Im Alter das innere Kind bewahren können?

Vor kurzem habe ich etwas Thema Lebensende gehört und wie man auch im Alter zufrieden und glücklich sein kann. Eine Frau meinte, dass sie den Daliah Lama bewundert. Er würde sein inneres Kind bewahren und dies nie verlieren. Das würde ihn zu einem besonderen Vorbild für sie machen.

Ich denke, dass es wirklich schwierig sein kann, auch im Alter noch glücklich und zufrieden zu sein und es sicherlich hilfreich ist, wenn man immer etwas Kind bleibt und nicht alles so Ernst nimmt. Humor ist immer ein wichtiger Faktor.

Wie meint ihr kann man auch beim älter werden sein inneres Kind bewahren? Kennt ihr jemandem, der im Alter das innere Kind noch besitzt? Was meint ihr, wie sich das dann äußert? Gibt es da jemanden, den ihr als Vorbild seht? Findet ihr das durchaus wichtig, dass man sich dies bewahren kann?

Mein Großvater ist über 80 Jahre alt und der hat sich sein inneres Kind noch gut bewahrt. Man kann gut mit ihm scherzen und herumalbern und er kriegt dann immer so leuchtende Augen und einen lausbübischen Gesichtsausdruck. Da kann man sich dann gut vorstellen, wie er dann als Kind gewesen ist.

Mein Opa war auch ein ziemlicher Schelm. Er hat immer Witze gemacht, geneckt und auch mal einen Streich gespielt, bis zum Schluss. Er hat sich definitiv das Kind bewahrt, wobei ich es auch definitiv zu schätzen wusste, dass er sich auf Kleinigkeiten konzentriert hat, mir diese gezeigt hat und sich so auch ein bisschen kindlich verhalten hat, indem er kurz das Große ausgeblendet hat um etwas in kindlichen Erinnerungen zu schwelgen, mir eine Blume oder etwas ähnliches zu zeigen.

Das gehört für mich nämlich auch zum Kind sein, einfach mal ablenken lassen, die Natur genießen. Meine Ur Oma hatte da noch eine ganz andere kindliche Seite, sie hat einen knallhart immer die Wahrheit gesagt über das was sie denkt. Das machen Kinder ja auch oft so und sie tat es auch. Honig ums Maul schmieren war nicht ihres, aber das machte sie auch sehr sympathisch.

Ich stelle fest, dass hier wie so oft Theorie und Praxis auseinanderklaffen. Einerseits "soll" man sich eine kindlich-unbeschwerte Seite bewahren, weil es gut für die Psyche und auch die körperliche Gesundheit ist. Nicht umsonst feiern unzählige Selbsthilfebücher und Kurse Achtsamkeit und das Leben im "Hier und Jetzt" als Heilmittel gegen alle möglichen Zivilisationsleiden.

Und älteren Mütterchen und Väterchen gesteht man auch zu, dass sie, wenn sie schon keinen wirtschaftlichen Mehrwert mehr generieren, dass sie mit den Enkelchen malen oder gemächlich durch den Garten schlurfen und Erdbeeren pflücken.

Aber wehe, jemand im besten Alter bewahrt sich das innere Kind! Auf einmal gilt es als unschick bis befremdlich, ein unproduktives Hobby wie das Sammeln von irgendwas zu haben, in der Freizeit tatsächlich auch mal nichts tun oder sich in der Eisdiele blaues Eis mit Streuseln reinzuziehen. Von daher glaube ich eher, dass das "innere Kind" ein Privileg weniger ist und dass man erst ab dem Rentenalter in den Augen der meisten wieder ein Recht darauf hat, kindisch zu sein.

Ich kenne leider niemanden, der trotz fortgeschrittenen Alters noch das Kind in sich bewahrt hat. Die meisten älteren Menschen die ich kenne, sind sehr streng und benehmen sich absolut erwachsen. Auch die Verwandten die ich habe, sind sehr streng - und haben sich schon früh älter benommen, als sie eigentlich waren.

So etwas finde ich aber immer sehr schade. Ich finde es gut und wichtig, dass man nicht irgendwann mal bierernst ist, nur weil man sich bereits im Rentenalter befindet. Man ist doch nie zu alt, um Spaß zu haben und es spricht doch nichts dagegen, sich auch als Opi für Videospiele und ferngesteuerte Autos zu begeistern.