Im Beruf auf seinen Dialekt verzichten müssen?
Ich habe vor einigen Jahren ein Semester auf Lehramt studiert, wobei es da immer sehr wichtig war, im Praktikum Hochdeutsch zu sprechen, zumal man als Lehrer im Endeffekt ohnehin immer Hochdeutsch mit seinen Schülern sprechen müsste.
Von daher war es den Dozenten auch wichtig, dass auch in den Seminaren immer Hochdeutsch gesprochen wurde, wobei das meinen Kommilitonen teilweise unheimlich schwer gefallen ist und sie doch immer wieder damit anfingen, im Dialekt zu sprechen.
Müsst ihr in eurem Beruf darauf verzichten, euren Dialekt zu sprechen? Wie schwer fällt euch das? Sprecht ihr in eurer Freizeit dann im Dialekt und auf der Arbeit auf Hochdeutsch oder habt ihr euch dann einfach angewöhnt, generell immer Hochdeutsch zu sprechen?
Ich wohne in Bayern und da ist Hochdeutsch einfach nicht so angesagt und es wird viel einfach nur auf bayrisch gesagt. Mittlerweile habe ich mir das auch ganz schön angewöhnt und rede auch so. Wobei ich auch noch nie ein Problem dadurch hatte. Selbst in der Schule wird hier bayrisch geredet und kein Hochdeutsch. Der Versuch ist sicherlich da, aber das wird eben nichts. Wobei ich mich wahrscheinlich auch leichter wieder umstellen könnte, da ich hier ja nicht geboren wurde.
Ich konnte mir in keinem Beruf erlauben, einen Dialekt zu sprechen. Wobei ich auch immer nur geschäftliche Kontakte hatte und habe, die ebenfalls Hochdeutsch sprechen. Man hört vielleicht eine kleine Einfärbung in der Betonung, aber mehr nicht. Auch Kunden aus Bayern oder Schwaben sprechen mit mir Hochdeutsch.
Ich werde hier in der Gegend immer für eine Norddeutsche gehalten. Dabei spreche ich privat durchaus "Pott". Aber das ist eben privat. In der Schule, an der Uni und im Beruf geht das nicht.
Außer in wenigen Fällen im privaten Bereich spreche ich nie etwas anderes als Hochdeutsch. Meine Mundart empfinde ich als privat und nicht in mein Berufsleben oder in mein sonstiges öffentliches Auftreten gehörend. Selbst in meiner Heimatstadt ist das für mich so.
Allerdings kenne ich auch andere, für mich teilweise erschreckende Beispiele. So eine Grundschullehrerin, die von sich behauptet, mit den Kindern ausschließlich Hochdeutsch zu sprechen. Dieselbe spricht ein Hochdeutsch, bei dem sich mir die Zehennägel hochklappen. Gleichzeitig streicht sie den Kindern das "Relativpronomen" "wo" anstatt "der", "die" oder "das" natürlich in den Klassenarbeiten an.
Die Schwaben mögen mir bitte verzeihen, aber bei diesen schulischen Voraussetzungen ist es der schwäbische Spruch "Mir kennet alles, außer Hochdeutsch" gut nachvollziehbar. Trotzdem mag ich das Schwäbische, die Menschen wie ihren Dialekt.
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