, wenn man derartige Fragen stellt. Wäre es dir lieber, wenn man gar nichts sagt, sondern nur stumm dasitzt und nickt? Das macht doch einen viel schlechteren Eindruck finde ich.
Crispin hat geschrieben:So fragt er beispielsweise nach dem Arbeitsklima in der Firma oder auch danach, was die eher unliebsamen Aufgaben in seinem Job sein werden. Einmal hat er offenbar auch gefragt, warum die Stelle frei geworden ist. Er wollte wissen, ob die Person gekündigt hatte oder entlassen worden ist und falls gekündigt wurde, aus welchem Grund.
Wo sind das denn bitte offensive Fragen? Offensive Fragen in einem Vorstellungsgespräch haben eigentlich eher ein anderes Kaliber. Wenn ist höchstens die Frage, warum jemandem gekündigt wurde offensiv, allerdings auch thematisch riskant, denn es geht einen Bewerber schlichtweg nichts an, warum einem Mitarbeiter gekündigt wurde, am besten noch in voller Bandbreite und mit Detailinformationen.
Wenn das Unternehmen z.B. über seine geringe Fluktuation der Mitarbeiter spricht, dann ist die Frage zur offenen Stelle ein genaueres hinterfragen. Stellen müssen nämlich auch nicht immer frei sein, weil ein Mitarbeiter gegangen ist, manchmal gibt es auch einfach zusätzliche freie Stellen. Selbst wenn das Unternehmen sich nicht zur Fluktuation geäußert hat, ist das immer noch eine völlig legitime Frage, aus der man einfach nur mehr ableiten kann.
Allerdings und das ist vielleicht der größere Knackpunkt die genannten Fragen lassen sich in allen möglichen Standardbewerbungsratgebern finden und damit sind es im Prinzip Standardfragen, die man bei jeder Firma so stellen kann und wahrscheinlich auch macht, um besser zu vergleichen. Das ist einem Personaler aber auch bewusst und wenn da keine anderen Fragen mehr kommen, dann hebt er sich von anderen Bewerbern nicht ab und hat damit seine Position definitiv nicht wirklich gestärkt.
Die Frage zu den unliebsamen Aufgaben finde ich z.B. auch eher negativ, natürlich möchte man wissen, welche Tätigkeiten die Position beinhaltet, aber das direkt so negativ zu formulieren kann auch interpretiert werden mit, "ich will keine Stelle mit Aufgaben die sowieso keiner mag und dann werden mir die als Neuem automatisch zugeschoben." Davon abgesehen woher soll der Personaler denn wissen, welche Aufgabe der Bewerber als unliebsam ansieht? Das ist von Mensch zu Mensch auch verschieden, was der eine mag, das hasst vielleicht der andere. Solche Fragen sollte man ganz anders formulieren und zwar im Laufe des Gespräches während die Tätigkeiten detaillierter besprochen werden, als es in der Ausschreibung steht. Was dann als unliebsam angesehen wird, kann der Bewerber dann immer noch für sich selber entscheiden.
Für mich sieht das eher so aus, als wenn der Mitarbeiter sich falsch vorbereitet auf die jeweiligen Gespräche, sei es was die Fragen angeht, was die Art der Formulierung der Fragen angeht und deshalb gar nicht wirklich seine Position stärkt sondern massiv schwächt.
Also für mich ist natürlich immer relevant, warum die Stelle frei geworden ist. Wenn man dies nämlich gut begründen kann, durch Babypause oder das Wechseln in eine höhere Position, dann ist es für den Arbeitnehmer auch nachvollziehbar.
Wenn man aber heraus gefunden hat, dass bei ein und derselben Stelle immer alle halbe Zeit jemand anders arbeitet, dann wirft das nicht so ein gutes Bild auf die Firma und es scheint etwas faul zu sein. Entweder das Klima oder die Bezahlung, oder beides.
Deshalb würde ich Fragen wie, wer hat vorher die Stelle gehabt und warum hat man die Stelle gewechselt durchaus stellen. Das Betriebsklima würde ich aber direkt nicht in Frage stellen. Da kommt der Chef dann selber ins Hintertreffen, wenn die Stelle wegen Mobbing etc. frei wurde.
Wenn übrigens schlecht über ehemalige Arbeitnehmer gesprochen wird, ist das fast immer ein Zeichen, dass in der Firma gemobbt wird oder wurde. Egal wie schlecht die Leistung einer Person war, ich würde nie darüber sprechen, wenn sie nicht mehr da ist. So etwas macht man nicht.
Vielleicht könntet ihr einmal mit dem Bekannten ein Bewerbungsgespräch simulieren und ihn dabei filmen. Oft liegt es auch an der Körpersprache, die die Menschen nicht beherrschen, die aber oft sie beherrscht. So merkt der Arbeitgeber Lügen oder Unsicherheiten sofort, da er auf solche Dinge geschult ist, wenn er das täglich macht.
Es lohnt sich daher, sich beim Gespräch einmal filmen zu lassen und sich dann selber anzuschauen. Dann fällt einem auf, was man dann für Gesten und Bewegungen macht. Vielleicht hat man eine dumme Angewohnheit.
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