Hypersensibilität - gibt es sie wirklich?
Eine Bekannte von mir bezeichnet sich selber als hypersensibel und beschäftigt sich neuerdings auch viel mit diesem Thema. Mir war dieser Begriff vorher nicht bekannt, sodass ich mich auch etwas schlau machte.
Meine Bekannte begründet ihre Hypersensibilität damit, dass sie sich bei lauter Musik und großen Menschenmengen nicht wohl fühlt. Deswegen geht sie auch ungern weg in Clubs oder Bars. Ich würde daraus nicht unbedingt auf Hypersensibilität schließen, weil ich finde, dass nicht jeder ein leidenschaftlicher Partygänger sein muss.
Nun habe ich nach einigen gelesenen Artikeln den Eindruck, dass Hypersensibilität in der Medizin und Forschung überhaupt nicht anerkannt ist. Viel eher wirkt es auf mich so, dass jemand, der früher als Mimose gegolten hätte, sich nun hypersensibel nennt. Klingt ja auch besser. Das erinnert mich an das Thema ADHS. Hätte man einige Kinder früher einfach als Zappelphilipp abgetan, wird nun bei allen direkt ADHS "festgestellt".
Wie steht ihr zu diesem Thema? Glaubt ihr, dass Hypersensibilität wirklich existiert?
Wenn man die Freundin als Mimose abstempeln will und der Meinung ist, dass sie sich als hypersensibel bezeichnet, tut man ihr schon unrecht. Die arme Frau leidet ja schließlich sehr und kann sich nicht anders behelfen als den äußeren Ursachen aus dem Weg zu gehen. Nachdem was ich eben im Netz erfahren habe, glaube ich auf alle Fälle an Hypersensibilität. Ich glaube auch daran, dass der Grund dafür eine Störung der Reizverarbeitung im Gehirn ist und dass das Gehirn höher erregbar ist.
Ob nun die Freundin wirklich hypersensibel oder einfach nur lärmempfindlich ist, lässt sich ziemlich einfach feststellen. Hypersensible Menschen reagieren nämlich auf alle Arten äußerer Reize. Also auch auf Gerüche, Dämpfe, Staub etc. Auch nehmen sie Schmerzen intensiver wahr, als andere Menschen. Es gibt noch ganz viele Merkmale, die auf sie zutreffen könnten. Die könnte man ja mal durchgehen, wenn man die Freundin gut kennt. So kommt man eventuell zu der Erkenntnis, dass sie wirklich unter dieser Störung leidet.
Ich denke, dass es in psychischen Belangen immer eine Grauzone gibt und dass es oft genug nur eine Frage des Etiketts oder der Schublade ist, in die man Leute steckt. Es kann hilfreich sein, eine bestimmte Kombination von Eigenheiten quasi als krankhaft anzusehen und die betroffenen Personen als leidende Menschen, die Hilfe benötigen, und das fängt meiner laienhaften Meinung oft damit an, dass man dem Kind einen Namen gibt.
Da ich keine Spezialistin für psychische Probleme aller Art bin, kann ich natürlich keine Aussagen dazu treffen, ob es eine psychische Störung wirklich gibt oder nicht. Es ist in meinen Augen, wie gesagt, eine Frage der Definition. Aber generell halte ich es weder für hilfreich, Leute, die unter diesem oder jenem leiden, in Watte zu packen und jede Lebensäußerung auf ihr wie auch immer geartetes Syndrom zurückzuführen noch als tatsächlich oder vermeintlich gesunder Mensch immer nur zu krähen: Stell dich nicht so an, mir macht das schließlich auch nichts aus!
Für mich selber bin ich eher skeptisch, mich in dieser Hinsicht genauer untersuchen und mit einem Label versehen zu lassen. Gesund ist schließlich nur schlecht untersucht, und ich selber bin der Meinung, dass es für mein berufliches und Privatleben besser ist, wenn ich einfach nur als leicht exzentrisch und einzelgängerisch gelte und nicht gleich auf irgend einem "Spektrum" angesiedelt werde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass bei den allermeisten von uns irgend etwas Pathologisches zu finden ist, aber ob eine offizielle Diagnose immer hilfreich ist, bezweifle ich auch.
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